Drive & Dreams Mit 830 Pferden über die Insel – mein erster Ritt im Ferrari 296 GTS

Mit 830 Pferden über die Insel – mein erster Ritt im Ferrari 296 GTS

Wir widmen uns besonders dem Lenkrad. Sieht aus wie in der Formel 1, ein eigenes kleinen Cockpit. Lorenzo erklärt jeden Knopf, ich hoffe ich werde am Ende nicht abgefragt. Zum Glück gibt es nur drei Wichtige Knöpfe für uns. Der Wichtigste: der „Manettino“, der rote Fahrmodus-Schalter. „WET“ brauchen wir heute zum Glück nicht. „Comfort“, „Sport“, „Race“ GO. Nur „ESC OFF“ ist ein „NO GO“, keine Wheelspins, erklärt Lorenzo mit erhobenem Finger und Stimme.

Der 296 GTS bringt 830 PS auf die Straße
Der 296 GTS bringt 830 PS auf die Straße

Unter der Oberfläche arbeiten elektronische Helfer wie das Side-Slip-Control-System, das Traktion, Fahrverhalten und Kurvenlinie permanent ausrechnet, für maximale Kontrolle und meine Fahrfreude. Spurhalteassistent? Totwinkelwarner? Fehlanzeige. Ferrari geht davon aus, dass der Fahrer alle seine Sinnen am Steuer Platz nimmt, oder man lässt es besser ganz.

Dann der ultimative Knopf für die Bodenwellen der Insel: Frontlift. Er hebt die Nase des Wagens um 5 cm an, wenn’s eng wird. Ab 40 km/h senkt sich alles wieder automatisch. Wir haben ihn mehrfach geschätzt.

Zum Schluss gibt uns Lorenzo seine zwei goldene Regeln mit auf den Weg:

1. Bremspunkt: Dank Carbon-Keramik-Bremsscheiben (vorn fast 40 cm Durchmesser) und Brake-by-wire-System kann man sehr spät und sehr präzise bremsen.

2. Blickführung: Immer dahin schauen, wo man hinwill, nicht wo man gerade ist.

Es erinnert mich an den Umstieg von Felgen- auf Scheibenbremsen am Rennrad: Erst zögerlich, dann kam immer mehr Sicherheit und mehr Speed, jetzt will ich sie nichtmehr missen.

Jetzt geht’s los.

Schon das Einsteigen ist ein Erlebnis. Kein Türgriff, nur eine versteckte Fläche die man ins Blech drückt. Und dann geht es hinunter auf nur 36 cm über dem Asphalt, sportlich tief. Da muss wohl auch das Wort Sport in Supersportwagen seine Berechtigung herhaben. Wer stilvoll wieder aussteigen will, sollte seine Bauch- und Rumpfmuskulatur trainiert haben. Wer es selber ausprobieren will: Ein Bierkasten mit Kissen simuliert es die Übung im Handumdrehen.

Der erste Knopfdruck, das Dach öffnet sich in 14 Sekunden. Der Himmel über mir, ich bin bereit alles aufzusaugen. Der Startknopf ist leider kein roter Klassiker, sondern ein unspektakuläres Touchfeld. Trotzdem: Als der V6 zum Leben erwacht, schießt mir der erste Adrenalinschub durch den Körper.

Der Hybridantrieb kombiniert 167 PS aus dem Elektromotor mit 663 PS aus dem V6-Turbobenziner. Das Ergebnis: 0 auf 100 in 2,9 Sekunden.
Der Hybridantrieb kombiniert 167 PS aus dem Elektromotor mit 663 PS aus dem V6-Turbobenziner. Das Ergebnis: 0 auf 100 in 2,9 Sekunden.

Der Manettino steht auf „Race“. Alles ist bereit für die Kurven-Sin(n)fonie aus Beschleunigung und Bremsen, mit Kraft und Sound. Die Turbos pfeifen. Die Gangwechsel spüre ich am ganzen Körper. Der Sound wird schärfer, je höher die Drehzahl steigt. Wir fliegen die Küstenstraße hinauf, das blaue Meer unter uns und ich freue mich auf jede nächste Kurve.

Seite 2 / 5
Vorherige Seite Nächste Seite