Drive & Dreams Die Cooper-Garage – dort, wo der Mini atmet

Die Cooper-Garage – dort, wo der Mini atmet

Manchmal liegt die Magie eines Autos nicht in Windkanälen, CAD-Dateien oder Marketingbudgets. Manchmal liegt sie in einer Garage, deren Türen ein bisschen klemmen, deren Farbe ein wenig blättert – und die trotzdem seit Jahrzehnten das Epizentrum einer Legende ist. Südlich von Arundel, dort wo Sussex aussieht, als hätte jemand die englische Seele in satte Wiesen und schlanke Landstraßen gepflanzt, steht die Cooper Garage. Ein Ort, an dem Mini nicht einfach repariert wird – er wird gelebt.

Mini
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Wenn Mike Cooper, 70, das knarzende Tor öffnet, riecht es nach kalt gewordenem Öl, altem Holz und Familiengeschichte. Dahinter: eine Handvoll historischer Minis, jeder mit Narben und Geschichten, und daneben ein brandneuer John Cooper Works Electric, der erstaunlich still zwischen all den knurrenden Klassikern wirkt.
„Erst vor ein paar Tagen bekommen“, sagt Mike mit einem Grinsen, „und es ist verrückt, wie der abgeht.“

Kurz darauf stößt Charlie hinzu, sein Sohn – 44, Rennfahrer, Rekordhalter in Goodwood, Mini-blutdurchströmt wie Vater und Großvater. Und plötzlich spricht die Garage. Oder besser: Sie singt. Von früher, von Rennen, von der Zeit, als Mikes Vater John Cooper mit seinen Formel-1-Ideen die Welt auf den Kopf stellte.

Wo ein kleiner Wagen zu etwas Großem wurde

John, der Tüftler, der Visionär, war der Erste, der dem braven Mini Beine machte – und zwar solche, die in Monte Carlo gern mal Podestplätze erklommen.
1964. 1965. 1967.
Drei Siege, die aus dem kleinen Flitzer einen Riesen machten. Und wie das oft so ist mit Mythen: Sie beginnen bescheiden.
In einer Garage.
Mit Werkzeugen, die schon bessere Tage gesehen haben.
Mit einer Familie, die nicht anders kann, als Dinge schneller, leichter, frecher zu machen.

Autos mit Herz. Und Stecker.

Auf dem Hof steht ein Mini-Kleinlaster von 1962, dunkelgrün, charmant, fast unscheinbar – bis man ihn fährt.
Denn unter dem Blech schlägt ein 110-PS-Elektromotor, der den kleinen Retro-Laster bei Vollgas schwarze Striche auf den Asphalt malen lässt.
Die Batterie liegt hinten in einer roten Werkzeugkiste.

Auch der neue JCW Electric ist so ein Grenzgänger – ein Wagen, der zeigt, dass die Zukunft elektrisch sein kann, ohne die Vergangenheit zu verraten.
Charlie fährt ihn gern.
Aber er sagt auch: „Verbrenner werden wir unter John Cooper Works nicht einfach aufgeben. Dafür steckt zu viel Geschichte im Sound.“

Die Cooper-Garage – dort, wo der Mini atmet

Rennblut, das nicht versiegt

In einer Ecke steht Charlies schwarzer Classic Mini, mit dem er in Goodwood seinen Geschwindigkeitsrekord holte – rund 200 km/h, in einem Auto, das so leicht ist, dass der Wind es eigentlich wegblasen müsste.
Letztes Jahr gewann er seine Klasse beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Dieses Jahr zwingt ihn eine Knie-OP zu einer Pause, aber die Garage schläft deshalb nicht. Sie werkelt weiter. Sie atmet weiter.

Es ist der gleiche Geist, der John Cooper einst dazu brachte, einen Mini mit zwei Motoren auszuprobieren – vorne und hinten.
Ein Allrad-Mini, seiner Zeit voraus.
Wahnsinnig schnell im Anzug, aber kaum beherrschbar.
Der Test endete in einem Überschlag. Das Projekt wurde begraben.
Der Mythos wuchs weiter.

Wie der GP seinen Namen bekam – eine kleine Cooper-Anekdote

Als BMW Anfang der 2000er zusammen mit Mike die modernsten JCW-Modelle entwickelte, stand irgendwann die Frage im Raum: Wie nennen wir das Spitzenmodell?

Ein Meeting, angesetzt auf zwei Stunden.
Vorschläge, Tabellen, Diskussionen.
Mike sagt:
„Nehmen wir GP. Grand Prix. Simpel. Klar. Unverwechselbar.“
Die Anwälte prüfen.
Viertelstunde später:
John Cooper Works GP steht fest.

Manchmal entstehen Legenden mit der gleichen Leichtigkeit, mit der ein Mini eine Kurve nimmt.

Ein Familienbetrieb im Herzen – und eine Straße, die nie endet

Die Coopers leben Mini. Nicht als Produkt.
Sondern als Fortsetzung einer Idee, die in den 1950ern begann und sich bis heute in jedem JCW wiederfindet: leicht, wild, britisch, mutig.

Wenn man die Garage am Abend verlässt und die Straße Richtung Sussex-Küste rollt, fühlt es sich an, als hätte man etwas Seltenes erlebt:
Nicht nur die Geschichte eines Autos, sondern eine Familie, die sie seit drei Generationen beschützt: Er fühlt sich nach Zuhause an.