Business & Beyond EU kippt Digitalsteuer: Trump-Drohung wirkt, neue Milliardenabgabe für Konzerne kommt

EU kippt Digitalsteuer: Trump-Drohung wirkt, neue Milliardenabgabe für Konzerne kommt

Die EU-Kommission streicht die geplante Digitalsteuer für Tech-Giganten wie Meta und Google, plant aber alternative Abgaben für Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz. Trumps Zolldrohungen zeigen Wirkung.

Die EU-Kommission kapituliert vor Donald Trumps Drohgebärden und streicht die lang diskutierte Digitalsteuer von ihrer Agenda. Statt die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley zur Kasse zu bitten, schwenkt Brüssel auf einen neuen Kurs um. Laut „Spiegel“ hat die Kommission die Abgabe für Digitalkonzerne von ihrer Liste vorgeschlagener Steuern für die kommenden sieben Jahre komplett gestrichen. Die Entscheidung erfolgt nur wenige Tage vor der offiziellen Präsentation der finalen Steuervorschläge, die am Mittwoch erwartet wird.

Trumps Zolldrohung zeigt Wirkung

Der überraschende Kurswechsel kommt nicht von ungefähr. Wie „heise.de“ berichtet, dürfte die Entscheidung eine direkte Reaktion auf Donald Trumps massive Drohung sein, ab dem 1. August pauschal 30 Prozent Zoll auf alle aus der EU in die USA importierten Produkte zu erheben.

Die Drohkulisse zeigt offenbar die gewünschte Wirkung – schließlich hätte die Digitalsteuer vor allem US-Technologiegiganten wie Amazon, Apple, Google und Meta getroffen. Trump hatte bereits gegenüber Kanada ähnliche Drohungen ausgesprochen und dort ebenfalls die Rücknahme einer geplanten Digitalsteuer erreicht.

Alternative Steuerquellen im Visier

Doch die EU-Kommission hat bereits Alternativen im Blick. Laut „onlinehaendler-news.de“ soll stattdessen eine Steuer für große Unternehmen in der EU mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro eingeführt werden.

Zusätzlich plant die Kommission Abgaben auf Elektroschrott und Tabakprodukte. Diese Maßnahmen sollen jährlich zwischen 25 und 30 Milliarden Euro in die EU-Kassen spülen. Die Gelder sind hauptsächlich zur Tilgung der Schulden aus dem Corona-Beihilfefonds vorgesehen, wie „heise.de“ meldet.

Plattform-Soli in Deutschland vor dem Aus

Mit dem Kippen der EU-weiten Digitalsteuer dürfte auch der in Deutschland diskutierte „Plattform-Soli“ vom Tisch sein. Die Debatte um eine nationale Digitalsteuer war ohnehin stark umstritten – selbst innerhalb der Regierungspartei CDU gab es erhebliche Differenzen.

Wie „Spiegel“ berichtet, war bei der deutschen Initiative nie ein nationaler Alleingang, sondern stets ein gemeinsames europäisches Vorgehen geplant. Medienberichten der „Financial Times“ zufolge konzentriert sich die EU-Kommission nun auf eine breitere Unternehmenssteuer statt einer spezifischen Digitalabgabe.

Business Punk Check

Die EU knickt ein – und das ist mehr als nur ein symbolischer Sieg für die Tech-Giganten. Der Kurswechsel offenbart die harte Realität globaler Wirtschaftsmacht: Trumps Drohkulisse reicht aus, um jahrelange EU-Steuerplanungen über den Haufen zu werfen. Die alternative Unternehmenssteuer für Firmen mit über 50 Millionen Euro Umsatz könnte jedoch zum Bumerang werden. Sie trifft nicht nur die Tech-Riesen, sondern auch europäische Mittelständler und aufstrebende Scale-ups. Besonders bitter: Während die großen US-Plattformen weiterhin Milliarden durch Steuerschlupflöcher schleusen können, werden europäische Wachstumsunternehmen zusätzlich belastet. Die EU beweist einmal mehr: Bei der digitalen Souveränität bleibt es bei großen Worten, während die wirtschaftspolitische Realität von transatlantischen Machtdemonstrationen diktiert wird.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Auswirkungen hat die gekippte Digitalsteuer auf europäische Tech-Unternehmen?
    Europäische Tech-Unternehmen verlieren einen potenziellen Wettbewerbsvorteil, da US-Giganten weiterhin ihre Steueroptimierungsmodelle nutzen können. Gleichzeitig könnten wachstumsstarke EU-Unternehmen von der neuen Unternehmenssteuer ab 50 Millionen Euro Umsatz erfasst werden – ein klassischer Fall von gut gemeint, aber schlecht gemacht.
  • Was bedeutet die neue Unternehmenssteuer für den europäischen Mittelstand?
    Mittelständische Unternehmen mit Umsätzen über 50 Millionen Euro müssen sich auf zusätzliche Steuerbelastungen einstellen. Besonders für Unternehmen mit geringen Margen könnte dies problematisch werden. Betroffene Unternehmen sollten jetzt Steuerberater konsultieren und ihre Finanzplanung anpassen.
  • Wie realistisch ist die Umsetzung der alternativen Steuervorschläge?
    Die Umsetzungschancen sind begrenzt, da die EU-Mitgliedsstaaten den Haushaltsplan einstimmig annehmen müssen. Italien, Griechenland und Rumänien haben bereits Widerstand gegen Teile des Pakets signalisiert. Unternehmen sollten die Entwicklung beobachten, aber nicht in Panik verfallen – zwischen EU-Vorschlägen und tatsächlicher Implementierung liegen oft Jahre.
  • Welche Branchen profitieren am meisten vom Kippen der Digitalsteuer?
    Eindeutige Gewinner sind die großen US-Digitalkonzerne wie Amazon, Google, Apple und Meta. Aber auch europäische Digital-Scale-ups, die kurz vor internationaler Expansion stehen, atmen auf. Verlierer sind nationale Einzelhändler und traditionelle Medienunternehmen, die weiterhin unter ungleichen Wettbewerbsbedingungen operieren müssen.
  • Wie könnten Unternehmen auf die geopolitischen Spannungen zwischen EU und USA reagieren?
    Unternehmen mit transatlantischen Geschäftsbeziehungen sollten Notfallpläne für mögliche Zollerhöhungen entwickeln. Diversifizierung von Lieferketten, lokale Produktion in Zielmärkten und flexible Preismodelle werden zum strategischen Muss. Die aktuelle Situation zeigt: Geopolitische Risiken müssen fester Bestandteil jeder Unternehmensstrategie werden.

Quellen: „onlinehaendler-news.de“, „Spiegel“, „heise.de“