Business & Beyond PayPal zieht in ChatGPT ein – und räumt im E-Commerce auf

PayPal zieht in ChatGPT ein – und räumt im E-Commerce auf

PayPal und ChatGPT verbünden sich: Ab 2026 können 800 Millionen ChatGPT-Nutzer direkt im KI-Chat shoppen und mit PayPal bezahlen. Für Online-Shops ein Weckruf – der Kampf um die digitale Einkaufstasche verschärft sich.

Die Grenzen zwischen Chatten und Shoppen verschwimmen endgültig. PayPal und OpenAI haben eine Partnerschaft verkündet, die den KI-Chatbot ChatGPT ab 2026 in eine vollwertige Shopping-Plattform verwandelt.

Nutzer können dann nicht nur nach Produkten fragen, sondern diese direkt im Chat kaufen – ohne die App je zu verlassen. Die Ankündigung ließ PayPals Aktienkurs um satte 15 Prozent steigen, wie „Handelsblatt“ berichtet.

Vom Chat zum Checkout in Sekunden

Die Integration basiert auf dem im September vorgestellten „Agentic Commerce Protocol“ (ACP), einem offenen Standard, den OpenAI gemeinsam mit dem Zahlungsdienstleister Stripe entwickelt hat. „Hunderte Millionen Menschen nutzen ChatGPT jede Woche für Alltagsaufgaben, darunter die Suche nach Produkten, und über 400 Millionen nutzen PayPal zum Einkaufen“, erklärt PayPal-CEO Alex Chriss in einer Pressemitteilung.

Die Kooperation ermögliche nun, „vom Chat zum Checkout in nur wenigen Klicks zu gelangen“. Für Nutzer bedeutet das: Die komplette PayPal-Funktionalität wird in ChatGPT integriert. Zahlungen über Bankkonto, PayPal-Guthaben oder Kreditkarten sind möglich, wie „heise.de“ berichtet. Auch der bekannte Käufer- und Verkäuferschutz sowie Services wie Sendungsverfolgung und Streitschlichtung werden verfügbar sein.

Das Ende der klassischen Online-Shops?

OpenAI baut systematisch an einem geschlossenen Shopping-Ökosystem. Mit Etsy und Shopify (mit über einer Million angeschlossener Shops) sind bereits namhafte Partner an Bord, auch die US-Supermarktkette Walmart hat eine Integration angekündigt. Mit PayPal holt OpenAI nun seinen bisher größten Partner ins Boot. Für klassische Online-Shops könnte dies zum Problem werden.

Bisher leitet ChatGPT Nutzer nach Produktanfragen zu externen Shops weiter. Künftig entfällt dieser Schritt – der komplette Kaufprozess bleibt innerhalb des Chatbots. Laut „stern.de“ basiert die Produktauswahl in ChatGPT auf organischen Suchergebnissen und ist nicht gesponsert. Für Händler fallen lediglich „kleine Gebühren“ an, während der Dienst für Nutzer kostenlos bleibt.

Globales Potenzial durch Nutzerzahlen

Die Zahlen sprechen für sich: Weltweit nutzen rund 430 Millionen Menschen PayPal, in Deutschland sind es 32 Millionen aktive Konten, wie „computerbase.de“ berichtet. ChatGPT kommt auf beeindruckende 800 Millionen wöchentliche Nutzer. Das Potenzial für beide Unternehmen ist enorm.

Die Partnerschaft geht jedoch über den reinen E-Commerce hinaus. PayPal plant, ChatGPT Enterprise unternehmensweit für seine mehr als 24.000 Mitarbeiter einzuführen. Zudem erhalten PayPal-Entwickler Zugang zu OpenAIs Codex und APIs, um die Produktentwicklung zu beschleunigen und die Kundenerfahrung zu verbessern.

Business Punk Check

Der Move ist clever, aber nicht revolutionär. Was hier als KI-Innovation verkauft wird, ist im Kern ein geschlossenes Shopping-Ökosystem – ähnlich wie Amazon es seit Jahren betreibt. Für Verbraucher bedeutet es Komfort, für den Handel jedoch eine weitere Machtverschiebung.

Kleine und mittelständische Online-Shops stehen vor einer harten Entscheidung: Entweder sie docken an ChatGPT an und zahlen die „kleinen Gebühren“ (die erfahrungsgemäß mit der Zeit steigen werden), oder sie verlieren Sichtbarkeit. Die wahre Disruption liegt nicht in der Technologie, sondern in der schleichenden Monopolisierung der Kundenbeziehung. Wer die Schnittstelle zum Kunden kontrolliert, diktiert langfristig die Bedingungen – eine Lektion, die der stationäre Handel bereits schmerzlich lernen musste.

Häufig gestellte Fragen

  • Werden kleine Online-Shops durch ChatGPT-Shopping verdrängt?
    Die Gefahr besteht. Shops, die nicht an ChatGPT andocken, könnten Sichtbarkeit verlieren. Gleichzeitig bietet die Integration für kleine Händler Zugang zu 800 Millionen potenziellen Kunden ohne eigene Marketing-Investitionen. Entscheidend wird sein, wie transparent die Produktauswahl in ChatGPT künftig erfolgt.
  • Wie hoch sind die Kosten für Händler, die über ChatGPT verkaufen wollen?
    OpenAI spricht von „kleinen Gebühren“, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Erfahrungsgemäß beginnen Plattformen mit niedrigen Einstiegsgebühren, die mit zunehmender Marktmacht steigen. Händler sollten die Kosten-Nutzen-Relation genau beobachten und nicht ausschließlich auf diesen Kanal setzen.
  • Ist das Shopping-Erlebnis in ChatGPT wirklich besser als in klassischen Online-Shops?
    Der Hauptvorteil liegt in der Convenience: Vom Produktvorschlag bis zum Kauf ohne App-Wechsel. Allerdings fehlen noch wichtige Features wie Warenkörbe mit mehreren Artikeln. Für komplexe Kaufentscheidungen werden spezialisierte Shops vorerst überlegen bleiben.
  • Welche Daten sammelt OpenAI durch die Shopping-Integration?
    Eine kritische Frage, die bisher unbeantwortet bleibt. Die Kombination aus Suchanfragen, Kaufverhalten und Zahlungsinformationen schafft extrem wertvolle Nutzerprofile. Verbraucher sollten sich dieser Datensammlung bewusst sein und ihre Privatsphäre-Einstellungen regelmäßig prüfen.
  • Werden andere KI-Assistenten nachziehen?
    Mit hoher Wahrscheinlichkeit. Google wird seine Shopping-Funktionen in Gemini integrieren müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Auch Amazons Alexa dürfte eine engere Verknüpfung mit dem Marketplace erfahren. Der Wettlauf um die KI-Shopping-Dominanz hat gerade erst begonnen.

Quellen: „heise.de“, „Handelsblatt“, „computerbase.de“, „newsroom.paypal-corp.com“, „stern.de“