Drive & Dreams Audi schafft Ringe ab: Radikale China-Strategie mit Folgen

Audi schafft Ringe ab: Radikale China-Strategie mit Folgen

Mit einer neuen Schwestermarke und schnelleren Entwicklungszeiten will Audi den chinesischen Markt zurückerobern. Doch was bedeutet das für den Standort Deutschland?

Vergessen Sie die vier Ringe. In China setzt Audi jetzt auf Großbuchstaben: Mit der neuen Schwestermarke AUDI und dem E5 Sportback wagen die Ingolstädter einen radikalen Neuanfang im wichtigsten Automarkt der Welt. Der Grund: Deutsche Premium-Hersteller gelten in China zunehmend als Relikte einer vergangenen Ära – zuverlässig, aber uninspiriert. Während die lokale Konkurrenz mit digitalen Innovationen punktet, kämpfen BMW, Mercedes und Audi mit dramatischen Absatzeinbrüchen.

Rollende Smartphones statt deutscher Ingenieurskunst

Die Zeiten, in denen chinesische Kunden für deutsche Premiumautos Schlange standen, sind vorbei. „Die deutschen Autos gelten zwar als solide und sicher, aber eben auch als angestaubt“, stellt Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen, fest, laut „SWR“. Die Automobilwissenschaftlerin Helena Wisbert von der Hochschule Wolfsburg verwendet einen noch deutlicheren Begriff: „altbacken“.

Der E5 Sportback soll das ändern. Mit riesigem Display, umfassender Vernetzung und elektrischem Antrieb zielt er genau auf die Bedürfnisse chinesischer Käufer. Reindl bezeichnet das Konzept als „Software Defined Vehicle“, wie „SWR“ berichtet – praktisch ein rollendes Smartphone. In China stehen Digitalisierung und Entertainment im Vordergrund, nicht Fahrdynamik oder haptische Qualität wie in Europa.

Deutsches Know-how, chinesisches Tempo

Die Besonderheit: Audi entwickelt und baut den E5 gemeinsam mit dem chinesischen Partner SAIC. Während BMW und VW ebenfalls China-spezifische Modelle anbieten, geht Audi mit der Einführung einer komplett neuen Marke deutlich weiter. Das Experiment trägt noch stark den Charakter von „Trial-and-Error“, so Reindl laut „SWR“. Der „Autopreneur“ geht noch einen Schritt weiter: Laut dem Experten handelt es sich beim E5 Sportsback um einen IM Motors L6 mit „anderem Anstrich. Die Modelle, der L6 kommt ironischerweise von SAIC, ähneln sich frappierend, was die Technik unter der Haube angeht

Besonders bemerkenswert sind die deutlich kürzeren Entwicklungszeiten. Diese will Audi auch nach Deutschland importieren, „um mit der Konkurrenz aus Asien mithalten zu können“, wie der Betriebsrat des Neckarsulmer Werks zitiert wird. Laut „SWR“ soll zunächst Bürokratie abgebaut werden. Die Frage bleibt: Reicht das?

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