Business & Beyond Sechs tote AfD-Kandidaten vor der Kommunalwahl und die Community spielt verrückt

Sechs tote AfD-Kandidaten vor der Kommunalwahl und die Community spielt verrückt

In gut zwei Wochen werden in Nordrhein-Westfalen die Stadtparlamente neu gewählt. Die AfD sieht sich dabei im Aufwind. Jetzt sind vier ihre Kandidaten und zwei Nachrücker gestorben. Einige in der Partei glauben, die sei kein Zufall.

Der Nachruf auf Wolfgang Seitz, den die AfD auf ihren Fraktionsvorsitzenden veröffentlicht hat, liest sich so: „Wolfgang war ein lebensfroher Kerl zum Pferdestehlen, der die besten Eigenschaften des Ruhrgebiets verkörperte: ein waschechter Malocher, freundlich, aber mit klarer Kante, auf den sich seine Freunde stets verlassen konnten.“ Er ist überschrieben mit: „Du wirst uns fehlen, Wolfgang“ und datiert vom 19. August.

Vor zwei Wochen ahnte noch keiner, dass der frühe Tod von Seitz, der mit 59 Jahren gestorben ist, in einem größeren Zusammenhang genannt werden würde: Seitz ist einer von mittlerweile sechs Kommunalpolitikern der AfD, die unmittelbar vor der für den 14. September geplanten Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen gestorben sind. Vier aktive Kommunalpolitiker und zwei, die auf Reservelisten standen, sind tot, bestätigt ein Parteisprecher.

Bei den Verstorbenen geht es um den 66-jährigen Ralph Lange aus Blomberg im Kreis Lippe, den 59-jährigen Stefan Berendes aus Bad Lippspringe im Kreis Paderborn, den 71-jährigen Wolfgang Klinger aus Schwerte im Kreis Arnsberg und den 59-jährigen Wolfgang Seitz aus Rheinberg im Kreis Wesel. Sie waren allesamt in den vergangenen zwei Wochen verstorben. Neben den vier verstarben zudem zwei Reservekandidaten in den vergangenen Wochen: Patrick Tietze und René Herford aus dem Oberbergischen Kreis. Sie hatten keine realistischen Chancen auf ein Mandat, waren aber ehrenamtlich engagiert.

Die Zahl macht seither die Runde. Der Westdeutsche Rundfunk hatte darüber berichtet, Parteichefin Alice Weidel hat die Zahl der vier Aktiven kommentarlos gepostet. Ihr Vize Stephan Brandner legte darauf nach: „Aus meiner Sicht ist es statistisch auffällig und zur Zeit schwer erklärbar.“ Das rechte Compact-Magazin goss schließlich noch Öl ins Feuer mit einer völlig frei erfundenen Weidel-Aussage, die Todesfälle seien ein „Weckruf“, der Hass gegen die AfD eskaliere. Die Story hatte damit alles, was eine gute Verschwörungstheorie braucht.

Allerdings: In keinem der Fälle geht die Polizei nach eigener Auskunft von Fremdverschulden aus.  Bei einem der Toten handele es sich um Selbstmord, und im Fall von Wolfgang Seitz, AfD-Kandidat in Rheinberg, habe sie zwar ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, aber: „Das ist aber nichts Besonderes, sondern Standard, wenn die Todesursache zunächst unklar ist“, erläuterte ein Polizeisprecher in Wesel. Bei der Untersuchung hätten sich dann keine Hinweise auf eine Straftat oder ein Fremdverschulden ergeben. Auch bei Berendes aus Bad Lippsringe gab es eine Todesermittlung, nachdem der Notarzt „unklare Todesursache“ auf der Todesbescheinigung vermerkt hatte. Das komme dann vor, wenn der Arzt, der die Todesbescheinigung ausstellt, den Toten und seine mögliche Krankheitsgeschichte nicht kennt und keine offenkundige Todesursache wie ein Unfall vorliegt, berichtet der Polizeisprecher aus Wesel: „Wir haben das 800 bis 1000 Mal im Jahr.“

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