Deluxe & Destinations „Deutsche raus“: Spaniens Tourismus-Paradox – Wenn Wirtschaftsmotor zum Volkszorn wird

„Deutsche raus“: Spaniens Tourismus-Paradox – Wenn Wirtschaftsmotor zum Volkszorn wird

Spaniens Tourismusindustrie boomt, doch der Preis ist hoch: Wohnungskrise, Gentrifizierung und wachsende Wut der Einheimischen. Lokalpolitiker suchen nach dem schmalen Grat zwischen Wirtschaftsinteressen und Lebensqualität.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 100 Millionen Touristen werden 2025 in Spanien erwartet. Ein Rekord, der die Wirtschaft ankurbelt – 40 Prozent des BIP auf Mallorca stammen aus dem Tourismus. Doch hinter der glänzenden Fassade brodelt es. „Deutsche raus“ und „Ausländische Käufer fahrt zur Hölle“ prangte kürzlich an Geschäften und Autos in Santanyi auf Mallorca. Was als vereinzelte Schmierereien begann, entwickelt sich zum strukturellen Problem: Der Massentourismus spaltet die spanische Gesellschaft.

Wirtschaftsmotor mit Kollateralschäden

Die Immobilienpreise auf den Balearen sind laut „n-tv. de“ in nur drei Jahren um 60 Prozent gestiegen, während die Löhne im gleichen Zeitraum magere 7 Prozent zulegten. Das durchschnittliche Nettojahreseinkommen in Spanien liegt bei nur 22. 990 Euro, wie „merkur.de“ berichtet. Für viele Einheimische wird Wohnraum in den eigenen Vierteln unbezahlbar.

Die Folge: Verdrängung in Vororte, prekäre Wohnverhältnisse und wachsende Frustration. Besonders brisant: In Barcelona existieren laut offizieller Erhebung 15.000 illegale Ferienwohnungen. Palmas Bürgermeister Jaime Martínez räumte gegenüber dem „Mallorca Magazin“ ein: „Diese Zahl ist 23 Mal höher als das, was wir bislang registriert und geolokalisiert haben. “ Die Dunkelziffer dürfte noch weit darüber liegen.

Vom Protest zur Politik

Die Kommunikationsberatung LLYC misst die Tourismus-Akzeptanz der Spanier mit einem Barometer – und die Werte sinken rapide. Im zweiten Quartal 2025 lag der Durchschnittswert bei nur 4,7 von 10 Punkten, wie „merkur.de“ dokumentiert. Besonders in Katalonien (3,0) und dem Baskenland (3,9) ist die Ablehnung massiv.

Die Proteste nehmen zu. In Palma demonstrierten kürzlich 8.000 Menschen unter dem Motto „Weniger Tourismus, mehr Leben“, so „n-tv. de“. Die Forderungen: Besucherlimits, Kreuzfahrtverbote und ein Ende der touristischen Vermietung. Einige Demonstranten gehen weiter – mit Wasserpistolen, Böllern und Parolen wie „Tourismus macht frei“, die bewusst an NS-Rhetorik anknüpfen.

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