Business & Beyond Vom Regio-Wunder zur DB-Chefin: Evelyn Palla übernimmt den Krisenkonzern Bahn

Vom Regio-Wunder zur DB-Chefin: Evelyn Palla übernimmt den Krisenkonzern Bahn

Dabei droht Ärger aus Brüssel wegen möglicher unzulässiger Quersubventionierungen. Auch der Personalnotstand im Konzern trägt zu Betriebsproblemen und Verspätungen bei. Ein Vorteil könnte sein, dass Palla als überparteilich gilt. Im Gegensatz zu manch anderem Kandidaten gehört sie keiner Partei an – was hilfreich sein dürfte in einem Job, der sowohl mit dem CDU-geführten Verkehrsministerium als auch mit SPD-nahen Gewerkschaften zusammenarbeiten muss.

Vom Regionalverkehr zum Gesamtkonzern

Kann Palla ihre Erfolgsrezepte von DB Regio auf den Gesamtkonzern übertragen? Nicht alle Experten sind überzeugt. Während der Regionalverkehr durch Ausschreibungen und feste Preise funktioniert, muss der Fernverkehr auch unrentable Strecken bedienen. Zudem werden bei DB Regio Fahrzeuge von den Ländern finanziert – ein Luxus, den der Fernverkehr nicht genießt.

Dennoch könnten Pallas Prinzipien der Dezentralisierung und klaren Verantwortlichkeiten dem Gesamtkonzern helfen. Unter Richard Lutz hat die Konzernzentrale immer mehr Macht angehäuft, die Führungsebenen haben sich vervielfacht, die Prozesse sind selbst für Mitarbeiter kaum noch durchschaubar. Palla steht für das Gegenteil: Verschlankung der Zentrale und mehr Verantwortung in der Fläche.

Business Punk Check

Die Berufung Pallas ist ein klassisches Glass-Cliff-Phänomen: Eine Frau übernimmt in der tiefsten Krise. Die wahre Herausforderung liegt jedoch nicht in der Infrastruktur oder den Finanzen, sondern im verkrusteten System zwischen Politik und Staatskonzern. Palla muss den Mut haben, unbequeme Wahrheiten auszusprechen – auch gegenüber ihren politischen Auftraggebern.

Die 500-Milliarden-Spritze wird verpuffen, wenn nicht gleichzeitig Strukturen aufgebrochen werden. Ihr größtes Asset: Sie ist keine DB-Karrieristin und bringt den Außenblick mit. Ihr größtes Risiko: Die Politik könnte ihr bei ersten Konflikten in den Rücken fallen. Entscheidend wird sein, ob sie die Kraft hat, gegen den politischen Strom zu schwimmen, wenn es nötig ist.

Häufig gestellte Fragen

  • Kann Palla wirklich etwas verändern oder scheitert sie am politischen System?
    Pallas Erfolgsaussichten hängen davon ab, ob sie die nötige Unabhängigkeit vom Verkehrsministerium erhält. Entscheidend wird sein, ob sie klare Grenzen zieht, wo politische Einflussnahme endet und unternehmerische Führung beginnt. Unternehmen mit direkter Staatssteuerung scheitern meist an widersprüchlichen Zielvorgaben.
  • Was bedeutet Pallas Führungsstil für den deutschen Mittelstand?
    Ihr Ansatz der Dezentralisierung und regionalen Verantwortung könnte ein Vorbild für große Mittelständler werden. Statt zentralistischer Strukturen setzt sie auf unternehmerisches Denken in überschaubaren Einheiten – ein Modell, das besonders für wachsende Familienunternehmen relevant ist, die ihre Agilität bewahren wollen.
  • Welche Branchen profitieren von der Bahnsanierung unter Palla?
    Unmittelbar werden Bauunternehmen und Zulieferer vom 500-Milliarden-Paket profitieren. Langfristig könnten Logistik- und Mobilitätsdienstleister gewinnen, wenn die Verlagerung von Gütern auf die Schiene tatsächlich gelingt. Entscheidend wird sein, ob Palla die Digitalisierung der Infrastruktur vorantreibt, was Tech-Unternehmen neue Märkte eröffnen würde.
  • Wie wirkt sich eine funktionierende Bahn auf Standortentscheidungen aus?
    Zuverlässige Bahnverbindungen könnten die Attraktivität ländlicher Wirtschaftsräume erhöhen. Unternehmen, die heute wegen Erreichbarkeit in Ballungsräumen bleiben, könnten bei besserer Anbindung kostengünstigere Standorte in der Fläche wählen. Besonders für den Fachkräftemangel wäre dies relevant, da Pendlerdistanzen praktikabel würden.
  • Was müssen Unternehmen tun, um von der Bahnwende zu profitieren?
    Vorausschauende Unternehmen sollten jetzt ihre Logistikkonzepte überprüfen und Szenarien für eine stärkere Schienennutzung entwickeln. Gleichzeitig lohnt es sich, die eigenen Standortstrategien zu überdenken und mögliche Vorteile durch verbesserte Bahnanbindungen zu identifizieren. Wer frühzeitig plant, kann Wettbewerbsvorteile sichern, wenn die Bahn tatsächlich zuverlässiger wird.

Quellen: „Tagesschau“, „n-tv“, „Süddeutsche Zeitung“, „WirtschaftsWoche“, „FAZ“, „Spiegel“

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