Drive & Dreams Führerscheinprüfung: Teures Warten auf den TÜV

Führerscheinprüfung: Teures Warten auf den TÜV

Seit den 1990er Jahren wurde der TÜV im Zuge einer Liberalisierung nach und nach zu einem umfassenden Untersuchungsunternehmen – und schnell auch bedeutendem Datensammler: Heute prüfen TÜV-Unternehmen „Produkte aller Art, technische Anlagen, Dienstleistungen, Online-Shops, betriebliche Abläufe, Fahrzeuge und vieles mehr“, so der Verband leicht untertreibend. Denn international haben sich die einzelnen Regionalholdings den Globus untertan gemacht. Ob Asien oder Amerika, „the TUEV” ist vielerorts dabei. Seit jener Zeit bemüht sich der Zusammenschluss der Prüfer auch darum, die von Anfang an gewollte, aber nun wohl überkommene Struktur des Behördenähnlichen zu transferieren in eine globale Sicherheitsagentur, die im Eigenbild das Wohlergehen der Kunden und ihrer verbundenen Unternehmen, Mitarbeiter und letztlich der Gesellschaft im Blick hat. Die staatlich-hoheitlichen Aufgaben sind denn auch vor allem in Deutschland im traditionellen Bild der Öffentlichkeit verankert. Im Ausland nimmt der TÜV zwar auch gesamtgesellschaftliche Aufgaben wahr, bemüht sich aber um das Bild des Sicherheitsdienstleisters aus eigener Expertise. Die ist immerhin angesichts der Jahrhunderttradition beachtlich, musste der ehrwürdige Dampfkesselprüfer von anno dazumal doch mit jeder Erfindung Schritt halten. 

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat besonders das Industrie- und Zertifizierungsgeschäft stark an Bedeutung gewonnen. So erzielten die TÜV-Konzerne Rekordumsätze: TÜV Süd knackte 2023 erstmals die 3‑Milliarden‑Euro‑Grenze (Geschäftsfelder Industrie, Zertifizierung und Mobilität steuerten jeweils etwa 1 Mrd. € bei) und der TÜV Rheinland wuchs 2024 um 11,2 % auf 2,71 Mrd. € Umsatz. Laut Konzernchef Michael Fübi hat man dabei „das Dienstleistungsangebot ausgebaut, neue Labore eröffnet und in die Akquisition von Unternehmen investiert“. In Forschungslaboren, etwa in China, testet man heute neuartige Batterien, Photovoltaik-Module oder autonome Fahrzeugsysteme. Diese Weiterentwicklung dient offiziell dem Ziel, „den technischen Fortschritt sicher zu gestalten“. Mitte 2024 arbeitete der TÜV Rheinland mit 63 Prozent seiner rund 26.000 Mitarbeiter außerhalb Deutschlands und erreichte in Regionen wie Indien, China oder dem Nahen Osten starkes Wachstum. Große Unternehmenszukäufe (z.B. der schwedischen Prüfgesellschaft Bilprovningen 2024) stärkten die Marktposition weiter. 

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