Business & Beyond Vom Regio-Wunder zur DB-Chefin: Evelyn Palla übernimmt den Krisenkonzern Bahn

Vom Regio-Wunder zur DB-Chefin: Evelyn Palla übernimmt den Krisenkonzern Bahn

Als erste Frau übernimmt Evelyn Palla die Führung der Deutschen Bahn. Die 51-jährige Managerin hat DB Regio bereits saniert – jetzt wartet mit maroder Infrastruktur, Milliardenverlusten und politischen Fallstricken eine deutlich größere Herausforderung.

Die Personalie kam schneller als geplant ans Licht: Evelyn Palla wird neue Chefin der Deutschen Bahn. Während Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) die offizielle Verkündung erst für den heutigen Montag geplant hatte, machte die Nachricht bereits am Samstagabend die Runde.

Die 51-jährige Südtirolerin steht vor der wohl größten Herausforderung des deutschen Verkehrssektors: Sie soll einen tief in der Krise steckenden Staatskonzern mit maroder Infrastruktur, katastrophalen Pünktlichkeitswerten und Milliardenverlusten wieder auf Kurs bringen.

Von der Finanzspezialistin zur Eisenbahnerin

Pallas Karriere ist bemerkenswert vielseitig. Nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium startete sie 1997 bei Siemens in Großbritannien, wechselte später zu Infineon und arbeitete im Produktcontrolling. Ab 2003 folgten Stationen bei E.ON in München, Köln und Mailand, bevor sie 2011 den entscheidenden Branchenwechsel vollzog: Sie heuerte bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) an – ein Unternehmen, das im Gegensatz zur Deutschen Bahn für Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bekannt ist.

Bei der ÖBB übernahm sie 2015 die Verantwortung für den Regionalverkehr und wurde Aufsichtsratsvorsitzende der ÖBB Postbus AG. Diese Erfahrungen brachte sie 2019 zur Deutschen Bahn mit, wo sie zunächst als Finanzvorständin bei DB Fernverkehr arbeitete. Seit Juli 2022 verantwortet sie als Vorständin den gesamten Regionalverkehr – und das mit beachtlichem Erfolg.

Die Erfolgsgeschichte DB Regio

Unter Pallas Führung hat sich DB Regio zu einem Lichtblick im kriselnden Konzern entwickelt. Im ersten Halbjahr 2025 erwirtschaftete ihre Sparte einen operativen Gewinn von 103 Millionen Euro, wie n-tv berichtet – während im Vorjahreszeitraum noch rote Zahlen standen. Besonders beeindruckend: Die Pünktlichkeitsquote im Regionalverkehr liegt konstant bei über 90 Prozent, während der Fernverkehr im August gerade einmal knapp 60 Prozent erreichte.

Pallas Erfolgsrezept bei DB Regio: Sie dezentralisierte Entscheidungen und gab den Regionen mehr Eigenverantwortung. „Der Wettbewerb diszipliniert uns jeden Tag“, erklärte sie einmal laut Süddeutsche Zeitung. Unter ihrer Führung wurden personalbedingten Ausfälle halbiert und die Zahl der Ausfallkilometer um 40 Prozent reduziert. Gleichzeitig gewann DB Regio wieder Marktanteile zurück, die zuvor an Wettbewerber verloren gegangen waren.

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