Female & Forward Gender Pay Gap: Warum Frauen eigentlich eher Feierabend machen könnten

Gender Pay Gap: Warum Frauen eigentlich eher Feierabend machen könnten

In männerdominierten Branchen verdienen Frauen bis zu 14,7 % weniger als ihre männlichen Kollegen. Umgerechnet könnten sie täglich über eine Stunde früher gehen – bei gleichem Stundenlohn.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 74 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter sind berufstätig, bei Männern sind es 81 Prozent. Fast jede zweite Frau arbeitet in Teilzeit, während nur zwölf Prozent der Männer reduzierte Stunden wählen. Doch selbst bei gleicher Arbeitszeit bleibt eine hartnäckige Lücke: der Gender Pay Gap. Besonders in männerdominierten Branchen klafft diese Schere weit auseinander – mit konkreten Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft und Karrierechancen von Frauen.

Elektro & Elektronik: Hier ist der Kurzschluss am größten

Mit 14,7 Prozent weist die Elektro- und Elektronikbranche den größten Gehaltsunterschied auf. Männliche Angestellte kassieren im Durchschnitt 56.354 Euro jährlich, während Frauen mit 48.068 Euro auskommen müssen – eine Differenz von satten 8.286 Euro, wie laut „news.kununu.com“ aktuelle Zahlen belegen.

Umgerechnet bedeutet das: Bei gleichem Stundenlohn könnten Frauen täglich 70 Minuten früher den Arbeitsplatz verlassen.

Energiebranche: Kraftvoll für Männergehälter

Die Energiebranche boomt, bietet krisensichere Jobs und treibt die Energiewende voran. Doch von dieser Dynamik profitieren hauptsächlich männliche Angestellte. In traditionellen Energieunternehmen stellen Männer 78 Prozent der Belegschaft.

Selbst im Bereich der erneuerbaren Energien liegt der Frauenanteil laut „news.kununu.com“ bei nur 32 Prozent. Die Gehaltsdifferenz? 13,17 Prozent. Männer verdienen durchschnittlich 64.446 Euro, Frauen nur 55.959 Euro – ein Minus von 8.487 Euro jährlich. Rechnet man das in Arbeitszeit um, könnten Frauen bei gleichem Stundenlohn täglich eine Stunde früher nach Hause gehen.

IT: Programmierte Ungleichheit

In der IT-Branche, wo Innovation und Zukunftstechnologien entwickelt werden, herrscht paradoxerweise ein veraltetes Gehaltsmodell. Frauen machen nur 19 Prozent der Beschäftigten aus und verdienen mit 56.091 Euro deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen mit 64.093 Euro.

Die Differenz von 8.002 Euro entspricht 12,49 Prozent weniger Gehalt, wie „news.kununu.com“ dokumentiert. Einige Unternehmen haben das Problem erkannt und investieren in Diversity-Programme und flexible Arbeitsmodelle. Doch solange Führungspositionen und technische Studiengänge männlich dominiert bleiben, wird sich der Gap nur langsam schließen.

Automobilbranche: Motor der Ungleichheit

Die Automobilindustrie gilt als Prestigebranche der deutschen Wirtschaft. Doch beim Thema Gleichstellung stockt der Motor. Männer verdienen hier im Schnitt 56.198 Euro brutto jährlich, Frauen hingegen nur 49.528 Euro – eine Differenz von 6.671 Euro oder 11,9 Prozent, so die Analyse von „news.kununu.com“.

Unternehmen wie BMW setzen inzwischen auf transparente Karrierepfade und Mentoring-Programme, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Doch die Realität zeigt: Der Wandel vollzieht sich langsam.

Bau & Architektur: Fundamentale Gehaltsunterschiede

Auf Baustellen sind Frauen nach wie vor selten anzutreffen. Nur 14 Prozent der Angestellten in der Bau- und Architekturbranche sind weiblich – obwohl an Hochschulen bereits 30 Prozent der Studierenden in diesen Fächern Frauen sind.

Die Gehaltsdifferenz beträgt hier 8,63 Prozent: Männer erhalten durchschnittlich 52.003 Euro, Frauen nur 47.516 Euro – ein Unterschied von 4.487 Euro jährlich, wie „news.kununu.com“ meldet. Hochgerechnet bedeutet das: Frauen müssen etwa einen Monat länger arbeiten, um dasselbe Jahreseinkommen zu erzielen wie ihre männlichen Kollegen.

Business Punk Check

Die Zahlen sind ernüchternd: Trotz aller Diversity-Initiativen und Gender-Equality-Programme bleibt der Gender Pay Gap in männerdominierten Branchen hartnäckig bestehen. Der wahre Skandal liegt nicht in den prozentualen Unterschieden, sondern in der absoluten Kaufkraftdifferenz: Bis zu 8.487 Euro jährlich weniger bedeuten konkret weniger Altersvorsorge, geringere Kreditwürdigkeit und eingeschränkte finanzielle Unabhängigkeit.

Die Wirtschaft kann es sich nicht leisten, auf qualifizierte Fachkräfte zu verzichten, nur weil veraltete Gehaltsstrukturen Frauen systematisch benachteiligen. Unternehmen, die jetzt aktiv gegensteuern, sichern sich nicht nur die besten Talente, sondern auch einen Wettbewerbsvorteil in zunehmend diversen Märkten. Die entscheidende Frage für Wirtschaftsentscheider: Wie lange können sie es sich noch leisten, auf 50 Prozent des Talentpools zu verzichten?

Häufig gestellte Fragen

  • Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Gender Pay Gap auf den Mittelstand?
    Der Gender Pay Gap kostet mittelständische Unternehmen wertvolle Fachkräfte. In Zeiten des Fachkräftemangels können es sich besonders KMUs nicht leisten, weibliche Talente durch ungleiche Bezahlung zu verlieren. Unternehmen mit fairer Vergütungsstruktur verzeichnen nachweislich höhere Mitarbeiterbindung und Produktivität.
  • Wie können Unternehmen ihre Gehaltsstrukturen konkret gerechter gestalten?
    Transparente Gehaltsbänder einführen, regelmäßige Gehaltsaudits durchführen und Gehaltsverhandlungen standardisieren. Besonders effektiv: Die Entkopplung von Gehaltsverhandlungsgeschick und tatsächlicher Vergütung durch klar definierte Kriterien für Gehaltserhöhungen.
  • Welche Branchen zeigen bereits positive Entwicklungen bei der Gehaltsgleichheit?
    Die Tech-Startupszene und internationale Konzerne mit strengen Compliance-Vorgaben machen Fortschritte. Besonders Unternehmen mit transparenten Vergütungsmodellen und verpflichtenden Gehaltsaudits verzeichnen eine signifikante Reduzierung des Gender Pay Gaps innerhalb weniger Jahre.
  • Wie wirkt sich die EU-Richtlinie zur Lohntransparenz auf deutsche Unternehmen aus?
    Die EU-Richtlinie zwingt Unternehmen ab 100 Mitarbeitern zu regelmäßigen Gehaltsberichten und gibt Beschäftigten das Recht auf Gehaltsauskunft. Für den Mittelstand bedeutet dies einen erhöhten administrativen Aufwand, aber auch die Chance, durch faire Gehaltsstrukturen attraktiver für Fachkräfte zu werden.

Quellen: „news.kununu.com“