Drive & Dreams Chinas Automarkt am Abgrund: Warum BYD einen Preiskrieg entfesselt, der nur 7 von 170 Herstellern überleben lässt

Chinas Automarkt am Abgrund: Warum BYD einen Preiskrieg entfesselt, der nur 7 von 170 Herstellern überleben lässt

Drittens: Die Zulieferer geraten massiv unter Druck. BYD hat 2023 laut Autopreneur-Newsletter Ausgabe 72 durchschnittlich 275 Tage gebraucht, um seine Lieferanten zu bezahlen. Laut GMT Research liegt BYDs wahre Verschuldung bei etwa 39 Milliarden Euro – während offiziell nur 3,3 Milliarden ausgewiesen werden. Die Differenz entsteht durch verzögerte Zahlungen an Zulieferer.

Viertens: Der Markt wird durch „Null-Kilometer-Gebrauchtwagen“ verzerrt. Hersteller verkaufen Neuwagen an Finanzierungsgesellschaften oder Händler, um ihre Verkaufszahlen künstlich aufzublähen. Diese Fahrzeuge landen dann mit Rabatten von bis zu 40% als angebliche „Gebrauchtwagen“ auf dem Markt.

Die unvermeidliche Konsolidierung

Die Marktstruktur ist unhaltbar: Von 169 Autoherstellern in China haben mehr als die Hälfte unter 0,1% Marktanteil. Diese extreme Zersplitterung führt zwangsläufig zur Konsolidierung.

Wei Jianjun, Gründer und CEO von Great Wall Motor, zieht bereits beunruhigende Parallelen: In der Automobilindustrie gibt es bereits ein Evergrande. Es ist nur noch nicht zusammengebrochen. Der Vergleich mit dem 2021 kollabierten Immobilienriesen, der mit 300 Milliarden Dollar Schulden pleiteging, lässt aufhorchen.

BYD fühlte sich von dieser Aussage direkt angesprochen und kündigte rechtliche Schritte gegen solche Vergleiche an. PR-Chef Li Yunfei verteidigte die Verschuldungsquote von 70% und verwies auf ähnliche Werte bei etablierten Herstellern wie Ford, Boeing und Toyota.

Nach Einschätzung der China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) werden am Ende nur 5-7 dominante Marken überleben – von ursprünglich 170 Herstellern.

Peking greift durch

Die chinesische Regierung hat nun die Reißleine gezogen. Sie bestellte die Chefs von über einem Dutzend Autohersteller nach Peking ein, darunter BYD, Geely und Xiaomi. Die Botschaft war unmissverständlich: keine Verkäufe unter Selbstkosten, keine unangemessenen Preissenkungen, Schluss mit „Null-Kilometer-Autos“ und faire Behandlung von Zulieferern.

Seite 2 / 3
Vorherige Seite Nächste Seite