Female & Forward Mit Packaging, Performance und Bauchgefühl zur Love Brand

Mit Packaging, Performance und Bauchgefühl zur Love Brand

Laurence Saunier und Marlena Hien haben Bears with Benefits in einer Agenturküche erfunden, 2018 als Nebenprojekt gestartet, 2019 in deutschen Drogerien gelistet und 2022 verkauft. Im Gespräch erzählen sie, wie sie aus Gummibärchen ein Fem-Health-Supplement-Phänomen gemacht haben: von der Amazon-Initialzündung über Instagram-Packaging bis zum Corona-Boom und dem emotionalen Exit.

Carsten: Ihr kommt ja beide aus der Agenturwelt. Wann hat der Gedanke gereift, aus einem „Projekt“ ein echtes Startup zu machen?
Laurence: Der Gedanke wurde konkret, als wir merkten, dass das Thema Supplement-Gummis zwar international schon stark war, in Deutschland aber noch nicht modern gedacht wurde. Wir hatten als Agentur-Team Erfahrung mit Markenaufbau und dachten: Wenn wir eine Marke von Anfang an digital denken, kann das funktionieren.

Carsten: Wie sah euer erster Schritt konkret aus? Hattet ihr einen Businessplan oder seid ihr mehr nach Gefühl gestartet?
Marlena: Wir sind sehr pragmatisch gestartet. Wir haben ein MVP produziert, 3.000 Dosen als erste Charge finanziert und das Produkt auf Amazon getestet. Als wir binnen Monaten Kategorie-Bestseller wurden, wurde klar: Das ist mehr als ein Hobby.

Carsten: Ihr habt Packaging erwähnt — das war ein wichtiger Hebel, oder?
Laurence: Absolut. Wir haben das Packaging von Anfang an für Instagram konzipiert: starke Kontraste, gute Lesbarkeit und „Instagrammability“. Das Packaging hat bei Amazon und in sozialen Kanälen für hohe Conversion- und Klickraten gesorgt — ohne großes Media-Budget.

Carsten: Und wie seid ihr in den klassischen Retail gekommen — Douglas, dm, Rossmann?
Marlena: Unsere große Chance war die Douglas-Startup-Challenge; wir haben sie gewonnen und wurden flächendeckend gelistet. Das gab uns Sichtbarkeit und Vertrauen, das dann auch dm und Rossmann angezogen hat. Ein guter Amazon-Case verringerte das Risiko für den Handel deutlich.

Carsten: Ihr seid komplett „bootstrapped“, also mit eigenen Mitteln gestartet. War das eine bewusste Entscheidung gegen Investorengeld?
Laurence: Ja, wir sind überzeugte Bootstrapper. Anfangs kam Geld rein, und wir konnten organisch wachsen. Rückblickend war das sogar ein Vorteil, weil wir profitabel blieben, als der Markt 2022 rauer wurde und viele VC-Startups in Schwierigkeiten gerieten. Das hat uns später auch für Käufer attraktiv gemacht.

Carsten: Corona hat vielen Marken einen Schub gegeben. Wie hat das eure Entwicklung beeinflusst?
Marlena: Kurz vor Corona hatten wir unseren Shopify-Shop live geschaltet. Während der Pandemie ist der Online-Kanal explodiert, das Team wuchs, und wir konnten die Reichweite aus Retail und Social in direkte DTC-Umsätze übersetzen. Das war ein echter Beschleuniger.

Carsten: Ihr habt 2022 verkauft. Wie lief die Entscheidungsfindung und gab es emotionale Hürden?
Laurence: Wir haben das Angebot mit einer M&A-Beratung geprüft und uns Zeit genommen. Es gab auch rechtliche Auseinandersetzungen mit etablierten Playern, bei denen wir uns breitere Schultern gewünscht hätten. Letztlich war die Entscheidung eine Mischung aus Timing, Zahlen und dem Gefühl, den richtigen Partner zu finden. Emotionen spielten eine Rolle – das Baby loszulassen ist nicht leicht – , aber wir waren uns einig, dass es der richtige Schritt war.

Carsten: Community-Aufbau, habt ihr das eher organisch oder paid getrieben?
Marlena: Beides, aber mit klarer Performance-Denke. Wir haben früh eine Social-Media-Managerin eingestellt, viel organischen Content gemacht und gleichzeitig performance-orientierte Ads und Influencer-Partnerschaften eingesetzt. Das hat uns schnell eine hohe Follower-Base gebracht.

Carsten: Viele Gründer fragen sich: VC oder Bootstrapping, was ratet ihr heute?
Laurence: Bootstrapping hat uns erlaubt, unabhängig und profitabel zu werden. Es ist nicht für jedes Geschäftsmodell der schnellste Weg, aber es schafft Resilienz. Wenn ein Investor strategisch passt und wirklich Mehrwert bringt, kann es Sinn machen, aber nicht um jeden Preis.

Carsten: Welche Fehler oder Learnings würdet ihr neuen Gründer:innen mitgeben?
Marlena: Testet schnell im Markt, nutzt vorhandene Plattformen wie Amazon zum Validieren, achtet auf Packaging und Storytelling für Social, und vernachlässigt nicht die rechtliche Absicherung eurer Claims. Außerdem: Bootstrapping lehrt, schnell profitabel zu denken.

Carsten: Und zum Schluss, wie seht ihr eure Rolle als Gründerinnen-Vorbild für andere Frauen?
Laurence: Wir glauben an Sichtbarkeit, Diversität und daran, dass gemischte Gründerteams besser performen. Wir wollen Mut machen: Gründen lohnt sich, und Frauen sollten sich diese Bühne nehmen.

Carsten: Danke, Laurence und Marlena – das waren viele konkrete Einsichten.
Laurence & Marlena: Danke, Carsten – hat großen Spaß gemacht!