Business & Beyond EU kappt die Gasleitung zu Russland – Milliardengeschäft vor dem Aus

EU kappt die Gasleitung zu Russland – Milliardengeschäft vor dem Aus

Brüssel macht Ernst: Ab 2027 soll kein russisches Gas mehr in die EU fließen. Trotz Krieg kassierte Moskau allein im ersten Halbjahr 2025 noch 4,5 Milliarden Euro für Gaslieferungen. Ein radikaler Schnitt mit Folgen.

Die EU zieht die energiepolitische Notbremse und kappt ihre Abhängigkeit von russischem Gas. In Brüssel haben sich Vertreter der Mitgliedstaaten und des Europaparlaments auf einen kompletten Importstopp bis spätestens Ende 2027 geeinigt. Während LNG-Importe bereits ab Januar 2027 verboten werden sollen, darf Pipeline-Gas noch bis November 2027 fließen. Für bestimmte Binnenländer sind kurze Übergangsfristen vorgesehen. Der Schritt kommt fast vier Jahre nach Beginn des Ukraine-Kriegs – und während Europa weiterhin Milliarden für russische Energie ausgibt.

Energiepolitischer Befreiungsschlag

Die Entscheidung markiert einen strategischen Wendepunkt in der europäischen Energiepolitik. Laut „Tagesschau“ zielt der Gesetzentwurf darauf ab, die Interessen der EU vor der Instrumentalisierung von Energielieferungen durch Russland als Waffe zu schützen. Anders als die bisherigen Sanktionen, die alle sechs Monate einstimmig verlängert werden müssen, soll diese Regelung dauerhaft gelten.

Besonders brisant: Trotz des anhaltenden Krieges flossen im ersten Halbjahr 2025 noch fast 4,5 Milliarden Euro für russisches Flüssigerdgas in den Kreml, wie „Bild“ unter Berufung auf Eurostat-Daten berichtet. Diese finanzielle Unterstützung Moskaus soll mit dem Importstopp endgültig beendet werden.

Versorgungssicherheit versus geopolitische Interessen

Die EU-Kommission gibt Entwarnung für Verbraucher und Unternehmen. Laut „Deutschlandfunk“ sieht eine Analyse der Kommission kein Risiko für die Versorgungssicherheit, da auf dem Weltmarkt genügend alternative Anbieter existieren.

Preissprünge seien nicht zu erwarten. Dennoch enthält die Vereinbarung eine Sicherheitsklausel: Bei ernsthaften Versorgungsengpässen kann die Kommission betroffenen Ländern erlauben, das Einfuhrverbot temporär auszusetzen. Diese Notfallregelung soll verhindern, dass einzelne Mitgliedstaaten in energiepolitische Bedrängnis geraten.

Sonderregelungen für Ungarn und die Slowakei

Besonders heikel bleibt die Situation für Ungarn und die Slowakei. Beide Länder beziehen als einzige EU-Staaten noch russisches Rohöl und sind stark von russischen Gaslieferungen abhängig.

So soll die EU-Kommission im kommenden Jahr einen Plan für den Ausstieg aus russischen Ölimporten bis Ende 2027 vorlegen. Die geopolitische Brisanz: Beide Länder haben in der Vergangenheit wiederholt Unterstützungsmaßnahmen für die Ukraine blockiert. Die energiepolitische Abhängigkeit und die politische Haltung dieser Länder bleiben ein Spannungsfeld innerhalb der europäischen Einheit.

Business Punk Check

Die EU-Entscheidung ist überfällig, aber die wirtschaftlichen Konsequenzen werden unterschätzt. Die Behauptung, es gebe „genügend andere Anbieter“, ignoriert die Realität des globalen Energiemarktes. Alternative LNG-Lieferanten wie die USA oder Katar werden ihre Preismacht nutzen, wenn europäische Käufer unter Zugzwang stehen.

Besonders der Mittelstand muss mit steigenden Energiekosten rechnen – trotz aller Beschwichtigungen aus Brüssel. Zudem fehlt ein konkreter Plan für die Infrastruktur: Wer investiert in die notwendigen LNG-Terminals und Pipelines? Die wahre Herausforderung liegt nicht im politischen Willen, sondern in der praktischen Umsetzung. Unternehmen sollten jetzt Energieeffizienzmaßnahmen forcieren und langfristige Lieferverträge mit nicht-russischen Anbietern prüfen, statt auf politische Versprechen zu vertrauen.

Häufig gestellte Fragen

  • Werden die Energiepreise für Unternehmen nach dem Russland-Importstopp steigen?
    Entgegen der offiziellen Darstellung ist mit moderaten Preissteigerungen zu rechnen. Besonders energieintensive Mittelständler sollten ihre Beschaffungsstrategie diversifizieren und langfristige Lieferverträge mit alternativen Anbietern abschließen.
  • Welche Branchen sind vom Gasimportstopp am stärksten betroffen?
    Die chemische Industrie, Metallverarbeitung und Glasproduktion trifft es am härtesten. Diese Sektoren sollten jetzt in Energieeffizienzmaßnahmen und alternative Produktionsprozesse investieren, um ihre Abhängigkeit von Gasimporten zu reduzieren.
  • Wie können Unternehmen sich auf die neue Energierealität vorbereiten?
    Drei Schritte sind entscheidend: Erstens eine Analyse des eigenen Energieverbrauchs durchführen, zweitens in Effizienzmaßnahmen investieren und drittens die Energiebeschaffung diversifizieren. Besonders kleinere Unternehmen sollten Einkaufsgemeinschaften bilden, um bessere Konditionen zu erzielen.
  • Welche Chancen bietet der Importstopp für innovative Unternehmen?
    Der Markt für Energieeffizienzlösungen, erneuerbare Energien und Speichertechnologien wird boomen. Startups und Mittelständler mit Lösungen in diesen Bereichen können jetzt skalieren. Auch Beratungsdienstleistungen zur Energieoptimierung werden stark nachgefragt werden.
  • Sind die Zeitpläne der EU realistisch umsetzbar?
    Die Deadline 2027 ist ambitioniert, aber machbar – wenn jetzt massiv in Infrastruktur investiert wird. Unternehmen sollten nicht auf politische Fristverlängerungen spekulieren, sondern ihre Transformation beschleunigen. Wer jetzt handelt, verschafft sich Wettbewerbsvorteile.

Quellen: „Bild“, „Tagesschau“, „Deutschlandfunk“