Female & Forward Gamechanger für Gründerinnen: Schwarz-Rot plant Mutterschutz-Offensive

Gamechanger für Gründerinnen: Schwarz-Rot plant Mutterschutz-Offensive

Die schwarz-rote Koalition plant eine Wirtschaftsreform mit Signalwirkung: Selbstständige Frauen sollen erstmals Mutterschutz erhalten. Die Finanzierungsfrage bleibt der Knackpunkt.

1,17 Millionen Frauen in Deutschland arbeiten selbstständig – und fallen bislang durchs Raster des Mutterschutzgesetzes. Während Angestellte auf gesetzlich garantierte Schutzfristen, Lohnfortzahlung und Kündigungsschutz bauen können, müssen Unternehmerinnen ihre Schwangerschaft und Geburt finanziell komplett selbst stemmen. Die Merz-Regierung will diesen wirtschaftspolitischen Missstand nun beheben. Laut „merkur.de“ plant die schwarz-rote Koalition eine fundamentale Reform, die erstmals auch selbstständigen Frauen Mutterschutz garantieren soll.

Wirtschaftsfaktor Mutterschaft

Familienministerin Karin Prien kennt das Problem aus eigener Erfahrung. „Als selbstständige Anwältin hatte ich damals auch keinen Anspruch auf Mutterschutz. Da musste ich die Zeit aus Ersparnissen finanzieren“, so Prien laut „t-online.de“. Die Ministerin hat angekündigt, dass die Regierung Anfang 2026 einen konkreten Gesetzesvorschlag vorlegen wird.

„Ich gehe davon aus, dass wir Anfang nächsten Jahres dem Parlament dazu einen Vorschlag vorlegen werden“, zitiert „t-online.de“ die CDU-Politikerin. Die wirtschaftliche Dimension ist beträchtlich: Jährlich werden etwa 27.000 selbstständige Frauen schwanger – ohne jeglichen gesetzlichen Schutz. Für viele bedeutet das existenzielle Unsicherheit und wirtschaftliche Einbußen, die ihre Unternehmen gefährden können. Wie „merkur.de“ berichtet, machen Frauen etwa 5,8 Prozent der Selbstständigen in Deutschland aus.

Finanzierungsmodelle als Knackpunkt

Die zentrale Herausforderung liegt in der Finanzierung. Bei Angestellten funktioniert der Mutterschutz über ein Umlagesystem, das für Selbstständige nicht existiert. „Eine vergleichbare Umlage für Selbstständige wäre auch eine zusätzliche finanzielle Belastung. Das möchte ich nicht. Wir müssen also andere Finanzierungswege finden.

Das ist nicht ganz einfach“, erklärt Prien laut „t-online.de“. Im Koalitionsvertrag hat die Regierung bereits festgeschrieben, „zeitnah umlagefinanzierte und andere geeignete Finanzierungsmodelle“ zu prüfen, wie „fr.de“ berichtet. Die Umsetzung gestaltet sich jedoch komplizierter als gedacht. „Aber die Umsetzung ist noch unklar“, räumt die Ministerin ein.

Wirtschaftliche Vernunft statt Symbolpolitik

Die Initiative „Mutterschutz für Alle“ unter Führung der Tischlerin Johanna Röh setzt sich seit Jahren für die Reform ein. Laut „merkur.de“ betont Röh, dass der Mutterschutz für Selbstständige „nicht nur eine Frage der Gleichstellung und des Gesundheitsschutzes, sondern auch der wirtschaftlichen Vernunft“ sei. Die Initiative plant für Oktober 2025 eine Aktionswoche in Berlin, um den politischen Druck zu erhöhen.

Für die Wirtschaft geht es um mehr als nur Symbolpolitik. Wenn selbstständige Frauen wegen Schwangerschaft ihre Unternehmen aufgeben müssen, verliert der Wirtschaftsstandort Deutschland wertvolle Innovationskraft und Arbeitsplätze. Die Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Gitta Connemann, hat die Schirmherrschaft für die Aktionswoche übernommen – ein Zeichen, dass das Thema auch wirtschaftspolitisch ernst genommen wird.

Business Punk Check

Die Mutterschutz-Reform offenbart ein typisches deutsches Wirtschaftsdilemma: Richtige Idee, zögerliche Umsetzung. Während andere Länder längst flexible Absicherungsmodelle für Selbstständige etabliert haben, diskutiert Deutschland noch über Finanzierungswege. Der wahre Knackpunkt: Die Reform muss über Umverteilung oder Steuermittel finanziert werden – beides politisch heikel.

Die wirtschaftliche Realität ist eindeutig: Jede der 27.000 jährlich betroffenen Unternehmerinnen, die ihr Business wegen fehlender Absicherung aufgibt, kostet Steuereinnahmen und Arbeitsplätze. Statt komplizierter Umlagefinanzierung wäre ein steuerfinanziertes Basismodell mit privatwirtschaftlichen Zusatzversicherungen der effizientere Weg – wie er in Skandinavien längst Standard ist. Für Gründerinnen und Investorinnen bleibt die Botschaft: Plant weiterhin mit Eigenvorsorge, die Reform wird kommen – aber kaum vor 2027.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche wirtschaftlichen Folgen hat der fehlende Mutterschutz für selbstständige Frauen?
    Jährlich müssen tausende Unternehmerinnen ihre Geschäftstätigkeit während der Schwangerschaft einschränken oder aufgeben, was zu Umsatzeinbußen, Kundenverlust und in extremen Fällen zur Geschäftsaufgabe führt. Besonders Einzelunternehmerinnen ohne Team sind betroffen.
  • Wie können selbstständige Frauen sich bis zur Reform absichern?
    Unternehmerinnen sollten eine Kombination aus finanziellen Rücklagen (mindestens 3-6 Monatsumsätze), privaten Krankentagegeldversicherungen und strukturellen Maßnahmen wie Vertretungsregelungen oder temporärer Teamverstärkung implementieren. Auch Kooperationen mit anderen Selbstständigen für gegenseitige Vertretung sind sinnvoll.
  • Welche Branchen wären von der Reform besonders positiv betroffen?
    Vor allem Branchen mit hohem Frauenanteil unter Selbstständigen würden profitieren: Kreativwirtschaft, Beratung, Gesundheitswesen, Handwerk und Einzelhandel. Diese Sektoren könnten durch verbesserte Planungssicherheit für Gründerinnen einen Innovationsschub erfahren.
  • Wie positioniert sich der Mittelstand zur geplanten Reform?
    Mittelstandsverbände befürworten grundsätzlich die Reform, fordern aber eine unbürokratische Umsetzung ohne zusätzliche Belastungen für kleine Unternehmen. Die Finanzierung sollte primär über Steuermittel erfolgen, nicht über neue Umlagen oder Abgaben für Selbstständige.

Quellen: „merkur.de“, „fr.de“, „t-online.de“