Female & Forward Interview mit Christina Diem-Puello: Vom Familienfahrrad zur Mobility-Tech-Revolution – Wachstum, Werte und Frauen in Führung

Interview mit Christina Diem-Puello: Vom Familienfahrrad zur Mobility-Tech-Revolution – Wachstum, Werte und Frauen in Führung

Christina Diem-Puello hat aus dem Fahrrad-Erbe ihrer Familie ein schnell wachsendes Mobility-Tech-Unternehmen aufgebaut: Dienstfahrrad-Leasing, digitalisierte Händlernetzwerke und eine Plattform, die Arbeitgeber, Händler und Mitarbeitende verbindet. Im Gespräch erklärt sie, warum Bodenständigkeit und Hands-on-Mentalität Wachstum ermöglichen, wie Diversity Innovation antreibt und welche schnellen Reformen Deutschland jetzt braucht.

Carsten: Christina, vielen Dank, dass du da bist. Wie startet ein richtig guter Tag bei dir?
Christina: Ein richtig guter Tag beginnt bei mir mit einem starken Latte Macchiato, einer kurzen Laufeinheit, und der klaren Absicht, den Tag fokussiert anzugehen.

Carsten: Deine Familie hat eine lange Fahrradtradition – wie hat dich das geprägt?
Christina: Die Familientradition hat mich geprägt, indem sie mir Werte wie Fleiß, Bodenständigkeit und Hands-on-Mentalität vermittelt hat, die ich heute in meinem Unternehmen täglich vorlebe.

Carsten: Du hast 2020 neu gegründet, mit einem Bankkredit und all-in mit deinem Geschäftspartner. Was war der entscheidende Kick?
Christina: Der entscheidende Kick war der klar formulierte Wunsch, die Fahrradbranche zu digitalisieren und Dienstfahrrad-Leasing als attraktive Mobilitätslösung breit verfügbar zu machen.

Carsten: Ihr habt das Geschäftsmodell von Produktion hin zu Software transformiert. Wie habt ihr das organisiert?
Christina: Wir haben konsequent in Technologie investiert, Schnittstellen zu Payroll- und Legal-Systemen gebaut und den Fachhandel digital angebunden, sodass Händler weiterhin beratend und servicestärkend agieren können.

Carsten: Dienstfahrrad-Leasing klingt kompliziert, wie habt ihr Arbeitgeber und Mitarbeitende überzeugt?
Christina: Wir haben den Prozess so einfach wie möglich gestaltet, die Vorteile steuerlich und praktisch erklärt und eine Customer Journey geschaffen, den Arbeitgebern und Mitarbeitenden direkte Nutzen bringt.

Carsten: In wenigen Jahren 140 Mitarbeitende und rund 300 Millionen Umsatz. Was war euer größter Wachstumstreiber?
Christina: Der größte Wachstumstreiber war die Kombination aus einer klaren Vision, einer skalierbaren Technologieplattform und dem Fokus auf profitables und verantwortungsvolles Wachstum.

Carsten: Du sprichst viel über Führung mit Werten welche drei Werte sind für dich unverzichtbar?
Christina: Die drei unverzichtbaren Werte sind Vertrauen, Transparenz und Loyalität, weil sie eine Kultur ermöglichen, in der Menschen Verantwortung übernehmen und innovativ sein können.

Carsten: Wie sorgst du konkret dafür, dass diese Werte im Alltag gelebt werden?
Christina: Ich sorge dafür, indem ich sichtbar arbeite, kleine Routinen wie Town-Halls etabliere, Verantwortung delegiere und eine offene Fehlerkultur fördere.

Carsten: Du bist seit 2024 Präsidentin des Verbands der Unternehmerinnen in Deutschland was treibt dich in dieser Rolle an?
Christina: Mich treibt an, dass Unternehmerinnen eine stärkere Stimme bekommen, dass wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen verbessert werden und dass Frauen ökonomisch unabhängig werden können.

Carsten: Welche drei Quick-Wins würde deine „Herbst der Reformen“-Agenda sofort angehen?
Christina: Erstens den massiven Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen, zweitens Entbürokratisierung und digitale Verwaltungslösungen, und drittens steuerliche und investitionsfreundliche Anreize für Mittelstand und Gründerszene.

Carsten: Kapital ist eine Baustelle in Deutschland was muss sich hier ändern?
Christina: Banken, Family Offices und Stiftungen müssen Venture-Investment stärker als strategische Chance begreifen und Kapital gezielter in Wachstumsphasen lenken, statt Risikoscheu zu priorisieren.

Carsten: Du plädierst für mehr Frauen in Führungsrollen welche konkreten Maßnahmen empfiehlst du Unternehmen?
Christina: Unternehmen sollten gezielt Mentoring-Programme, transparente Karrierepfade und Rückkehr-Anreize nach Elternzeiten etablieren, damit Frauen länger und sichtbarer an Führungsrollen teilhaben.

Carsten: Wie gelingt euch die Balance zwischen Startup-Tempo und mittelständischer Stabilität?
Christina: Die Balance gelingt durch klare Priorisierung: Wir behalten die Agilität in Produktentwicklung und die strukturierte Skalierung in Prozessen und Finanzen bei.

Carsten: Welche Rolle spielt Community für eure Marke?
Christina: Die Community ist zentral, weil sie Produktfeedback liefert, Trends setzt und Markenbotschafter schafft; wir involvieren unsere Kundinnen gezielt in Produktentwicklungen.

Carsten: Wenn du jungen Gründerinnen einen Rat geben könntest: Was sollen sie heute anders machen?
Christina: Sie sollen mutiger sein, Netzwerke systematisch aufbauen, früh nach Kapital und Partnerschaften suchen und zugleich klare Werte definieren, die das Unternehmen tragen.

Carsten: Blick nach vorne: Wie sieht Mobility in zehn Jahren aus?
Christina: Mobility wird digital, multimodal und nachhaltig sein; Software wird die Verkehrsströme koordinieren, und Fahrräder werden ein fester Bestandteil urbaner Mobilität mit smarten Services sein.

Carsten: Abschließend: Was motiviert dich persönlich jeden Morgen aufzustehen?
Christina: Mich motiviert die Kombination aus unternehmerischer Herausforderung, dem Willen, Mobilität nachhaltiger zu gestalten, und der Freude an einem Team, das täglich Neues möglich macht.

Carsten: Danke, Christina, für die klaren Einsichten und deine Energie.
Christina: Danke, Carsten, das Gespräch hat mir großen Spaß gemacht.