Business & Beyond Flixtrains Milliarden-Expansion auf wackligen Schienen

Flixtrains Milliarden-Expansion auf wackligen Schienen

Der Bahn- und Busanbieter Flix plant den Kauf von 65 Hochgeschwindigkeitszügen für 2,4 Milliarden Euro. Doch angesichts anhaltender Verluste und eines maroden Schienennetzes könnte die grüne Expansion zum finanziellen Risiko werden.

Die Euphorie ist groß, die Risiken sind es auch. Während Flix-Chef André Schwämmlein den geplanten Kauf von 65 neuen Hochgeschwindigkeitszügen als Meilenstein feiert, offenbaren die Geschäftszahlen ein anderes Bild. Trotz verbessertem Betriebsergebnis schrieb der Konzern 2023 noch immer einen Nettoverlust von 66 Millionen Euro – pro 100 Euro Umsatz legte das Unternehmen 3,30 Euro drauf.

Abkehr vom Erfolgsmodell

Das ursprüngliche „Asset-light“-Konzept – die reine Vermittlung von Fahrgästen an selbstständige Busunternehmer – erwies sich als profitabel. In Europa verdiente der Konzern vor Steuern satte 149,1 Millionen Euro mit diesem Modell. Doch überall dort, wo Flix eigene Fahrzeuge betreibt, häufen sich die Verluste: Das Nordamerikageschäft mit dem übernommenen Busunternehmen Greyhound verlor vor Steuern 27,4 Millionen Euro, in der Türkei mit Kamil Koc sogar 33,9 Millionen Euro.

Zuggeschäft mit Fragezeichen

Auch das 2018 gestartete Zuggeschäft scheint bislang nicht profitabel zu sein. Während andere Töchter Gewinne an die Konzernmutter abführten, fehlt Flixtrain in dieser Liste. Experten sehen die Expansion kritisch: „Der Fernverkehrsmarkt in Deutschland wird von Unsicherheiten belastet“, warnt Christian Böttger, Professor an der HTW Berlin gegenüber dem „Handelsblatt“. „Die Trassenpreise könnten steigen, die Trassenverfügbarkeit in den kommenden Jahren ist ungewiss.“

Wackelige Finanzierung

Das finanzielle Fundament für die 2,4-Milliarden-Investition erscheint fragil. Zwar investierten der schwedische Fonds EQT und die Schweizer Kühne Holding im vergangenen Sommer knapp eine Milliarde Euro für 35 Prozent der Anteile. Doch das Eigenkapital betrug Ende 2023 nur 164 Millionen Euro – bei einem Defizit von 669 Millionen Euro in den Gewinnrücklagen.

Das Management verteidigt die Strategie: „Unser Investment in Flixtrain fußt auf einem sehr starken finanziellen Fundament.“ Die Züge würden durch eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital finanziert, mit UniCredit und Deutscher Bank als Partner.

Die Investoren scheinen trotz der Risiken an das Konzept zu glauben. Kühne-Holding-CEO Dominik de Daniel lobte im vergangenen Jahr das „starke Unternehmertum“ der Gründer und bezeichnete den Ansatz als „richtig“.

Ob die grüne Zugflotte tatsächlich auf Erfolgskurs fährt oder entgleist, wird sich zeigen. Fest steht: Mit dem Kauf der eigenen Züge wagt Flix den riskantesten Schritt seiner Unternehmensgeschichte.

Quelle: Handelsblatt