Female & Forward Die Männlichkeits-Falle: Wie der „Reverse Gender Pay Gap“ zum politischen Köder wurde

Die Männlichkeits-Falle: Wie der „Reverse Gender Pay Gap“ zum politischen Köder wurde

Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl 2024, demonstriert diese Strategie in einem millionenfach gesehenen TikTok-Video: „Jeder dritte junge Mann hatte noch nie eine Freundin. Du gehörst dazu? Schau keine Pornos! Wähl‘ nicht die Grünen! […] Echte Männer sind rechts! […] Dann klappt’s auch mit der Freundin!“

Faktencheck: Was steckt wirklich hinter dem „Reverse Gender Pay Gap“?

Die Behauptung eines umgekehrten Gender Pay Gaps basiert auf dünnem Eis. Die von der „Daily Mail“ zitierte Studie vergleicht lediglich das Medianeinkommen von Männern und Frauen zwischen 16 und 24 Jahren – eine Altersgruppe, in der viele noch in Ausbildung oder Studium stecken. Die Daten zeigen zwei eng beieinander verlaufende Kurven, die sich kürzlich kreuzten – ein statistisches Ereignis ohne Beweiskraft für tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen.

Sämtliche seriösen Studien für Deutschland belegen hingegen eindeutig: Frauen verdienen weiterhin weniger als Männer – auch wenn man Faktoren wie Teilzeitarbeit und Kindererziehung herausrechnet. Bei gleicher Qualifikation und identischen Arbeitszeiten bleibt am Ende für Frauen weniger übrig. Die Folge: Frauen leiden deutlich häufiger unter Altersarmut.

Gemeinsame Herausforderungen statt Geschlechterkampf

Die Politisierung vermeintlicher Männerprobleme lenkt von den eigentlichen Herausforderungen ab. Die Politikwissenschaftlerin Birgit Sauer von der Bundeszentrale für politische Bildung analysiert bei der „Frankfurter Rundschau“: „Die AfD politisiert diese Verunsicherungen.“ Reale Probleme wie der Männerüberschuss in ländlichen Regionen Ostdeutschlands werden umgedeutet als Beleg für eine systematische Benachteiligung von Männern.

Dabei sitzen Männer und Frauen im selben Boot. Wenn Frauen aus Sorge vor Altersarmut auf Kinder verzichten, finden Männer schwerer Partnerinnen. Ohne Nachwuchs steigen die Sozialbeiträge für alle. Lösungen, die Altersarmut bei Frauen verringern, Kinderbetreuung verbessern und Pflege erleichtern, helfen letztlich der gesamten Gesellschaft.

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