Deluxe & Destinations Cannabis als Chance: Wie aus 420 ein Milliardengeschäft wird

Cannabis als Chance: Wie aus 420 ein Milliardengeschäft wird

Medizinischer Cannabismarkt

Wie bereits erwähnt, wurde Cannabis im Jahr 2017 für medizinische Zwecke legalisiert. Das bedeutet, Ärzt:innen können Cannabis wie jede andere Medizin an ihre Patient:innen verschreiben. 

Allerdings gibt es auch vier Jahre später immer noch wenige Ärzt:innen, die auf diese Möglichkeit zurückgreifen. Laut dem Mediziner und Geschäftsführer von Algea Care Julian Wichmann, haben schätzungsweise bisher nur rund zwei Prozent der deutschen Ärzt:innen auf Cannabis als Medizin zurückgegriffen.

Cannabis
(Julian Wichmann und Anna Kouparanis, Credits: Algea Care)

Das wollen Wichmann und seine Mitgründerin Anna Kouparanis mit Hilfe von Algea Care ändern. Gemeinsam mit einem zwanzigköpfigen Ärzteteam vereinfacht das Unternehmen den Zugang zu medizinischem Cannabis für Patient:innen, die bei den eigenen Hausärzt:innen auf Vorurteile gegenüber der Pflanze stoßen oder deren Ärzt:innen schlicht keine Erfahrung im Umgang mit Cannabis als Medizin haben. 

Die Gesetzeslage für medizinisches Cannabis in Deutschland sei dabei eigentlich europaweit sehr fortschrittlich, so Wichmann. Durch den Verzicht auf einen bestimmten Krankheitskatalog, der bestimmte Anwendungsbereiche definieren würde, können Ärzt:innen freier entscheiden, bei welchen Krankheitsbildern eine Therapie mit Cannabis sinnvoll sei. 

Voraussetzung sei aber, dass eine schwere chronische Erkrankung vorliege, übliche Therapieformen nicht anschlagen oder zu viele Nebenwirkungen haben. Zudem müssen Ärzt:innen eine Verbesserung der Symptome durch die Cannabis-Medikation für möglich halten.

Das sei vor allem deshalb fortschrittlich, da das gesamte Wirkspektrum von Cannabis noch nicht erforscht ist und eine Einschränkung auf bestimmte Krankheitsbilder Therapiemöglichkeiten verwehren kann. 

Derzeit gäbe es 47 verschiedene medizinische Cannabis-Blüten-Sorten auf dem deutschen Markt, so Anna Kouparanis. 

Anbau und Konsum von medizinischem Cannabis

Um medizinisches Cannabis in Deutschland anbauen zu dürfen, benötigt es einiges an Bürokratieaufwand. Die Cannabis Agentur des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte vergibt dabei die Lizenzen an die Anbauer:innen.

Außerdem müssen die Pflanzen unter sehr strengen Auflagen gezüchtet werden: „Bevor man die Produktionsstätte betritt, müssen einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Man muss beispielsweise einen weißen Overall anziehen und darf nichts anfassen. Das ist wirklich Guantanamo für die Cannabiskonzerne.”

Die nächste Polizeistation dürfe zudem nur wenige Fahrminuten von der Produktionsstätte entfernt sein, erzählt Kouparanis. Auch die Beleuchtung, der Nährboden sowie die aufwendige Belüftung unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben. 

Allerdings sind solch hohen Sicherheitsstandards auch bei anderen medizinischen Produkten üblich.

Laut einer Hochrechnung der Sanity Group werden bis Ende dieses Jahres ungefähr zwei Milliarden Dollar in der EU mit medizinischem Cannabis umgesetzt. Im Jahr 2028 rechnet das Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von 69 Milliarden Dollar allein im europäischen Markt für medizinisches Cannabis. 

Cannabis
(Gründer der Sanity Group Finn Age Hänsel, Credits: Sanity Group)

Mit der Unternehmensmarke Vayamed entwickelt und vertreibt die Gruppe medizinische Cannabisprodukte in Deutschland. Mit der Marke Belfry Medical arbeitet die Sanity Group außerdem an neuen medizinischen Geräten, die den Konsum für Patient:innen erleichtern sollen. 

Laut Aussage von Algea Care-Geschäftsführer Julian Wichmann ist aus medizinischer Sicht die Inhalation mit Hilfe von Verdampfern am sinnvollsten. 

Da Cannabis allerdings ein Naturprodukt ist, kommt es in den Blüten trotz Laboranalysen zu Schwankungen der THC- und CBD-Werte. Deshalb arbeitet die Sanity Group derzeit an einem neuem System, das es Apotheker:innen ermögliche, Cannabis-Extrakt in Inhalatoren auszugeben. 

Der Inhalator soll programmierbar sein. So kann pro Tag nur eine vorher bestimmte Menge des Extrakts verdampft werden. Damit könnten Ärzt:innen die Tagesdosis von THC und CBD perfekt auf ihre Patient:innen anpassen, so Finn Hänsel. 

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