Business & Beyond Pleite-Welle rollt: Warum zwei Drittel der Großinsolvenzen im Abgrund landen

Pleite-Welle rollt: Warum zwei Drittel der Großinsolvenzen im Abgrund landen

Nur noch jedes dritte Großunternehmen überlebt seine Insolvenz – ein historischer Tiefpunkt. Besonders Automotive und Metallbranche trifft es hart, während der Maschinenbau überraschend widerstandsfähig bleibt. Die Marktbereinigung nimmt Fahrt auf.

Die Zeiten, in denen eine Insolvenz als vorübergehende Krise galt, sind vorbei. Nur noch 33,1 Prozent der Unternehmen mit über 10 Millionen Euro Umsatz finden nach einer Pleite zurück ins Geschäftsleben – ein dramatischer Absturz gegenüber den fast 60 Prozent vor vier Jahren. Die Sanierungsquote ist damit auf den niedrigsten Stand seit Jahren gesunken, wie aktuelle Zahlen der Unternehmensberatung Falkensteg belegen. Besonders alarmierend: In manchen Branchen hat sich die Überlebenschance binnen Jahresfrist halbiert.

Harte Realität statt Rettungsschirm

Die Pandemie-Jahre mit ihren großzügigen Staatshilfen haben eine trügerische Sicherheit geschaffen. „Gerade die Coronahilfen und die Kurzarbeit während der Pandemie hatten die reinigende Wirkung der Insolvenz verwässert“, erklärt Studienautor Jonas Eckhardt. Was wir jetzt erleben, ist eine Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität – mit all ihren Härten. Bei zwei von drei insolventen Unternehmen fehlt schlichtweg ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell oder eine tragfähige Struktur, die eine Rettung rechtfertigen würde.

Investoren sind wählerischer geworden. Sie übernehmen häufig nur noch Teilbereiche, die perfekt in ihr Portfolio passen. „Insolvente Unternehmen müssen heute bereits im Verfahren umfassend saniert sein, um überhaupt noch einen Käufer zu finden“, betont M&A-Experte Eckhardt. Die Konsequenz: Mehr Komplettschließungen und längere Verfahren. Von den 2024 angemeldeten Insolvenzen sind bislang nur 60 Prozent abgeschlossen – 2020 waren es zum gleichen Zeitpunkt noch rund 90 Prozent.

Branchencheck: Wer überlebt, wer untergeht

Die Zahlen zeichnen ein klares Bild der Gewinner und Verlierer im Überlebenskampf. Der Maschinenbau behauptet sich mit einer stabilen Rettungsquote von 56,3 Prozent als Fels in der Brandung. Ganz anders sieht es in der Automotive-Branche aus: Hier hat sich die Rettungsquote von 41,2 auf 20,3 Prozent mehr als halbiert. Ähnlich dramatisch der Einbruch bei Metallwaren – von 35,7 auf magere 18,8 Prozent.

Die Immobilienbranche bleibt mit einer Rettungsquote von nur 18 Prozent weiterhin Schlusslicht. Auch im Gesundheitswesen und bei Konsumgütern sinken die Chancen auf eine zweite Chance spürbar. Die Zahlen verdeutlichen: Der Markt sortiert rigoros aus – und zwar branchenübergreifend.

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