Deluxe & Destinations Tradwife vs. 4B – Wenn Internet-Feminismus zur Reality-Soap wird

Tradwife vs. 4B – Wenn Internet-Feminismus zur Reality-Soap wird

Was das alles mit Popkultur zu tun hat

Interessant ist, wer hier überhaupt mitredet. Laut der Studie wird die Tradwife-Debatte vor allem von Medien- und Entertainment-Nerds befeuert – also von Leuten, die mehr an Drama interessiert sind als an Ideologie. Kein Wunder, dass Accounts wie „Patriarchy Hannah“ viral gingen, eine angebliche Tradwife mit 14 Kindern – bis rauskam, dass sie weder verheiratet noch Mutter ist. House of Cards trifft Prairiecore. Bei der 4B-Bewegung sind es hingegen überraschend viele Konservative, die sich lautstark echauffieren. Vor allem Männer. Frei nach dem Motto: Wenn Frauen keinen Bock mehr auf uns haben, muss es wohl linksradikal sein.

Willkommen im feministischen Reality-TV

Was bleibt, ist das Gefühl, dass beide Lager weniger für reale Lebensentwürfe stehen als für Projektionen. Die Tradwife ist der feuchte Traum konservativer Retromänner – oder der Albtraum moderner Frauen. Die 4B-Frau wiederum ist das Schreckgespenst der Incels – oder das Rolemodel für alle, die genug haben von Beziehungsarbeit und emotionalem Burnout. In Wahrheit zeigen beide Bewegungen: Das Internet ist weniger ein Raum für Differenzierung als ein Laufsteg für extreme Narrative. Entweder du bist die perfekte Hausfrau oder du lebst im freiwilligen Zölibat. Dazwischen? Gibt’s auch – aber das geht halt nicht viral.
Ob du nun dein Brot selbst backst oder Männer kollektiv ghostest – beides ist okay. Nur sei dir bewusst, dass du im digitalen Kampf um die Deutungshoheit schnell zur Spielfigur wirst. Die neue Frage lautet also nicht mehr: „Wie willst du leben?“ Sondern: „Wer verdient daran, wie du leben willst?“

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