Business & Beyond Trump lockert Vorgaben – und Europa wankt: Das unerwartete Verbrenner-Bündnis

Trump lockert Vorgaben – und Europa wankt: Das unerwartete Verbrenner-Bündnis

Trump lockert US-Verbrauchsvorgaben für Autos radikal. Autobauer sparen 35 Milliarden Dollar, während Verbraucher langfristig 185 Milliarden mehr an Tankstellen zahlen. Ein wirtschaftspolitischer Schachzug mit weitreichenden Konsequenzen.

Donald Trump dreht das Rad der Automobilgeschichte zurück. Mit einem Federstrich hat der US-Präsident die strengen Flottenverbrauchsregeln seines Vorgängers Joe Biden massiv gelockert. „Die Menschen wollen Verbrenner“, verkündete Trump selbstbewusst im Oval Office, flankiert von jubelnden Autokonzernchefs. Laut „n-tv.de“ soll der Durchschnittsverbrauch künftig bei 6,8 statt 4,7 Litern pro 100 Kilometer liegen – ein Rückschritt mit weitreichenden wirtschaftlichen und ökologischen Folgen.

Die Milliardenrechnung

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA rechnet vor, dass Autohersteller durch die Lockerung bis 2031 rund 35 Milliarden Dollar einsparen werden. Allein General Motors profitiert mit 8,7 Milliarden Dollar, wie „Zeit“ berichtet.

Neuwagen sollen durchschnittlich um 900 Dollar günstiger werden. Die Kehrseite der Medaille: Bis 2050 werden US-Bürger laut NHTSA etwa 185 Milliarden Dollar mehr an Tankstellen ausgeben. Der CO2-Ausstoß steigt parallel um fünf Prozent. Eine Rechnung, die langfristig nicht aufgeht – zumindest nicht für Verbraucher und Umwelt.

Autoindustrie im Jubelrausch

Die Reaktionen der traditionellen Autobauer fallen erwartungsgemäß euphorisch aus. Ford-Chef Jim Farley bezeichnete die Entscheidung als Triumph des gesunden Menschenverstands. „Wir glauben, dass die Menschen die Wahl haben sollten“, so Farley laut „n-tv.de“.

GM-Chefin Mary Barra hatte zuvor dramatisch gewarnt: „Wir hätten anfangen müssen, Werke zu schließen, weil wir diese Fahrzeuge nicht hätten bauen und verkaufen können“, zitiert „Welt“ die Managerin. Nach bisherigen Biden-Regeln hätte die US-Autobranche ab 2026 mehr als ein Drittel der Neufahrzeuge als E-Autos absetzen müssen.

Trumps Verbrenner-Offensive

Trumps Kurskorrektur ist Teil einer umfassenden Strategie zur Förderung konventioneller Antriebe. Bereits Anfang des Jahres unterzeichnete er ein Gesetz, das Strafen für Verstöße gegen Flottenverbrauchsvorschriften faktisch abschaffte. Zudem strich er Steuergutschriften für Elektroautos und untersagte Kalifornien, wie „Zeit“ meldet, den Verkauf von Verbrennern nach 2035 zu verbieten.

Besonders brisant: Ab 2028 soll der Handel mit Emissionsgutschriften enden. Die NHTSA bezeichnet diesen Mechanismus als „Glücksfall“ für reine E-Auto-Hersteller wie Tesla, die bisher lukrative Zertifikate an Konkurrenten verkaufen konnten. Für Tesla könnte dies einen empfindlichen Einschnitt in das Geschäftsmodell bedeuten.

Scharfe Kritik von Umweltschützern

Die Umweltlobby läuft Sturm gegen Trumps Entscheidung. Kathy Harris von der Organisation Natural Resources Defense Council kritisiert, die Trump-Regierung „bürdet den Autofahrern höhere Kosten an der Zapfsäule auf, und das alles zum Vorteil der Ölindustrie“, wie „n-tv.de“ berichtet.

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom wirft Trump vor, Amerikaner zu Milliardenzahlungen an Tankstellen zu zwingen, während die Luftqualität leide.

Business Punk Check

Trumps Verbrenner-Comeback ist ein klassischer Fall von kurzfristigem Gewinndenken auf Kosten langfristiger Wettbewerbsfähigkeit. Die US-Autoindustrie bekommt eine Atempause, während der Rest der Welt auf Elektromobilität umstellt. China und Europa investieren Milliarden in Batterietechnologie und E-Infrastruktur, während die USA den Rückwärtsgang einlegen.

Die 35 Milliarden Dollar Einsparung für Autobauer wirken wie ein schlechter Deal angesichts der 185 Milliarden Mehrkosten für Verbraucher. Besonders pikant: Tesla, das amerikanische Vorzeigeunternehmen für Innovation, wird durch die Abschaffung des Emissionshandels bestraft. Trumps Wirtschaftspolitik mag den Quartalszahlen traditioneller Autobauer schmeicheln, untergräbt aber Amerikas Position im globalen Technologiewettlauf. Die wahren Gewinner sitzen in Peking, nicht in Detroit.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche konkreten Auswirkungen hat Trumps Entscheidung auf den globalen Wettbewerb der Automobilindustrie?
    Während US-Hersteller kurzfristig von gelockerten Umweltauflagen profitieren, verlieren sie mittelfristig den Anschluss an die globale E-Mobilität. Chinesische und europäische Hersteller werden ihre Technologieführerschaft ausbauen, was langfristig zu Marktanteilsverlusten für US-Konzerne führen könnte – besonders in Märkten mit strengeren Emissionsregeln.
  • Wie sollten Zulieferer und Investoren auf diese wirtschaftspolitische Kehrtwende reagieren?
    Zulieferer sollten trotz Trumps Verbrenner-Förderung weiterhin in E-Mobilität investieren, aber mit angepasstem Zeitplan. Kluge Investoren diversifizieren zwischen traditionellen US-Herstellern (kurzfristiges Potenzial) und internationalen E-Mobilitäts-Champions (langfristige Perspektive). Der Schlüssel liegt in flexiblen Geschäftsmodellen, die beide Technologiepfade bedienen können.
  • Welche Branchen profitieren neben der klassischen Autoindustrie von Trumps Entscheidung?
    Unmittelbare Gewinner sind die US-Ölindustrie, Raffinerien und Tankstellenbetreiber. Auch traditionelle Zulieferer für Verbrennungsmotoren erhalten eine Verschnaufpause. Gleichzeitig müssen US-Batteriehersteller und Ladeinfrastruktur-Anbieter ihre Wachstumsprognosen nach unten korrigieren und verstärkt auf Exportmärkte setzen.
  • Wie nachhaltig ist Trumps Verbrenner-Strategie angesichts der globalen Marktentwicklung?
    Die Strategie ignoriert fundamentale Markttrends: Sinkende Batteriekosten, steigende Reichweiten und wachsende Konsumentenakzeptanz für E-Autos. Selbst wenn die US-Politik Verbrenner fördert, werden globale Autohersteller ihre E-Strategien kaum aufgeben. Die Gefahr: Amerika schafft eine isolierte Technologie-Insel, während der Rest der Welt voranschreitet.

Quellen: „n-tv.de“, „Zeit“, „Welt“