Der Lagerfeld-Fluch: Chanel vergibt den begehrtesten Job der Modewelt
An eine Nachfolge war nie gedacht worden, und das wurde zum Problem. Wer sollte Karls übergroße schwarze Sonnenbrille tragen können? Für Designerin Virginie Viard war sie jedenfalls schnell zu groß. Obwohl sie den Konzernumsatz jedes Jahr um ein paar Milliarden steigerte, musste sie im Sommer gehen. Geld ist im Hause Wertheimer eben nicht der einzige Wert.
Gestern nun die Big News: Matthieu Blazy wird neuer künstlerischer Leiter der Mode-Kollektionen bei Chanel und eröffnet damit eine neue Ära für den französischen Couture- und Beauty-Riesen.
Blazy wer? Er hat die letzten drei Jahre Bottega Veneta gerockt und war der Shootingstar des Luxus-Konglomerats Kering Group (Gucci, Saint Laurent). Sein Style: die Verschmelzung traditioneller italienischer Handwerkskunst, Material-Innovationen und ein Kaleidoskop kultureller Referenzen. Dies brachte ihm in der Branche Respekt ein.
Alain Wertheimer, Global Executive Chairman, und Leena Nair, Global CEO von Chanel, bezeichneten Blazy in einer gemeinsamen Erklärung als „einen der begabtesten Designer seiner Generation. Seine Vision und sein Talent werden die Energie der Marke und unsere Position als Marktführer im Luxusbereich stärken. Wir sind zuversichtlich, dass Matthieu Blazy eine neue Seite in der Geschichte von Chanel schreiben wird.“
So viele Freiheiten wie Karl Lagerfeld? Nein, die bekommt er nicht. Er wird an Bruno Pavlovsky, den Präsidenten von Chanel Fashion und Chanel SA, berichten müssen, wie gestern klargestellt wurde. Der sagte: „Matthieu wurde zu einer offensichtlichen Wahl für die Marke, als wir sein Talent, seine Persönlichkeit, seine Bodenständigkeit und seine Kultur erkannten. Wir haben Matthieu nicht gewählt, damit er einfach Chanel macht, sondern damit er die Grenzen dessen, was Chanel sein kann, für die Zukunft erweitert. Er wird seine Modernität und seine Arbeitsweise einbringen – Chanel ist bereit, sich transportieren zu lassen.“
Mit fast 20 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz, der zweitgrößten Marke der Modebranche hinter Louis Vuitton, brauche Chanel laut Pavlovsky aber keine „Revolution“.
Blazy wird ab April 2025 bei Chanel starten, seine erste Kollektion ist für September geplant. Der 40-jährige Designer begann seine Karriere als kreativer Leiter bei Maison Margiela. Anschließend arbeitete er unter Phoebe Philo bei Celine und Raf Simons bei Calvin Klein, bevor er 2020 zu Bottega Veneta kam. Zu seinen Fans zählen Stil-Ikonen wie A$AP Rocky.
Nach dem plötzlichen Abgang von Virginie Viard bei Chanel im Juni 2024 blieb die Stelle unbesetzt, was zu einer Lawine von Gerüchten führte, wer den wohl begehrtesten Job in der Modebranche bekommen würde. Designer wie Hedi Slimane und Simon Porte Jacquemus wurden als Favoriten gehandelt. Jetzt also ist Matthieu Blazy der neue King of Fashion.
Seine Nachfolgerin bei Bottega Veneta ist bereits geregelt: Es wird die britische Designerin Louise Trotter (früher Lacoste).
Was für eine verrückte Fashion-Woche! Den Start machte am Montag Dries van Noten. Das Design-Genie ernannte nach seinem überraschenden Rückzug aus dem Business nun offiziell seinen Nachfolger: Julian Klausner, bisher verantwortlich für Womenswear.
Am Mittwoch dann Punk bei Maison Margiela: Das Ende einer Ära. John Galliano, einer der berühmtesten Player der Branche, kündigt seinen Abschied nach zehn Jahren über Instagram an. Wohin es ihn zieht? Noch unklar.
Zum Schluss ein Coup in Deutschland: Zalando kauft About You für 1,1 Milliarden Euro. Aber machen zwei Kleine wirklich einen Großen?
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