Deluxe & Destinations Tranquillum war gestern – Das bessere Retreat gibt’s nicht bei Prime

Tranquillum war gestern – Das bessere Retreat gibt’s nicht bei Prime

Luxus, der flüstert statt zu schreien

An der Westküste zeigt sich eine völlig andere Insel: türkisfarbene Lagunen liegen spiegelglatt zwischen den Riffen, das Meer verwandelt sich in flüssiges Licht. Ein Temperamentswechsel wie zwischen Sturm und Stille – von der dramatischen Ostküste zur verführerischen Eleganz der Sunset-Seite.

Das Sugar Beach Resort thront mit britischer Noblesse am längsten Sandstrand der Insel. 238 Zimmer und Suiten schmiegen sich zwischen jahrhundertealte Bäume, jedes mit Meerblick, keines protzig. Die Architektur erinnert an Kolonialvillen – nur dass statt nebligem Moor der Indische Ozean in allen erdenklichen Blautönen schillert. Wir treffen exakt zum Sundowner ein: Von der Buddha-Bar direkt am Strand aus küsst ein Stand-up-Paddler die letzte Sonne, bevor sie untergeht – ein Bild so perfekt, dass es fast weh tut.Der 2.000 Quadratmeter große Pool mag der größte der Insel sein, aber er herrscht leise, ohne Aufschneiderei. Wenige Schritte weiter liegt La Pirogue wie ein Märchen aus Schilf und Träumen. 248 reetgedeckte Bungalows verstecken sich zwischen Palmen und Frangipani-Bäumen, deren süßlicher Duft am Abend fast betäubend wird. Jede Villa ist traditionellen mauritischen Fischerbooten nachempfunden – geschwungene Linien, die an Segelschiffe erinnern, die in tropischen Häfen vor Anker gehen. Ein Disney-Märchenland für Erwachsene, die ihre Träume noch nicht begraben haben.

Jeden Abend um 18 Uhr liefert die Westküste ab. Manche Termine halten, was sie versprechen. Dieser hier besonders.
Jeden Abend um 18 Uhr liefert die Westküste ab. Manche Termine halten, was sie versprechen. Dieser hier besonders.

Hoffnung unter Wasser

Nitisha, Meeresbiologin und Leiterin des Coral Restoration Programmes am La Pirogue Marine Centre: sandige Fingernägel, wache Augen. Ohne Pathos hält sie ein gebleichtes Korallenskelett in die Höhe – ein Knochenhaus ohne Leben. „Die Zahlen sind ernüchternd“, sagt sie. „Seit den 1950er Jahren sind weltweit etwa 50 Prozent aller Korallenriffe abgestorben.“ Doch in ihrem Restaurationsprogramm kämpft sie erfolgreich dagegen an: Bereits 5.000 Korallenfragmente haben sie und ihr Team erfolgreich angesiedelt – unterstützt von Hotelgästen, die unter ihrer Anleitung mehr als 500 weitere Fragmente in die schwimmende Baumschule eingebracht haben.

Mikro-Fragmentierung funktioniert wie Tissue-Engineering für das Meer: Kleine Korallenstücke werden auf speziell entwickelte Substrate aufgebracht und wachsen dort 25 bis 40 mal schneller als in der Natur. Was normalerweise 25 Jahre dauern würde, vollbringt die Koralle hier in sechs bis zwölf Monaten.

Vom Boot aus sehen wir die Metallgitter mit den Korallenfragmenten, die in der türkisfarbenen Lagune auf dem Meeresgrund ihre zweite Chance erhalten. Der Wellengang macht Tauchen heute unmöglich, doch auch aus der Distanz wird die Systematik des Projekts sichtbar: Jedes Fragment ist kartiert, jeder Fortschritt dokumentiert. „Jeder kleine Eingriff zählt“, erklärt Nitisha und zeigt auf eine junge Koralle. „Diese dort wird in einem Jahr die Größe eines Tellers haben. In zehn Jahren bildet sie ein kleines Riff.“ Das „Adopt a Coral“-Programm dokumentiert jeden Entwicklungsschritt: GPS-Koordinaten, monatliche Fotos, messbare Fortschritte. Das Projekt arbeitet eng mit dem Mauritius Research Council und der University of Mauritius zusammen – die erste systematische Initiative dieser Art auf der Insel.

Zurück im Flieger, kurz bevor ich meine AirPods einsetze, um Masha in Staffel zwei doch noch eine zweite Chance zu geben, denke ich an unser Gespräch in der Lobby. Was bleibt von einer Reise, die verändert hat? Vielleicht die Erkenntnis, dass ein Paradies, das für sein Überleben kämpft, das einzige ist, das diesen Namen noch verdient. Und dass wir Privilegierten die Wahl haben: uns betäuben lassen oder wach bleiben. Wegfliehen oder ankommen.

Beides ist Luxus. Nur eines davon ist echt – das andere verschwindet mit der Bräune.

Insta-Opfer: Meine Kapitulation vor der Schönheit des Sugar Beach.
Insta-Opfer: Meine Kapitulation vor der Schönheit des Sugar Beach.

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