Drive & Dreams Unternehmer im Stadion: Wie Wilke Stroman den      1. FC Köln modernisieren will

Unternehmer im Stadion: Wie Wilke Stroman den 1. FC Köln modernisieren will

Wilke Stroman ist Seriengründer, Digitalunternehmer und Kandidat fürs Präsidium des 1. FC Köln. Im Gespräch mit Niclas Kroll und mir spricht er über den Transfer von Gründer-DNA in die Vereinsarbeit, seinen 100-Tage-Plan für Transparenz und Community-Nähe und darüber, wie man Infrastruktur, Nachwuchsarbeit und Fan-Begeisterung wieder in Einklang bringt.

Carsten: Wilke, du hast als Gründer ein Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut. Warum kandidierst du jetzt für das Präsidium eines Traditionsvereins?
Wilke: Ich kandidiere, weil ich glaube, dass ein Verein wie der 1. FC Köln von unternehmerischen Methoden profitieren kann, ohne seine Seele zu verlieren. Meine Motivation ist, Strukturen zu professionalisieren, Entscheidungsprozesse zu beschleunigen und die Nähe zur Community zu stärken also genau dort zu unterstützen, wo Vereinstradition und modernes Management zusammenfinden müssen.

Niclas: Viele Sorgen kommen von den Mitgliedern: Veränderung bedeutet oft Verlust. Wie planst du, das Vertrauen der Mitglieder zu gewinnen?
Wilke: Vertrauen gewinnt man durch Transparenz und Verlässlichkeit. Deshalb habe ich einen klaren 100-Tage-Plan: regelmäßige Updates, öffentlich einsehbare Meilensteine und feste Dialogformate, in denen Mitglieder Fragen stellen und wir Antworten liefern. Ich will keine großen Ankündigungen ohne Umsetzung, sondern tägliche kleine Belege dafür, dass wir liefern.

Carsten: Was sind die drei operativen Prioritäten, die du sofort angehen würdest, wenn du gewählt wirst?
Wilke: Erstens die Professionalität der Infrastruktur: Stadion, Trainingsstätte, Geißbockheim. Zweitens die Nachwuchsförderung: wir müssen das Scouting, die Trainingsbedingungen und die Perspektiven für Talente massiv verbessern. Drittens die digitale Community-Strategie: Mitgliederdaten, personalisierte Kommunikation und echte Beteiligungsmöglichkeiten schaffen Nähe und wiederkehrende Bindung.

Niclas: Du sprichst oft von „anfassbaren Formaten“. Was genau meinst du damit?
Wilke: Ich meine Formate, bei denen Präsidium, Team und Fans auf Augenhöhe kommen, monatliche „Kölsch-Talks“, transparente Finanzreports und kurze Community-Sprints zu konkreten Themen. Es geht darum, nicht nur zu kommunizieren, sondern erlebbar zu machen, wie Entscheidungen entstehen und wie Fans mitgestalten können.

Carsten: Wie lässt sich Vereinsidentität bewahren, während professionelle Strukturen Einzug halten?
Wilke: Identität ist kein Widerspruch zu Professionalität, sondern ihre Voraussetzung. Wir müssen Werte wie Heimat, Fan-Kultur und Ehrenamt respektieren und gleichzeitig Prozesse, Budget-Disziplin und Performance-Messung einführen. Beides zusammen sichert langfristig die Existenz des Vereins und die Erlebnisse, die Mitglieder schätzen.

Niclas: Du kommst aus der digitalen Welt. Welche Rolle spielt Digitalisierung konkret bei der Fanbindung und beim Geschäft?
Wilke: Digitalisierung ist Enabler: bessere Ticketing-Erlebnisse, personalisierte Mitgliedsangebote, datengetriebene Sponsoring-Modelle und effizientere Kommunikation. Sie erlaubt uns, Fans individuell zu betreuen, Angebote zu segmentieren und neue Erlösquellen zu erschließen, ohne dass das Stadiongefühl verloren geht.

Carsten: Führung im Verein heißt, mit vielen Stakeholdern zu arbeiten. Welche Führungsprinzipien willst du einbringen?
Wilke: Ich setze auf klare Verantwortlichkeiten, kurze Entscheidungswege und Fehlerkultur. Gleichzeitig ist mir wichtig, dass Führung sichtbar und nahbar ist: Präsenz, Dialog und messbare Ergebnisse. Führung heißt für mich auch, Mut zur Priorisierung zu haben: nicht alles ist sofort machbar, aber das, was wir tun, muss Wirkung zeigen.

Niclas: Oft geht es bei Profi-Entscheidungen um Investments. Wie stellst du sicher, dass Investitionen langfristig dem Verein nützen und nicht kurzfristigen PR-Effekten dienen?
Wilke: Jedes Investment muss an klaren KPIs gemessen werden: sportlicher Mehrwert, Einnahmensteigerung, Nachhaltigkeit und Mitgliederzufriedenheit. Wir werden Business-Cases verlangen, Risiko-Szenarien aufzeigen und Folgeinvestitionen planen. Keine kurzfristigen Marketing-Spielchen, sondern skalierbare, überprüfbare Maßnahmen.

Carsten: Abschließend: Wenn du in fünf Jahren zurückblickst, woran willst du gemessen werden?
Wilke: Ich will daran gemessen werden, dass der 1. FC Köln sportlich stabil ist, die Jugendarbeit Früchte trägt, die Infrastruktur verbessert wurde und die Mitglieder das Gefühl haben, wirklich eingebunden zu sein. Kurz: Ein Verein, der seine Tradition wahrt und gleichzeitig fit für die Zukunft ist.

Carsten: Danke, Wilke. Das war ein klares, konkretes Gespräch, spannend und sehr praktikabel.
Wilke: Danke euch beiden – ich freue mich auf den Dialog mit den Mitgliedern und darauf, gemeinsam anzupacken.

Niclas: Danke, Wilke. Wir bleiben dran und alle Zuhörer dürfen uns gerne Rückmeldungen schicken, welche Idee sie am meisten bewegen.