SOMETIMES IT SNOWS IN LUGANO

Ein Jahreswechsel zwischen Eleganz, Sinnlichkeit und einer Prise mediterraner Wintermagie.

Manchmal reicht ein einzelner Blick über den Lago di Lugano, um zu verstehen, warum Menschen hierherkommen, wenn ein Jahr enden und ein neues beginnen soll. Dieser See hat etwas Beschwichtigendes, etwas Feierliches – und wenn im Dezember die Lichterketten über den Piazzas glühen und ein feiner Schleier Winter über die Palmen sinkt, entsteht ein Zauber, der nirgendwo sonst so selbstverständlich wirkt. Lugano feiert die Festtage nicht, es inszeniert sie mit einer Grandezza, die zwischen Alpen und Dolce Vita hängt wie ein perfektes Bühnenbild.

Die Villa Principe Leopoldo thront darüber wie ein Opernhaus, das sich jedes Jahr aufs Neue in eine Festnacht stürzt. Schon der Ankunftsmoment fühlt sich an wie der Beginn eines großen Films: Kristalllüster, Champagner, Stoffe, die unter dem Abendlicht leuchten. Musiker in Brokat und Seide lassen Mozart aufleben, während sich die Stimmen der Gäste im Kerzenschein mischen. Das Gala-Dinner entfaltet sich wie ein Schauspiel, bei dem jeder Gang eine eigene Szene besitzt: Austern und Kaviar als Ouvertüre, dann Lichter, Musik, Hummer, Trüffel – alles in fließender Dramaturgie. Mitternacht verwandelt die Villa schließlich in ein modernes Lichtkunstwerk, die historischen Mauern pulsieren, ein DJ verschmilzt klassische Themen mit elektronischen Texturen, und das neue Jahr beginnt nicht im Lärm, sondern im Leuchten. Am Morgen danach ist der Neujahrsbrunch auf der Terrasse der sanfte Abspann – eine ruhige, sonnige Kulisse, in der Gespräche, Aromen und Ausblicke ineinander übergehen. www.leopoldohotel.com

Wer den Jahreswechsel lieber in der Stille sucht, steigt hinauf zum Kurhaus Cademario. Hoch über dem See begegnet man einem Silvester, das weniger nach Spektakel und mehr nach Einkehr klingt. Kerzen, Harfe, klare Bergluft – eine fast zerbrechliche Komposition. Das Menü im Restaurant Radici wirkt wie eine kulinarische Meditation, die Erde und Himmel verbindet: Waldpilze, Alpenkräuter, Meeresnoten, fein und tief. Wenn Mitternacht kommt, erhebt sich kein Countdown. Nur ein leiser Toast, ein Atemzug. Ein Jahresbeginn, der sich anfühlt, als würde man mit sich selbst und dem Horizont Frieden schließen. www.kurhauscademario.com

Zurück in der Stadt feiert die Villa Sassa das neue Jahr mit einer Energie, die urbane Leichtigkeit und mediterrane Lebensfreude vereint. Jazz, Funk, Stimmen, die sich zwischen Palmen und Panoramafenstern verlieren – ein Abend, der warm und charmant ist, ohne je ins Banale abzurutschen. Gegen Mitternacht verschwimmen Musik und Gelächter mit dem Blick auf die glitzernden Lichter am See, und am ersten Morgen des Jahres legt der lange Brunch eine entspannte, sonnige Gelassenheit über alles. www.villasassa.ch

Weihnachten selbst trägt in Lugano einen Zauber, der nicht laut sein muss, um zu wirken. Natale in Piazza verwandelt die Stadt fast zwei Monate lang in ein leuchtendes Wintermärchen. Der große Weihnachtsbaum auf der Piazza della Riforma setzt den Auftakt, die Märkte ziehen sich durch die Gassen, Düfte mischen sich mit Lichterspielen, DJ-Sets treffen auf Gastronomie-Chalets. Über sechzig Stände erzählen Geschichten von Handwerk und Kulinarik. Und im Parco Ciani entsteht eine kleine Bühne des Winters: die natürliche Eisbahn – AIL Ice Village – kehrt zurück, begleitet von einer neuen Attraktion, Minigolf auf dem Eis. Ein charmant-abstruser Spaß zwischen Tannen, See und Alpenpanorama.

Für Genussmenschen bedeutet Weihnachten in Lugano außerdem: warme Tassen, süße Klassiker, große Traditionen. Im Grand Café al Porto glitzert die Vergangenheit zwischen heißer Schokolade und Gebäck seit 1803. Das Splendide Royal serviert Afternoon Tea im englischen Stil – akzentuiert von der originalen Wiener Sachertorte, begleitet an manchen Tagen von Harfenklängen. Im Lido Seegarten lädt ein Chalet in Holzaura zu Fondue, Raclette, Chinoise und Bourguignonne ein, direkt am See, mit diesem Hauch von Märchenatmosphäre, den man nicht kaufen kann. Und im Flamel wird der Sonntag zum Fest: Brunch, Mixology, raffinierte Gerichte – plus ein Glühwein, der nicht einfach Glühwein ist, sondern eine Tessiner Liebeserklärung: Merlot vom Fass, Lindenhonig aus Arogno, hausgemachter Apfelsaft, ausgewählte Gewürze und ein Panettone-Destillat, das so sehr nach Weihnachten schmeckt, dass man es fast für ein Parfum halten könnte.

Bis Mitte Dezember öffnet auch das „aL LiDO“ seine Terrasse für einen herbstlich-winterlichen Brunch, begleitet vom weichen Blick über Strand und Wasser. Es ist eine dieser Szenen, die man mitnimmt, weil sie einem klar machen: Winter muss nicht grau sein. Nicht kalt. Und schon gar nicht kitschfrei.

Vielleicht schneit es in Lugano nur manchmal. Vielleicht bleibt der Schnee nur kurz liegen. Aber der Winter hier hat eine eigene Sprache – eine, die leuchtet, wärmt, erzählt. Und wenn man in einer dieser Nächte am Seeufer steht, während Lichter im Wasser tanzen, versteht man plötzlich, warum Menschen hier Silvester nicht einfach feiern.
Sie zelebrieren es.
Und das mit einer Eleganz, die bleibt