Business & Beyond Vom Regio-Wunder zur DB-Chefin: Evelyn Palla übernimmt den Krisenkonzern Bahn

Vom Regio-Wunder zur DB-Chefin: Evelyn Palla übernimmt den Krisenkonzern Bahn

Die Lokführerin im Vorstand

Was Palla von vielen Vorgängern unterscheidet: Sie kennt das operative Geschäft aus erster Hand. Als bislang einziges Vorstandsmitglied hat sie einen Triebfahrzeugführerschein erworben – parallel zu ihren Managementaufgaben. Sie wolle besser verstehen, was die Mitarbeiter der Deutschen Bahn Tag für Tag leisteten, zitierte die FAZ ihre Begründung. Diese Bodenhaftung kommt bei den Beschäftigten gut an.

Während ihr Vorgänger Richard Lutz als distanzierter Zahlenmensch galt, mischt sich Palla unter die Belegschaft. Auf dem Eisenbahnertag der EVG war sie im Bierzelt anzutreffen und nahm an einer Tour über das Nürnberger Volksfest teil. Diese Nahbarkeit könnte ein entscheidender Faktor sein, um die frustrierte Belegschaft für die anstehenden Herausforderungen zu motivieren.

Mammutaufgabe Konzernumbau

Die Probleme, die auf Palla warten, sind immens. Die Deutsche Bahn kämpft mit einem Schuldenberg von 22 Milliarden Euro, wie die WirtschaftsWoche dokumentiert. Im ersten Halbjahr 2025 verbuchte der Konzern einen Verlust von 760 Millionen Euro. Gleichzeitig ist die Infrastruktur in einem desolaten Zustand – nahezu jeder Fernverkehrszug muss auf seiner Reise durch Deutschland mindestens eine Baustelle passieren. Die sogenannte Generalsanierung von mehr als 40 wichtigen Strecken soll bis 2036 dauern.

Dafür stellt die schwarz-rote Bundesregierung ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro bereit, das zu großen Teilen in die Schiene fließen soll. Doch Geld allein wird nicht reichen. Die Konzernstruktur mit rund 150 Tochtergesellschaften gilt als aufgebläht und ineffizient. Verkehrsminister Schnieder plant laut Tagesschau eine Verkleinerung des Bahnvorstands und will die Infrastrukturgesellschaft DB InfraGO unabhängiger aufstellen.

Zwischen Politik und Unternehmertum

Eine besondere Herausforderung für Palla wird der Spagat zwischen politischen Vorgaben und unternehmerischer Führung. „Die Bahn muss pünktlich, sicher und sauber sein“, forderte Verkehrsminister Schnieder laut n-tv. Zudem müsse der Konzern „schneller, schlanker, schlagkräftiger und auch wirtschaftlicher. Palla muss diesen Erwartungen gerecht werden, während sie gleichzeitig die defizitären Sparten Cargo und Fernverkehr sanieren soll.

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