Business & Beyond Steuern sprudeln trotz Wirtschaftsflaute – Erbschaftssteuer explodiert um 87 %

Steuern sprudeln trotz Wirtschaftsflaute – Erbschaftssteuer explodiert um 87 %

Exportwirtschaft als Sorgenkind

Doch nicht alle Indikatoren stehen auf Grün. Die Körperschaftsteuer, die Unternehmen auf ihre Gewinne zahlen, sank im ersten Halbjahr um 3,5 Prozent. „Hier schlägt sich die Krise der deutschen Exportwirtschaft nieder“, erklärt Boysen-Hogrefe laut „n-tv“. Während der Binnenkonsum und private Vermögen für Steuereinnahmen sorgen, kämpfen exportorientierte Unternehmen weiterhin mit schwierigen Marktbedingungen.

Das Bundesfinanzministerium bleibt entsprechend vorsichtig in seiner Einschätzung. „Konjunkturell waren zuletzt gemischte Signale zu verzeichnen“, heißt es im Monatsbericht. Für das zweite Quartal 2025 rechnet das Ministerium mit einer „schwächeren konjunkturellen Dynamik als zu Jahresbeginn“, wie „Zeit“ meldet. Die Lage am Arbeitsmarkt bleibe zudem angespannt.

Einmaleffekte statt nachhaltiger Trend

Experten warnen vor übertriebener Euphorie. „Einmalfälle bei der Erbschaftsteuer dürften sich nicht wiederholen“, dämpft Boysen-Hogrefe die Erwartungen. Auch der Schwung bei der Abgeltungssteuer werde nachlassen, da die EZB ihre Zinspolitik angepasst hat.

„Auch bei den großen Steuern spricht einiges für eine moderatere Gangart“, so der IfW-Experte laut „n-tv“. Hinzu kommt: Die Inflationsausgleichsprämien, die die Lohnsteuereinnahmen im ersten Halbjahr gestützt haben, laufen aus. Die sinkende Inflation bei Konsumgütern bedeutet zudem weniger Umsatzsteuereinnahmen. Der aktuelle Steuer-Boom könnte sich daher als Strohfeuer erweisen.

Business Punk Check

Die Zahlen sind gut, die Perspektive ernüchternd. Während Politiker die Mehreinnahmen von 447,6 Milliarden Euro feiern, übersehen sie den Elefanten im Raum: Die deutsche Wirtschaft krankt strukturell. Die Körperschaftsteuer sinkt, weil die Exportwirtschaft – einst das Rückgrat des deutschen Wohlstands – in der Krise steckt.

Die Steuereinnahmen steigen hauptsächlich durch Einmaleffekte und Vermögenstransfers, nicht durch nachhaltige wirtschaftliche Stärke. Für Unternehmer heißt das: Nicht auf staatliche Investitionsoffensiven hoffen. Die Mehreinnahmen werden größtenteils in Haushaltslöcher fließen, nicht in zukunftsweisende Wirtschaftsförderung. Wer jetzt auf staatliche Impulse wartet, könnte bitter enttäuscht werden.

Häufig gestellte Fragen

  • Was bedeuten die gestiegenen Steuereinnahmen für den Mittelstand?
    Für den Mittelstand ergeben sich kaum direkte Vorteile. Die Mehreinnahmen werden voraussichtlich primär zur Haushaltskonsolidierung verwendet, nicht für gezielte Wirtschaftsförderung. Mittelständische Unternehmen sollten weiterhin auf Eigeninitiative und Innovationskraft setzen, statt auf staatliche Unterstützung zu hoffen.
  • Welche Branchen könnten von den Steuereinnahmen profitieren?
    Trotz der Mehreinnahmen sind keine branchenspezifischen Förderungen zu erwarten. Indirekt könnten Unternehmen im Bereich der öffentlichen Infrastruktur von möglichen Investitionen profitieren. Bauunternehmen, Digitalisierungsdienstleister und Energieeffizienz-Spezialisten sollten die Haushaltsverhandlungen genau beobachten.
  • Wie sollten Unternehmen auf die schwächelnde Exportwirtschaft reagieren?
    Die sinkende Körperschaftsteuer zeigt die strukturellen Probleme der Exportwirtschaft. Unternehmen sollten ihre Abhängigkeit von einzelnen Auslandsmärkten reduzieren und Geschäftsmodelle diversifizieren. Wer jetzt in Resilienz und lokale Wertschöpfungsketten investiert, wird langfristig wettbewerbsfähiger bleiben.
  • Welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen wären jetzt sinnvoll?
    Statt die Mehreinnahmen für Konsumausgaben zu nutzen, wäre eine gezielte Investition in Zukunftstechnologien und Infrastruktur notwendig. Steuerliche Anreize für Forschung und Entwicklung sowie eine Entbürokratisierung würden der Wirtschaft mehr helfen als kurzfristige Konjunkturprogramme.

Quellen: „n-tv“, „Zeit“, „Spiegel.de“

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