Business & Beyond Made for PR? Warum die 631Milliarden „Made for Germany“-Show mehr Schein als Substanz hat

Made for PR? Warum die 631Milliarden „Made for Germany“-Show mehr Schein als Substanz hat

Ökonomen bleiben skeptisch

Während die Politik die Initiative feiert, zeigen sich Wirtschaftsexperten zurückhaltender. „Diese Initiative schadet der Wirtschaft nicht, hilft ihr allerdings auch kaum“, urteilt Professor Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft laut „Bild“. Er verweist auf die „rund 500 Milliarden Euro“, die Unternehmen bereits jährlich investieren. Der Hauptwert der Initiative bestehe darin, „dass die Unternehmer die Standort-Probleme wie hohe Energie- und Lohnnebenkosten gegenüber Kanzler Merz persönlich ansprechen können“. Optimistischer äußerte sich Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Bank.

Die Initiative könne „ein positives Signal ins Ausland senden“ und ausländische Investoren anlocken, wodurch „Arbeitsplätze geschaffen werden, Löhne könnten steigen“, so Brzeski laut „Bild“. Besonders die Bauindustrie, Anlagenbauer und E-Mobilität könnten profitieren. Regierungssprecher Kornelius wies Kritik zurück, es handle sich um eine PR-Aktion: „Ich glaube, es ist ein sehr wertvolles Zeichen, wenn die deutsche Industrie ihre positive Grundhaltung gegenüber dem Standort demonstriert“, zitiert ihn „Deutschlandfunk“.

Business Punk Check

Die 631-Milliarden-Ansage ist ein starkes Statement – aber kein Wunder. Unternehmen investieren ohnehin jährlich rund 500 Milliarden Euro. Der echte Mehrwert liegt im dreistelligen Milliardenbereich an Neuinvestitionen. Entscheidend ist, was davon tatsächlich fließt.

Ohne verbindliche Zusagen bleiben die Ankündigungen Absichtserklärungen, die bei verschlechterten Rahmenbedingungen schnell kassiert werden können. Der wahre Test: Werden die strukturellen Probleme – Energiekosten, Bürokratie, Fachkräftemangel – tatsächlich angegangen? Ohne echte Reformen verpufft der PR-Effekt. Für den Mittelstand bleibt zudem die Frage: Warum sitzen am Tisch nur die Großen, wenn 99,5% der deutschen Unternehmen mittelständisch sind?

Häufig gestellte Fragen

  • Wie viel der angekündigten 631 Milliarden Euro sind tatsächlich neue Investitionen?
    Laut Angaben der Initiative handelt es sich bei einem „dreistelligen Milliardenbetrag“ um Neuinvestitionen, die über die bisherige Planung hinausgehen. Der Rest umfasst bereits geplante Investitionen. Zum Vergleich: Deutsche Unternehmen investieren jährlich etwa 500 Milliarden Euro.
  • Welche Branchen könnten am stärksten von der Investitionsoffensive profitieren?
    Besonders die Bauindustrie, Anlagenbauer und der E-Mobilitätssektor dürften Aufträge generieren. Auch Zulieferer und Dienstleister im B2B-Bereich können von den Großinvestitionen profitieren, sofern die Wertschöpfungsketten in Deutschland bleiben.
  • Was bedeutet die Initiative für den Mittelstand?
    Der Mittelstand war beim Gipfel nicht direkt vertreten, könnte aber indirekt profitieren, wenn Großunternehmen Aufträge an kleinere Zulieferer vergeben. Entscheidend wird sein, ob die geforderten Strukturreformen auch mittelstandsfreundlich gestaltet werden.
  • Wie verbindlich sind die Investitionszusagen der Unternehmen?
    Die Zusagen sind nicht rechtlich bindend. Sollten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtern, könnten Unternehmen ihre Investitionspläne anpassen oder zurückfahren. Entscheidend wird die tatsächliche Umsetzung der angekündigten Strukturreformen sein.
  • Welche konkreten Reformen fordert die Wirtschaft von der Politik?
    Die Unternehmen fordern weniger Regulierung, mehr unternehmerische Freiheit und schnellere Entscheidungsprozesse. Konkret geht es um niedrigere Energiekosten, Bürokratieabbau, Digitalisierung der Verwaltung und flexiblere Arbeitsmarktregeln.

Quellen: „Manager Magazin“, „Bild“, „Zeit“, „Deutschlandfunk“

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