Drive & Dreams Vom Gründer zum Museums-Pionier – Lars Hinrichs über Digitalkunst, Mission & Wandel

Vom Gründer zum Museums-Pionier – Lars Hinrichs über Digitalkunst, Mission & Wandel

Carsten: Lars, du bist vielen noch bekannt als Gründer von XING und als Digitalunternehmer. In der Podcastfolge sprichst du darüber, wie du nun ins Museumsgeschäft einsteigst. Was war der Auslöser, der dich von der Startup-Szene in die Welt der digitalen Kunst geführt hat?

Lars: Das war kein plötzlicher Richtungswechsel, sondern eine Entwicklung über Jahre. Ich hatte früh eine Faszination für Digitalisierung und Technologie als Medium für Kreativität. Aber der entscheidende Moment war, als ich in der Fondation Maeght das erste Mal ein immersives Werk von teamLab sah – ein Erlebnis, das mich emotional tief berührt hat. Es war ein Moment, in dem ich erkannte: Digitalkunst ist nicht nur technische Spielerei, sondern eine Kunstform, die Menschen verbindet.

Carsten: Du sprichst oft davon, dass das UBS Digital Art Museum nicht nur Kunst ausstellt, sondern eine Brücke zwischen Kunst, Technologie und Publikum sein soll. Wie sieht diese Brückenfunktion konkret aus?

Lars: Meine Vision ist, dass das Museum ein Ort wird, an dem Menschen – unabhängig von Vorkenntnissen – sich eingeladen fühlen, digitale Kunst zu erleben und zu verstehen. Es soll interaktiv sein: Besucher:innen können direkt mit den Werken in der Ausstellung „teamLab Borderless“ interagieren. Die Kunstwerke reagieren auf Bewegungen und Gesten – sie “leben” mit dem Publikum. So wird Kunst zu einem Dialog, keine Einbahnstraße.

Carsten: Du hast in vielen Statements betont, dass das UBS Digital Art Museum in Hamburg entstehen soll – in deiner Heimatstadt. Welche Bedeutung hat der Standort für dich?

Lars: Ich bin ein „Hamburger Jung“. Hier bin ich aufgewachsen. Hier habe ich das Netzwerk, hier kenne ich das kulturelle Umfeld. Hier kann ich Veränderung mitgestalten. Zudem war ich involviert in Immobilienprojekte in der HafenCity, als ich gerade die faszinierenden Arbeiten von teamLab kennengelernt hatte. So ergab sich die Gelegenheit, Raum für das Museum zu schaffen, das nun Teil eines Gebäudekomplexes wird, in dem auch Studierendenwohnungen und Privatwohnungen untergebracht sind. Für mich war klar: Wenn wir so ein Projekt umsetzen, dann dort, wo ich groß geworden bin. Mit dem Museum wollte ich meiner Heimatstadt etwas zurückgeben.

Carsten: Ein Museum braucht Partner, Sponsoren, Technologie, Infrastruktur. Welche Rolle spielen die Partner bei deinem Vorhaben, und wie stellst du sicher, dass das Projekt langfristig tragfähig ist?

Lars: Partnerschaften sind essenziell. Beispiel: UBS ist unser Hauptsponsor, daher der Name UBS Digital Art Museum. Aber Sponsoring allein reicht nicht. Wir bauen ein nachhaltiges Geschäftsmodell, das auf mehreren Standbeinen steht: Eintritt, Events, Kooperationen, Partnerschaften. Technisch ist das Gebäude hochspezialisiert: Räume mit über 12m Höhe, ohne Säulen, unzählige elektronische Komponenten. Auch das Investment in Infrastruktur, Technik, Klimatisierung etc. ist hoch. Nur mit starken Partnern und klarer Vision wird das tragfähig sein.

Carsten: Du hast den Anspruch, dass das Museum nicht statisch ist, sondern sich weiterentwickelt. Wie stellst du dir diese Dynamik vor?

Lars: Jedes Kunstwerk ist abhängig von zahlreichen Faktoren, wie bspw. Gesten und Bewegungen der Besucher:innen oder Jahreszeit. Bei teamLab verändern sich die Werke permanent und entwickeln sich weiter – sie reagieren auf die Interaktion mit den Besucher:innen. Wenn du heute da bist, erlebst du etwas anderes als morgen. Dieses Prinzip der ständigen Veränderung überträgt sich auf das ganze Museum. Zudem planen wir wechselnde Ausstellungen, Kollaborationen mit Digital-Künstler:innen sowie Bildungs- und Kulturinstitutionen.

Carsten: Rückblickend: Bei deinen früheren Gründungen – was hat dir damals schon geholfen, das heute auch im Museumsprojekt relevant ist?

Lars: Drei Dinge: Vision, Hartnäckigkeit und Netzwerk. Eine starke Idee trägt dich durch unsichere Phasen. Hartnäckigkeit hilft, Rückschläge zu überstehen. Und ein Netzwerk bringt Ressourcen, Widerstandskraft und Türen. Ich konnte viele dieser Erfahrungen auf die Museumsgründung übertragen: beim Aufbau, bei der Finanzierung, bei der Begeisterung von Partnern.

Carsten: Last but not least: Was ist dein Traum, wenn das Museum steht und läuft, was möchtest du damit bewirken?

Lars: Ich wünsche mir, dass Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenkommen und durch digitale Kunst berührt werden. Ich will, dass das Museum kein Elfenbeinturm ist, sondern ein lebendiger Treffpunkt, eine Inspirationsquelle. Und ich hoffe, dass es Nachahmer inspiriert – mutige Projekte, die Technologie und Kultur verbinden.