Business & Beyond Europas Rüstungs-Boost: 130 Milliarden für Kampfjets & Co.

Europas Rüstungs-Boost: 130 Milliarden für Kampfjets & Co.

Die EU-Staaten pumpen 2025 rekordverdächtige 130 Milliarden Euro in Rüstungsinvestitionen – ein Plus von 23 Prozent. Doch während Kampfjets und Panzer bestellt werden, hapert es bei der Personalstärke und gemeinsamen Beschaffung.

Europa rüstet massiv auf. Die 27 EU-Staaten investieren in diesem Jahr satte 130 Milliarden Euro in neue Waffensysteme – ein Anstieg von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Laut „Handelsblatt“ geht dies aus dem Jahresbericht der Europäischen Verteidigungsagentur EDA hervor, der am Dienstag veröffentlicht wird. Die Gesamtausgaben für Verteidigung, inklusive Personal- und Verwaltungskosten, klettern auf 381 Milliarden Euro – ein Plus von elf Prozent gegenüber 2024.

Rekordinvestitionen in Waffensysteme

Der Anteil der Rüstungsinvestitionen an den Gesamtausgaben erreicht mit einem Drittel einen historischen Höchstwert in der EU. Wie „Handelsblatt“ berichtet, hatten die EU-Staaten zuletzt zahlreiche Großaufträge für Kampfjets, Panzer und U-Boote vergeben.

Im vergangenen Jahr wurde mit 106 Milliarden Euro erstmals die 100-Milliarden-Marke geknackt. Prognosen der Beratungsfirma McKinsey deuten darauf hin, dass diese Investitionen bis 2030 auf 335 Milliarden Euro ansteigen könnten.

Forschung als Zukunftsmotor

Auch die Forschungsausgaben im Rüstungsbereich erleben einen signifikanten Aufschwung.

Laut „Handelsblatt“ erwartet die EDA in diesem Bereich einen Zuwachs von etwa 30 Prozent – von 13 auf 17 Milliarden Euro. Diese Entwicklung signalisiert eine Aufbruchstimmung in der Branche, die verstärkt auf eigene Innovationen setzt statt auf Zukäufe bestehender Technologien.

Personalprobleme trotz Milliardeninvestitionen

Die massiven Investitionen stehen jedoch in einem auffälligen Missverhältnis zur Personalentwicklung.

Im vergangenen Jahr wuchs die Truppenstärke europäischer Streitkräfte lediglich um ein Prozent, wie „Handelsblatt“ dokumentiert. Die EDA warnt, dass steigende Investitionen ohne entsprechende Rekrutierung zu Problemen bei Betrieb und Wartung der neuen Ausrüstung führen könnten.

Gemeinsame Beschaffung bleibt Achillesferse

Ein weiteres Problem: Die gemeinsame Beschaffung kommt nicht voran. Wie „Handelsblatt“ berichtet, haben nur zwölf der 27 EU-Regierungen überhaupt Angaben zu gemeinsamen Beschaffungsprojekten gemacht.

Das EU-Ziel, mindestens 35 Prozent der Verteidigungsausgaben gemeinsam auszugeben, wurde bisher nie erreicht. Neue Instrumente wie der Rüstungsfonds SAFE sollen Abhilfe schaffen – 19 Mitgliedstaaten haben bereits die verfügbaren 150 Milliarden Euro an Krediten vollständig beantragt.

Business Punk Check

Die EU-Verteidigungsoffensive ist mehr Marketing als Masterplan. Während politische Entscheider mit Rekordzahlen glänzen, offenbart der Blick hinter die Kulissen ein fragmentiertes System ohne echte Integration. Die 130 Milliarden fließen größtenteils in nationale Prestigeprojekte statt in eine schlagkräftige europäische Verteidigungsstrategie. Das eigentliche Problem: Europa kauft teuer ein, aber denkt nicht vernetzt. Die fehlende gemeinsame Beschaffung kostet jährlich Milliarden durch verpasste Skaleneffekte. Gleichzeitig verschärft der Personalmangel den Fachkräfteengpass in der Privatwirtschaft – ein klassisches Eigentor. Für Unternehmen liegt die Chance nicht im direkten Rüstungsgeschäft, sondern in den Bereichen, die die Militärs vernachlässigen: intelligente Wartungssysteme, Personalmanagement-Tools und Effizienzlösungen. Wer hier ansetzt, bedient nicht nur den Verteidigungssektor, sondern erschließt sich gleichzeitig zivile Märkte – und ist damit unabhängiger von politischen Konjunkturen.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Auswirkungen haben die steigenden Rüstungsinvestitionen auf den europäischen Mittelstand?
    Die Investitionsoffensive eröffnet erhebliche Chancen für mittelständische Zulieferer und Spezialisten – besonders im Bereich Hochtechnologie, Sensorik und Cybersecurity. Unternehmen sollten jetzt strategische Partnerschaften mit Hauptauftragnehmern anstreben und ihre Expertise in Nischenbereichen ausbauen.
  • Wie können Unternehmen vom wachsenden Forschungsbudget profitieren?
    Mittelständler sollten gezielt F&E-Kooperationen mit Forschungseinrichtungen und Universitäten eingehen. Die EU fördert besonders Projekte mit Dual-Use-Potenzial. Entscheidend ist, frühzeitig Förderanträge zu stellen und sich in europäische Forschungskonsortien einzubringen.
  • Welche Branchen profitieren neben den klassischen Rüstungsunternehmen?
    Neben der direkten Rüstungsindustrie profitieren besonders IT-Sicherheitsunternehmen, Hersteller von Spezialwerkstoffen, Logistikdienstleister und Anbieter von Simulationstechnologien. Auch für Personaldienstleister mit Fokus auf technische Fachkräfte eröffnen sich neue Geschäftsfelder.
  • Wie wirkt sich das Personaldefizit auf die Wertschöpfungskette aus?
    Das Personaldefizit schafft einen Markt für Automatisierungslösungen und Outsourcing-Dienstleistungen. Unternehmen, die Wartungs- und Betriebsdienstleistungen anbieten oder KI-gestützte Systeme zur Effizienzsteigerung entwickeln, können diese Lücke füllen und neue Geschäftsmodelle etablieren.

Quellen: „Handelsblatt“