Business & Beyond Wikipedia-Wissens-Krieg: Wer ist Jimmy Wales und warum ist er Gegner von Musk

Wikipedia-Wissens-Krieg: Wer ist Jimmy Wales und warum ist er Gegner von Musk

Wikipedia-Gründer Jimmy Wales verteidigt sein Lebenswerk gegen Elon Musks Angriffe. Der Tech-Milliardär plant mit „Grokipedia“ eine KI-gesteuerte Alternative – ein Machtkampf um die Deutungshoheit im digitalen Wissensraum.

Zwei Männer, zwei Visionen, ein Konflikt: Auf der einen Seite Jimmy Wales, der Mann, der vor über 20 Jahren mit Wikipedia die demokratische Wissensrevolution einleitete. Auf der anderen Seite Elon Musk, Tech-Milliardär und selbsternannter Verteidiger der Meinungsfreiheit. Was als gelegentliche Sticheleien begann, hat sich zu einem fundamentalen Konflikt über die Zukunft des digitalen Wissens entwickelt. Der Grund: Musk plant mit seinem KI-Chatbot Grok eine eigene Wissensplattform, die Wikipedia Konkurrenz machen soll. Aber erst mal der Reihe nach. Wer ist eigentlich Jimmy Wales?

Jimmy Wales: Der Mann hinter Wikipedia

Jimmy Wales ist der unkonventionelle Visionär, der das Internet dauerhaft verändert hat. 1966 in Alabama geboren, startete er seine Karriere als Finanzhändler, bevor er mit Wikipedia die größte Wissensplattform der Welt ins Leben rief – radikal offen, kostenlos und ohne Profitabsicht. Während andere Gründer in Richtung Unicorn und Exit schielten, gründete Wales 2003 die gemeinnützige Wikimedia Foundation und machte so klar: Wissen gehört niemandem, sondern allen. Heute gilt er als eine der wichtigsten Stimmen für digitale Freiheit, Transparenz und Zugang zu Bildung – und bleibt damit ein seltener Gegenentwurf zum klassischen Silicon-Valley-Unternehmer.

Doch Wales ist nicht bei Wikipedia stehen geblieben. Mit Projekten wie Fandom, WT.Social und Wikitribune experimentierte er immer wieder mit neuen Formen von Community-getriebenem Austausch, investigativem Journalismus und Social Media jenseits von Fake News und Werbedruck. Sein Antrieb: das Netz nicht Konzernen und Algorithmen zu überlassen, sondern Menschen. Für Business Punks ist er damit mehr als nur ein Tech-Pionier – er ist der Beweis, dass man digitale Weltmacht auch ohne Milliardenvaluation, aber mit klarer Haltung und einer Prise Sturheit aufbauen kann.

Vom Fan zum Feind: Musks Wandel

Noch 2017 klang sogar Elon Musk wie ein glühender Wikipedia-Verehrer: „Ich liebe Wikipedia. Es wird mit der Zeit immer besser“, schrieb er damals auf Twitter. Geburtstag der Plattform gratulierte er 2021 mit den Worten: „So froh, dass ihr existiert.“ Doch diese Zeiten sind vorbei. Heute bezeichnet Musk Wikipedia als „Erweiterung traditioneller Medienpropaganda“ und fordert seine über 200 Millionen Follower auf, der Plattform „die Mittel zu entziehen“, wie „Morgenpost“ berichtet.

Der Konflikt eskalierte nach Trumps Amtseinführung im Januar 2025, als Musk eine Geste machte, die viele als „Hitlergruß“ interpretierten. Wikipedia dokumentierte den Vorfall faktisch korrekt – für Musk ein Beweis für angebliche Voreingenommenheit. Musks Strategie folgt einem Muster: Erst kommt der Vorwurf der Parteilichkeit, dann die Forderung nach „Ausgewogenheit“ und schließlich der Angriff auf die Legitimität der Institution selbst.

Grokipedia: Musks KI-Alternative zu Wikipedia

Doch Musk plant mehr als nur Kritik. In einem Tech-Podcast kündigte er an, seinen KI-Chatbot Grok für die Analyse von Wikipedia-Inhalten einzusetzen. „Basicthinking“ berichtet, dass der Chatbot angeblich in der Lage sei, Wikipedia-Seiten neu zu schreiben, „Unwahrheiten zu entfernen“ und „fehlenden Kontext hinzuzufügen“.

Das Ergebnis könnte in einer eigenen Plattform namens „Grokipedia“ veröffentlicht werden. Die Idee dahinter: Musks KI soll als Wahrheitsfilter fungieren. Ein ambitioniertes Vorhaben, das jedoch Fragen aufwirft: Wer definiert, was „wahr“ ist? Und welche politische Ausrichtung würde eine von Musk kontrollierte Wissensplattform haben?

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