Business & Beyond Manager-Millionen in der Flaute: Wer im DAX 2024 am meisten verdient – und warum das problematisch ist

Manager-Millionen in der Flaute: Wer im DAX 2024 am meisten verdient – und warum das problematisch ist

Erfolgsabhängige Vergütung dominiert

Die Zeiten des reinen Fixgehalts sind längst vorbei. Laut „Bild“ berichtet DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler, dass nur noch knapp 32 Prozent der Vorstandsvergütungen als Fixgehalt gezahlt werden.

Der Löwenanteil ist an Erfolgskomponenten gekoppelt: 25,4 Prozent an kurzfristigen Zielen und 42,7 Prozent an langfristigen Erfolgen. Diese Verschiebung hin zu erfolgsabhängigen Vergütungsmodellen wurde nach der Finanzkrise politisch forciert, um überzogene Gehälter einzudämmen.

Deutsche Manager international abgehängt

Im internationalen Vergleich wirken die deutschen Millionengehälter fast bescheiden. Während VW-Chef Blume mit seinen 10,6 Millionen Euro im europäischen Aktienindex EuroStoxx immerhin Platz 5 belegt, liegt er im US-Vergleich weit abgeschlagen. Spitzenreiter in Europa ist Michel Doukeris vom belgischen Brauereikonzern AB Inbev mit 24,3 Millionen Euro Jahresvergütung, wie „Tagesschau“ berichtet.

In den USA kassiert ein CEO im Dow-Jones-Index durchschnittlich 28,5 Millionen Euro – fast das Dreifache des deutschen Spitzenverdieners. Microsoft-Chef Satya Nadella stellt mit 73,1 Millionen Euro selbst diese Summe noch in den Schatten. Die Gehaltsdebatte bekommt damit eine globale Dimension: Während deutsche Manager-Gehälter in der Heimat kritisch beäugt werden, spielen sie international nur in der zweiten Liga.

Business Punk Check

Die Millionen-Debatte offenbart ein Paradoxon der deutschen Wirtschaftskultur: Einerseits sollen Top-Manager international konkurrenzfähig vergütet werden, andererseits empört sich die Öffentlichkeit über „Abzocke“, wenn die Wirtschaft schwächelt. Die Wahrheit liegt in der Governance-Struktur: Deutsche Aufsichtsräte, paritätisch mit Arbeitnehmervertretern besetzt, bremsen Gehaltsexzesse – anders als in den USA, wo CEO-Vergütungen explodieren.

Die wachsende Kluft zwischen Vorstand und Belegschaft (Faktor 41) bleibt dennoch ein Pulverfass. Besonders brisant: Während die Gehälter steigen, stagniert die Wertschöpfung. Wer nachhaltig führen will, muss diese Schere schließen – nicht durch Gehaltsdeckel, sondern durch echte Beteiligung aller am Unternehmenserfolg. Die nächste Managementgeneration wird daran gemessen werden, ob sie Wertschöpfung gerechter verteilt.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie rechtfertigen Unternehmen die hohen Vergütungen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten?
    Die Unternehmen argumentieren mit der zunehmenden Erfolgsabhängigkeit der Vergütungen. Laut „FAZ“ sind über 68% der Gehälter an kurz- und langfristige Erfolgsziele gekoppelt. Die Fixgehälter machen nur noch knapp ein Drittel aus – ein Paradigmenwechsel seit der Finanzkrise.
  • Welche Branchen zahlen die höchsten Vorstandsgehälter?
    Im DAX stechen besonders die Finanzbranche und die Automobilindustrie hervor. Die Deutsche Bank führt mit durchschnittlich 7,1 Millionen Euro pro Vorstand das Ranking an, wie „Bild“ berichtet. Auch Technologieunternehmen wie SAP zahlen überdurchschnittlich.
  • Warum verdienen deutsche Top-Manager international betrachtet weniger?
    Die deutsche Corporate Governance mit starken Aufsichtsräten und Mitbestimmung bremst Gehaltsexzesse. Zudem spielt die gesellschaftliche Akzeptanz eine Rolle – in den USA gelten hohe CEO-Gehälter als Ausweis von Erfolg, während sie in Deutschland kritischer gesehen werden.
  • Was bedeutet die wachsende Gehaltsschere für den sozialen Frieden in Unternehmen?
    Die zunehmende Kluft (Faktor 41 im DAX-Durchschnitt) gefährdet langfristig die Unternehmenskultur und Mitarbeitermotivation. Progressive Unternehmen experimentieren bereits mit transparenteren Vergütungssystemen und breiteren Mitarbeiterbeteiligungen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
  • Wie wirkt sich der Gender Pay Gap in Vorständen auf die Gleichstellungsdebatte aus?
    Die 24-prozentige Gehaltslücke zwischen männlichen und weiblichen Vorständen untergräbt Gleichstellungsbemühungen. Sie signalisiert, dass selbst auf höchster Ebene unterschiedliche Maßstäbe gelten und verstärkt den Eindruck einer gläsernen Decke für Frauen in Führungspositionen.

Quellen: „FAZ“, „Bild“, „Tagesschau“

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