Deluxe & Destinations TikTok statt Ticket: Wie Trainhopping zur gefährlichsten Mobilitäts-Subkultur der Welt wird

TikTok statt Ticket: Wie Trainhopping zur gefährlichsten Mobilitäts-Subkultur der Welt wird

Eine wachsende Subkultur reist illegal und lebensgefährlich auf Güterzügen durch Europa. Was als Nischenphänomen begann, entwickelt sich zum dokumentierten Underground-Trend mit eigener Ökonomie der Aufmerksamkeit.

40 Trips durch Europa, monatelange Planungen und ein Social-Media-Publikum, das jede Fahrt verfolgt. Während etablierte Transportkonzerne um Marktanteile kämpfen, entsteht parallel eine Schattenwirtschaft der Mobilität.

Trainhopping – das illegale Reisen auf Güterzügen – entwickelt sich von einer Randerscheinung zu einem dokumentierten Lifestyle-Phänomen mit eigener Aufmerksamkeitsökonomie und wachsender Community.

Die Underground-Ökonomie des Trainhoppings

Der belgische Fotograf GifGas hat aus seiner gefährlichen Leidenschaft ein Content-Business gemacht. Seit seinem ersten Trip von Zeebrugge nach Mailand dokumentiert er seine illegalen Fahrten auf Instagram und YouTube, wo er eine stetig wachsende Fangemeinde aufgebaut hat. „Trainhopping gibt dir das Gefühl, dass du etwas Einzigartiges tust, von dem fast niemand etwas weiß“, erklärt er laut „Vice“.

Die Faszination geht dabei über kostenloses Reisen hinaus – es ist ein Geschäftsmodell aus Adrenalin, Freiheit und medialer Aufmerksamkeit. Die Planungsphase seiner Reisen dauert zwischen einer Woche und mehreren Monaten. Mit Google Maps, Zugfahrplänen und Insidertipps entwickelt GifGas seine Routen, bevor er aufspringt und die Reise dokumentiert. Die Unberechenbarkeit ist Teil des Produkts: „Was ich am Trainhopping so liebe, ist die Tatsache, dass du nicht weißt, wo genau du ankommst“, berichtet er laut „Vice“.

Marktwachstum durch Social Media

Die Trainhopping-Community wächst – befeuert durch soziale Medien. Auf Reddit-Foren wie r/trainhopping und verwandten Communities teilen Enthusiasten ihre Erfahrungen. „Im Vergleich zu jeder anderen Form des Reisens ist Zugspringen mit Abstand die gefährlichste.“, warnt ein User auf r/vagabond. Die Gefahr ist Teil der Währung, mit der in dieser Subkultur gehandelt wird.

Besonders TikTok-Videos romantisieren das Ganoven-Image und blenden die tödlichen Risiken aus, wie „fluter.de“ berichtet. Stromschläge durch Oberleitungen, Stürze und Kollisionen mit der Infrastruktur sind reale Gefahren. Als GifGas erstmals auf dem Dach eines Personenzugs mitfuhr, landete er in den belgischen Nachrichten. Seitdem versteckt er seine Identität akribisch – ihm droht eine zweijährige Haftstrafe.

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