Drive & Dreams Tesla im Fadenkreuz: VW & Bosch wollen 2027 autonom in Europa, USA und Japan durchstarten

Tesla im Fadenkreuz: VW & Bosch wollen 2027 autonom in Europa, USA und Japan durchstarten

Massive Datensammlung für KI-Training

Um ihre Software zu perfektionieren, setzen VW und Bosch auf eine umfangreiche Datenerfassung. Wie „heise.de“ meldet, werden in diesem Jahr Hunderte neue Testfahrzeuge mit umfassenden Sensoren ausgestattet. Zusätzlich könnten die Entwickler – mit Einwilligung der Besitzer – Fahrdaten von 45 Millionen konventionellen VW-Autos weltweit nutzen, um ihre KI-Modelle zu trainieren.

Die KI soll dabei helfen, „urbane Verkehrsszenarien“ zu analysieren und das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer rechtzeitig zu erkennen, so „Zeit“. Getestet wird die Technologie bereits im öffentlichen Straßenverkehr in Europa, Japan und den USA. Laut „Business Insider“ fährt ein umgebauter VW ID.Buzz trotz schlechter Wetterbedingungen bereits mit 110 km/h autonom auf der Autobahn.

Stufenweiser Einstieg ins autonome Fahren

Die Partner planen einen schrittweisen Markteintritt. Zunächst soll 2027 die Automatisierungsstufe 2 (teilautomatisiert) eingeführt werden, bei der Fahrer auf der Autobahn die Hände vom Lenkrad nehmen können, aber jederzeit übernahmebereit sein müssen.

Langfristig streben VW und Bosch Level 3 (hochautomatisiert) an, bei dem das System zeitweise die volle Verantwortung übernimmt und der Hersteller bei Unfällen haftet. Während Mercedes bereits eine Zulassung für Level 3 mit bis zu 95 km/h erhalten hat, wollen VW und Bosch diese Technologie für „Millionen privater Autofahrer“ zugänglich machen, wie „electrive.net“ berichtet. Bosch wird die Lösung zudem auch anderen Herstellern weltweit anbieten, was die Verbreitung weiter beschleunigen könnte.

Business Punk Check

Die deutsch-deutsche Allianz klingt vielversprechend, doch die Realität sieht anders aus: VWs Softwaretochter Cariad kämpft seit Jahren mit massiven Problemen, die bereits zu erheblichen Verzögerungen bei E-Autos von Porsche und Audi geführt haben. Die Kooperation mit Bosch ist daher auch ein Eingeständnis, dass man es allein nicht schafft. Gleichzeitig haben chinesische Hersteller wie BYD bereits angekündigt, autonome Fahrfunktionen ohne Aufpreis in Kleinwagen zu integrieren – ein Frontalangriff auf die deutsche Premiumstrategie.

Die wahre Herausforderung liegt nicht in der technischen Entwicklung, sondern in der regulatorischen Umsetzung. Während in China und den USA Testfahrzeuge mit minimalen Einschränkungen auf die Straße dürfen, kämpft die deutsche Autoindustrie mit einem Flickenteppich europäischer Vorschriften. Die digitale Souveränität Europas ist ein hehres Ziel, doch ohne einen einheitlichen Regulierungsrahmen bleibt es ein Wunschtraum. Für Entscheider bedeutet das: Wer auf europäische Autonomielösungen setzt, braucht einen langen Atem – und einen Plan B.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie realistisch ist der Zeitplan von VW und Bosch für autonomes Fahren?
    Angesichts der bisherigen Verzögerungen bei Cariads Softwareentwicklung ist der Zeitplan ambitioniert. Unternehmen sollten mit einer Markteinführung frühestens Ende 2027 rechnen und zunächst nur mit Level-2-Funktionen planen.
  • Welche Auswirkungen hat die Demokratisierung des autonomen Fahrens auf den Mittelstand?
    Zulieferer müssen sich auf eine Standardisierung von Sensoren und Steuergeräten einstellen. Mittelständische Unternehmen sollten jetzt Kooperationen mit Systemintegratoren suchen, um Teil der neuen Wertschöpfungskette zu werden.
  • Wie können deutsche Unternehmen von der digitalen Souveränitätsstrategie profitieren?
    Firmen sollten gezielt in KI-Kompetenz investieren und sich an europäischen Förderprogrammen für autonome Mobilität beteiligen. Die Open-Source-Initiative der VDA bietet Chancen für Softwareentwickler, Teil des Ökosystems zu werden.
  • Was bedeutet die VW-Bosch-Allianz für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autoindustrie?
    Die Allianz könnte ein entscheidender Schritt sein, um den Technologievorsprung amerikanischer und chinesischer Konzerne aufzuholen. Für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit braucht es jedoch einen harmonisierten europäischen Regulierungsrahmen.

Quellen: „Zeit“, „heise.de“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ „Business Insider“, „electrive.net“

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