Drive & Dreams Das Phänomen BYD: Wie China aus einem Traum eine knallharte Wirklichkeit werden lässt

Das Phänomen BYD: Wie China aus einem Traum eine knallharte Wirklichkeit werden lässt

BYD baut Schiffe und Highend-Karren, hat mehr E-Auto als VW, BMW und Mercedes zusammen auf die Straße gebracht und errichtet vielleicht jetzt sogar ein Werk im einzigen Land, wo es noch schlecht läuft.

Sie haben es wörtlich genommen, die chinesischen Autobauer von BYD: „Built your dreams“ bedeuten die drei Buchstaben und das machen sie seit ziemlich genau 30 Jahren.

Im Februar 1995 begann alles ganz bescheiden: 20 Mitarbeiter, ein Chemiker mit Vision – und ein Ziel, das nach mehr als Träumerei klang. Wang Chuanfu wollte mit BYD die Batteriebranche aufmischen. Das Timing stimmte: Die Welt gierte nach mobilen Stromspeichern – in Handys, Camcordern, Laptops. Die Japaner hatten die Nase vorn – bis BYD kam. Das Rezept: niedrige Löhne, radikale Eigenfertigung, extreme Effizienz, lernen von den Besten.

Nur acht Jahre später kaufte Wang einen staatlichen Autobauer – und setzte zum nächsten Coup an. Heute ist BYD ein Gigant: Batterien, Halbleiter, E-Motoren, Software – alles kommt aus der eigenen Hand. Tesla braucht Zulieferer. BYD hat sie längst gefressen. VW mietet Frachtraum, um seine Ware zu verschicken. BYD baut eigene Schiffe. 2024 brachten sie mehr E-Autos als BMW, Mercedes, VW und Audi zusammen auf die Straße. Jetzt haben sie auch Tesla überholt. Ihre neuesten Modelle laden Strom für 400 Kilometer in 5 Minuten. Jetzt sind sie die besten.

Ein Mann, der BYD früh schätzte, ist Investorenlegende Warren Buffett. Seine Holding stieg 2008 für 230 Millionen Dollar ein. Inzwischen hält er noch rund 4,4 Prozent. Der Gewinn? Schätzungsweise 3800 Prozent. Warum? Zum Beispiel, weil BYD seinen eigenen Gewinn in den ersten drei Monaten dieses Jahres mal eben verdoppelt hat.

Nur in Europa läuft es bislang nicht so. Im Deutschland als Mutterland des Automobils kommt BYD auf einen lächerlichen Marktanteil bei den Neuzulassungen von 0,1 Prozent. Ändern sollen das jetzt zwei Manager. Der eine heißt Wolfgang Egger, kommt aus Deutschland und ist Chefdesigner bei den Chinesen. Seine Entwürfe treffen bei Europäern ins Schwarze. Die andere ist Stelle Li, die Nummer zwei hinter Wang Chuanfu. Die in Kalifornien lebende Chinesin ist für die weltweite Expansion zuständig und sie hat eine Strategie: „Wir müssen BYD stärker lokalisieren und daraus eine europäische Marke machen.“ Deshalb startet das Unternehmen eine europäische Produktion: Zuerst ab diesem Jahr in Ungarn, ab Mitte 2026 in der Türkei, und später soll es noch ein drittes Werk geben. Könnte sein, dass es in Deutschland entsteht.

Der chinesische Traum ist also Wirklichkeit geworden und die deutschen Hersteller müssen aufpassen, dass er für sie nicht zum Alptraum wird. Möge der Bessere gewinnen.