Business & Beyond EU gegen X: Wer manipuliert und täuscht hier eigentlich wen?

EU gegen X: Wer manipuliert und täuscht hier eigentlich wen?

Die EU-Kommission verhängt eine 120-Millionen-Strafe gegen X wegen „täuschender Designs“ – und nutzt selbst einen Trick für mehr Reichweite. X reagiert konsequent und sperrt das EU-Werbekonto.

Die EU-Kommission wollte ein Exempel statuieren und steht nun selbst am digitalen Pranger. Mit stolzgeschwellter Brust verkündete Brüssel eine Rekordstrafe von 120 Millionen Euro gegen Elon Musks Plattform X – wegen angeblich manipulativer Designelemente und mangelnder Transparenz.

Doch der Schuss ging nach hinten los: X sperrte kurzerhand das Werbekonto der Kommission, nachdem diese genau jene Tricks angewandt hatte, die sie selbst unter Strafe stellen will. Ein Lehrstück über Doppelmoral in der digitalen Regulierung.

Wer mit dem Finger zeigt, sollte saubere Hände haben

Die Kommission warf X vor allem „deceptive design“ beim blauen Verifizierungshäkchen und mangelnde Transparenz im Werbe-Archiv vor. Laut „Tichyseinblick“ nutzte die EU-Behörde jedoch für ihre eigene Verkündung der Strafe einen technischen Kniff: Sie reaktivierte ein brachliegendes Werbekonto und formatierte einen einfachen Link so, dass er im Feed wie ein Video erschien – ein klassisches Dark Pattern zur künstlichen Reichweitensteigerung.

Nikita Bier, Produktchef bei X, konfrontierte die Kommission öffentlich mit dieser Ironie. „Sie haben sich in Ihr inaktives Werbekonto eingeloggt, um eine Schwachstelle in unserem Ad Composer auszunutzen“, schrieb er laut „Tichyseinblick“. Die Konsequenz folgte prompt: X sperrte das EU-Werbekonto mit der Begründung, dass für alle Nutzer die gleichen Regeln gelten müssten.

Die Millionenstrafe als Bumerang

Der Vorfall wirft ein grelles Licht auf die Widersprüche europäischer Digitalregulierung. Während die Kommission X mit dem Digital Services Act (DSA) zu mehr Transparenz zwingen will, bedient sie sich selbst intransparenter Methoden. Besonders pikant: Die EU wirft X vor, Nutzer mit dem blauen Häkchen zu täuschen – während sie gleichzeitig ihre eigene Botschaft in einem Format verpackt, das mehr Aufmerksamkeit generieren soll.

Die Brüsseler Behörde, die sich als oberste Hüterin digitaler Fairness inszeniert, wurde auf frischer Tat bei genau jenen Praktiken ertappt, die sie bekämpfen will. Dies ist kein Einzelfall, sondern reiht sich ein in eine Serie von Transparenzproblemen der Kommission – von verschwundenen SMS mit dem Pfizer-Chef bis zu aktuellen Korruptionsfällen im Umfeld der EU-Spitze.

Machtprobe zwischen Tech-Gigant und Regulierungsbehörde

Für X entwickelt sich der Vorfall zum PR-Coup. Die Plattform kann demonstrieren, dass sie ihre Regeln konsequent durchsetzt – selbst gegen mächtige politische Akteure. Die EU hingegen verliert an Glaubwürdigkeit als digitaler Ordnungshüter. Wer andere wegen manipulativer Praktiken mit Millionenstrafen belegt und dann beim gleichen Verhalten erwischt wird, untergräbt seine eigene Autorität.

Die Episode markiert einen Wendepunkt im Verhältnis zwischen Tech-Plattformen und europäischen Regulierungsbehörden. Sie zeigt, dass die Machtverhältnisse komplexer sind als oft dargestellt. Während die EU mit dem DSA ein mächtiges regulatorisches Instrument geschaffen hat, verfügen Plattformen wie X über eigene Druckmittel – etwa die Kontrolle über ihre Werbeinfrastruktur.

Business Punk Check

Die EU-Kommission hat sich mit ihrer Doppelmoral selbst ein Bein gestellt. Während sie von Tech-Unternehmen höchste Transparenz fordert, nutzt sie selbst Dark Patterns für ihre Kommunikation. Diese Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit untergräbt die Glaubwürdigkeit des gesamten Digital Services Act. Für Unternehmen bedeutet das: Die Regeln mögen streng sein, aber ihre Durchsetzung könnte anfechtbar werden.

Wer die gleichen Methoden anwendet, die er bei anderen bestraft, verliert seine moralische Autorität. Für die digitale Wirtschaft entsteht ein gefährliches Vakuum: Regulierung ohne Glaubwürdigkeit funktioniert nicht. Unternehmen sollten jetzt genau dokumentieren, wie Behörden selbst mit den Regeln umgehen – das könnte bei künftigen Auseinandersetzungen Gold wert sein.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Konsequenzen hat die EU-Doppelmoral für die Durchsetzung des Digital Services Act?
    Die Glaubwürdigkeit der EU als digitaler Regulierer ist beschädigt. Unternehmen könnten künftig DSA-Strafen leichter anfechten, indem sie auf die Diskrepanz zwischen den Forderungen der Kommission und ihrem eigenen Verhalten verweisen.
  • Wie sollten Digitalunternehmen auf die widersprüchliche Regulierungspraxis reagieren?
    Dokumentieren Sie akribisch, wie Regulierungsbehörden selbst mit ihren Regeln umgehen. Diese Beweise können bei Rechtsstreitigkeiten entscheidend sein. Gleichzeitig empfiehlt sich proaktive Transparenz in der eigenen Kommunikation.
  • Welche Machtverschiebung zeigt der Konflikt zwischen X und der EU-Kommission?
    Der Fall demonstriert, dass Tech-Plattformen trotz zunehmender Regulierung eigene Druckmittel besitzen. Die Kontrolle über Werbeinfrastruktur und Nutzerkonten gibt ihnen Hebel, um auch gegen mächtige politische Akteure vorzugehen.
  • Was bedeutet der Fall für mittelständische Digitalunternehmen in Europa?
    Kleinere Unternehmen sollten die Entwicklung genau beobachten. Wenn die EU-Kommission ihre eigenen Regeln nicht einhält, könnten sich Spielräume für rechtliche Einsprüche gegen überzogene Regulierungsmaßnahmen eröffnen.

Quellen: „tichyseinblick.de“