Business & Beyond Lärmgutachten, Hygieneschulung, doppelter TÜV: Volksfeste ersticken in Bürokratie

Lärmgutachten, Hygieneschulung, doppelter TÜV: Volksfeste ersticken in Bürokratie

Hinzu kommt das weite Feld der Hygiene und der Lebensmittelauflagen. Schausteller müssen Hygieneschulungen absolvieren, also die Belehrung gemäß § 43 des Gesetzes zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (IfSG), und dies regelmäßig nachweisen. Sodann natürlich der Kühlkettennachweis für Lebensmittel (z. B. durch Kühlprotokolle). Die Verwendung von Frittierfetten unterliegt regelmäßigen Prüfungen mit Messgeräten und Dokumentation. Auch wenn, wie bayerische Schausteller beklagten, nur zwei Portionen Pommes Frites am Tag verkauft wurden. Die Messgeräte sind natürlich nicht billig.

Dann gibt es zahlreiche weitere Vorschriften: Versicherungspflichten, die Einrichtung von Barrierefreiheit, die TÜV-Abnahme bei Fahrgeschäften und dergleichen mehr. Es grenzt an höheren Nonsens: Fahrgeschäfte müssen ohnehin eine jährliche TÜV-Hauptprüfung bestehen. Viele Kommunen aber verlangen zusätzlich Sondergutachten oder „Extra-Abnahmen“ vor Ort – selbst wenn die Anlage gerade erst TÜV-geprüft wurde. Der Schaustellerverband spricht von „Doppelprüfungen ohne Mehrwert“. Und was die Barrierefreiheit angeht: Auch bei eintägigen Vereinsfesten werden teils Rampen, Behinderten-WCs und voll barrierefreie Zugänge verlangt. Dies erscheint Veranstaltern von Großereignissen sehr sinnvoll, aber überzogen bei Dorffesten mit wenigen hundert Besuchern, so durchaus kritisch der Deutsche Städte- und Gemeindebund 2024.

Zu den insgesamt hohen Kosten gesellt sich mitunter eine enorme Planungsunsicherheit, da Kommunen oft sehr kurzfristig zusätzliche Anforderungen stellen. Für kleine Vereine oder ehrenamtlich organisierte Feste sind diese Vorgaben kaum mehr finanzierbar – weshalb 2025 erklärtermaßen viele Absagen zu verzeichnen waren.

Die Gesamtkosten überfordern dabei zunehmend auch etablierte Veranstalter. Bereits das Sicherheitskonzept allein schlägt mit mehreren tausend Euro zu Buche. Absperrungen, Betonbarrieren, Sanitäts- und Security-Dienste treiben die Gesamtkosten dann oft in den fünf- bis sechsstelligen Bereich, so das Portal kommunal.de. Selbst bei erfolgreichen Finanzierungsmodellen – z. B. durch Städte oder Sponsoren – bleibt die langfristige Finanzierung stark gefährdet, sagen Schausteller und Vereine unisono.

Die sich mittlerweile häufenden Absagen traditioneller Volksfeste gefährden etwas, das in Sonntagsreden gern hervorgehoben wird: Zusammenhalt in der Gemeinschaft, kulturelles Angebot auf dem Lande, oder schlicht die Möglichkeit, im größeren Kreis zu feiern – sei es nur in der Nachbarschaft, sei es beim traditionellen Fastnachtsumzug. Im Gefolge absolut notwendiger Sicherheitsmaßnahmen schleichen wirre Bestimmungen einher, und zusammengenommen macht dies mitunter ein untragbares Kostenrisiko aus.

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