Business & Beyond Holzbein war gestern

Holzbein war gestern

Technologisch ist die Lernkurve steil. Mikroprozessorknie werten mit Sensoren jeden Schritt aus, steuern Hydraulik in Echtzeit und passen sich Tempo, Gefälle und Untergrund an. Das nächste Kapitel schreiben mit den menschlichen Nerven vernetzte Systeme. Parallel zieht KI in die Steuerung ein: Mustererkennung aus Muskelimpulsen, lernende Greifprofile und Assistenz-Apps übersetzen Intention in Bewegung. Esper Bionic denkt die Prothese schon als Plattform – Bionic Hand plus Wearables und Daten-Layer.

Ein zweiter Gamechanger kommt aus dem OP: Osseointegration. Anstatt die Prothese in eine Schaftfassung zu pressen, verankert ein Titanimplantat den Anschluss im Knochen – das entlastet die Haut, gibt Feedback direkter in die Bewegungsabläufe und öffnet die Tür zu Nerven-Interfaces. Die Technologie ist noch in Studien, zeigt aber das Potenzial zur echten Neuro-Prothetik.

Direkt-Anschluss ans Nervencenter

Business-seitig verschiebt sich der Markt. Europa ist stark in der Hardware – Knie, Füße, Mechanik –, während Software, Services und Datenplattformen wie beim Auto zum Differenzierer werden und viel in den USA entwickelt wird. Wer die Versorgungskette digitalisiert – vom 3D-Scan über Simulation bis zu 3D-gedruckten Prothesen – und Service, Ersatzteile sowie Tele-Reha mitverkauft, gewinnt wiederkehrende Umsätze.

Unterm Strich entsteht ein europäisches Ökosystem, das Mechanik und Software verheiratet – vom nordischen Knee-Tech über britische Integrationssysteme bis zu französischer Fuß-Dynamik und deutscher Serien-Versorgung. Der Krieg ist die bittere Triebfeder, aber auch der Katalysator für Innovationen, die zivil Millionen helfen: sicherere Gänge auf Treppen, weniger Stürze, längere Akkulaufzeiten, bessere Steuerung über Apps. Das Holzbein war gestern. Heute ist Bionik – mit Chips, Titan und verdammt viel Haltung.

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