Drive & Dreams Autobauer: China auf der Überholspur, Deutschland im Rückwärtsgang

Autobauer: China auf der Überholspur, Deutschland im Rückwärtsgang

Die deutsche Automobilindustrie erlebt einen historischen Absturz. Während chinesische Hersteller wachsen, brechen bei westlichen Konzernen die Gewinne ein. Was einst Erfolgsgarant war, ist heute Ballast.

Die Zahlen sind brutal: 55 Prozent Gewinneinbruch im zweiten Quartal bei den 19 größten Autokonzernen weltweit. Kein deutscher Hersteller schafft es mehr in die Top 3 der profitabelsten Autobauer. Stattdessen dominieren Suzuki, Kia und Toyota das Ranking. BMW landet mit 8,6 Prozent Marge immerhin noch auf Platz vier. Der Rest der deutschen Autoindustrie steckt in einer existenziellen Krise, während chinesische Hersteller selbst in schwierigen Zeiten wachsen.

Vom Erfolgsmodell zum Klotz am Bein

Was deutsche Autobauer einst groß gemacht hat, wird ihnen jetzt zum Verhängnis. „Die meisten westlichen Konzerne kämpfen mit hohen Verwaltungskosten und ihrer eigenen historisch gewachsenen Struktur – was in der Vergangenheit der Garant für Erfolg war, ist heute Ballast“, so Constantin Gall, Mobilitätsexperte bei EY, laut „Merkur“.

Die komplexen Strukturen, die jahrzehntelang für Qualität und Zuverlässigkeit standen, erweisen sich im Zeitalter der Digitalisierung und geopolitischen Spannungen als Handicap. Deutsche Autobauer verzeichneten laut „Stern“ ein Gewinnminus von 38 Prozent im ersten Halbjahr. US-Hersteller traf es mit 43 Prozent noch härter. Besonders dramatisch sieht es bei Renault und Stellantis aus, die zusammen über elf Milliarden Euro Verlust verbuchten.

China auf der Überholspur

Während die westliche Autoindustrie ächzt, legen chinesische Hersteller zu. Geely, Great Wall Motor und BYD steigerten ihren Gewinn im ersten Halbjahr um ein Prozent. Beim Umsatz legten chinesische Autobauer sogar um 20 Prozent zu, „wenn auch noch mit kleineren Gesamtvolumina“, wie „Stern“ berichtet.

Der Grund für diese Diskrepanz liegt auf der Hand: Chinesische Autobauer agieren agiler. Sie errichten hochautomatisierte Fabriken in Rekordzeit und entwickeln dank durchdigitalisierter F&E-Prozesse neue Modelle schneller und günstiger. Gleichzeitig profitieren sie von einem geschützten Heimatmarkt und staatlicher Unterstützung.

Renationalisierung trifft deutsche Hersteller besonders hart

Die zunehmende Abschottung der Märkte entwickelt sich zum Existenzproblem für deutsche Autobauer. Der China-Anteil am weltweiten Gesamtabsatz deutscher Konzerne sank von 39,4 Prozent im Rekordjahr 2020 auf nur noch 29,6 Prozent im ersten Halbjahr 2025.

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