Business & Beyond Eure Technologieoffenheit frisst eure Milliarden

Eure Technologieoffenheit frisst eure Milliarden

Der Autogipfel in Berlin sollte endlich aufräumen mit einem teuren Märchen, das die deutschen Autobauer nur zu gern erzählen.

Bundeskanzler Friedrich Merz hat die Auto-Chefs nach Berlin bestellt. Auf der Agenda: die Zukunft der deutschen Industrie-Ikonen VW, Mercedes, BMW. Und was liefern die? Keine Vision, sondern Panik. BMW-Boss Zipse beklagt, die Branche könne „um die Hälfte schrumpfen“, wenn das Verbrenner-Aus 2035 bleibt. Markus Söder fordert gleich das Aus vom Aus. Porsche legt den Rückwärtsgang Richtung Benziner ein. Und alle singen im Chor ein Mantra, das so deutsch klingt wie „Dienst nach Vorschrift“: Technologieoffenheit.

Die Entscheidungsschwäche kostet Milliarden

Der Begriff verkauft sich vielleicht wie Chai Latte: smooth, flexibel, irgendwie hip. In Wahrheit heißt er jedoch nichts anderes als Entscheidungsschwäche. E-Autos, Verbrenner, Plug-in-Hybride, E-Fuels – die Hersteller basteln an allem parallel. Milliarden fließen in Baukästen, die am Ende auf dem Schrottplatz der Industriegeschichte landen. Diesel? Tot. E-Fuels? Nische. Wasserstoff-Pkw? Phantom. Nur Batterie-E-Autos wachsen weltweit zweistellig. Die Kunden haben längst abgestimmt. Aber die deutschen Bosse tun so, als könnten sie auf allen Spielfeldern gleichzeitig gewinnen.

Sie könnten stattdessen nach Peking schauen. Dort liegt der E-Auto-Anteil bei mehr als 50 Prozent. Warum? Weil die Regierung konsequent Anreize, Quoten und Ladeparks gebaut hat. Und während wir hierzulande über „Technologieoffenheit“ plaudern, rollen BYD und Co. mit günstigen, guten E-Autos den Markt auf. Deutschland diskutiert, China liefert.

Das Nokia-Syndrom der Autoindustrie

Die Story dahinter ist immer die alte: Wer in mehreren Welten gleichzeitig lebt, verliert am Ende überall. Nokia und Blackberry hielten sich alle Optionen offen, entwickelten Handys und Smartphones parallel – bis Apple sie plattmachte. Kodak erfand die Digitalkamera, aber investierte weiter in Film. Ergebnis: Insolvenz.

Warum dann dieses Offenheits-Gebot? Natürlich weil an jedem Kolben, an jedem Werk, an jedem Zulieferer noch Jobs hängen. Offenheit verschafft Zeit, um diese Welt langsam abzuwickeln. Verständlich – aber brandgefährlich. Denn während deutsche Manager Zeit kaufen, verbrennen sie Geld. Technologieoffenheit ist kein Zukunftsplan, sondern eine Geldverbrennungsmaschine.