Business & Beyond Millionen-Deal: Hörgeräte-Dynastie Kind geht an dänischen Riesen

Millionen-Deal: Hörgeräte-Dynastie Kind geht an dänischen Riesen

Deutschlands größte Hörgerätekette Kind wechselt für 700 Millionen Euro den Besitzer. Der dänische Konzern Demant übernimmt das Familienunternehmen und baut damit seine Marktposition massiv aus.

Die Branche der Hörakustik erlebt einen Paukenschlag. Für satte 700 Millionen Euro verkauft die Familie Kind ihr Hörgeräte-Imperium an den dänischen Marktführer Demant. Mit rund 600 Filialen bundesweit zählt Kind zu den dominierenden Playern im deutschen Markt – ein Erbe, das seit 1970 aufgebaut wurde und nun in neue Hände übergeht.

Strategischer Coup für die Dänen

Der Deal markiert den größten Zukauf in der Geschichte des dänischen Konzerns. Demant erweitert damit sein globales Filialnetz auf beeindruckende 4.500 Standorte weltweit. Besonders bemerkenswert: In Deutschland steigt die Präsenz des Unternehmens von bisher 300 auf künftig 900 Filialen – ein Quantensprung, der die Machtverhältnisse im Markt neu definiert.

„Mit der Aufnahme von Kind in die Demant Gruppe können wir unsere Position weiter verbessern und eine der führenden Marken in der Branche nutzen“, erklärt Demant-Manager Niels Wagner. Die Strategie ist klar: Mit der Übernahme sichern sich die Dänen die unangefochtene Marktführerschaft in Deutschland.

Familienrückzug nach Generationswechsel

Für die Familie Kind bedeutet der Verkauf einen klaren Schnitt. Alexander Kind, der nach dem Rückzug seines Vaters Martin zum Alleininhaber wurde, betont die strategische Dimension: „Durch den Zusammenschluss mit Demant haben wir den idealen Partner gefunden, um unser Erbe weiterzuführen.“ Nach Abschluss der Transaktion, die für das zweite Halbjahr 2024 erwartet wird, zieht sich die Gründerfamilie komplett aus dem operativen Geschäft zurück.

Bemerkenswert: Die Marke Kind bleibt trotz des Besitzerwechsels erhalten – ein Zeichen für den Wert, den der Name in der Branche genießt. Die rund 3.000 Mitarbeiter, die mehrheitlich in Deutschland beschäftigt sind, arbeiten künftig unter dänischer Flagge.

Marktkonsolidierung mit Signalwirkung

Der Millionen-Deal illustriert einen klaren Trend zur Konsolidierung im Gesundheitsmarkt. Mittelständische Familienunternehmen geraten zunehmend unter Druck durch internationale Konzerne mit tiefen Taschen. Die Übernahme könnte weitere Dominoeffekte in der Branche auslösen, während kleinere Anbieter um ihre Unabhängigkeit kämpfen.

Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen – angesichts der entstehenden Marktmacht dürften Kartellbehörden den Deal genau unter die Lupe nehmen. Für Kunden bleibt die Frage, ob die dänische Führung an der bewährten Qualität und dem Service festhält, die den Erfolg der Kind-Gruppe begründet haben.

Quelle: Handelsblatt