Finance & Freedom Banking neu gedacht

Banking neu gedacht

Ein Interview mit Karl Matthäus Schmidt, Bestsellerautor und CEO Quirin Privatbank

„Wenn du Menschen wirklich helfen willst, musst du unabhängig sein.“
Karl Matthäus Schmidt will das deutsche Banking auf den Kopf stellen. Keine Provisionen, kein Produktverkauf, kein Gefälligkeitsgeschäft. Sein Ziel: ehrliche Beratung, digitale Effizienz – und ein neues Mindset für Vermögensaufbau.

Im Gespräch mit Carsten Puschmann zeigt er, wie er die Branche modernisieren will und warum echte Finanzberatung vor allem Transparenz bedeutet.

Carsten: Karl Matthäus, du bist seit vielen Jahren in der Bankenbranche aktiv – in deiner Familie bist du sogar Banker in sechster Generation. Was treibt dich heute noch an?
Karl Matthäus: Ganz einfach: Ich glaube fest daran, dass wir in Deutschland das Potenzial haben, mehr Menschen wirklich zu guten Anleger:innen zu machen. Viele haben Vorbehalte gegenüber Geldanlage, weil es mit Angst, Komplexität und schlechten Erfahrungen verbunden ist. Mit Quirin will ich das anders machen: transparent, unabhängig und wissenschaftlich fundiert.

Carsten: Du sprichst über den Wandel vom klassischen Private Banking hin zum digitalen Vermögens-Hub. Was ist die Philosophie hinter dieser Transformation?
Karl Matthäus: Der Kern ist die Kombination aus persönlicher Beratung und digitalen Tools. Wir haben die Quirin Privatbank, die klassische Beratung bieten kann, aber gleichzeitig mit quirion einen Robo-Advisor, der automatisiertes Investieren ermöglicht. So verbinden wir das Beste aus beiden Welten – und machen Vermögensaufbau für ganz unterschiedliche Kundentypen zugänglich.

Carsten: Du betonst immer wieder die Unabhängigkeit von Provisionen. Warum ist das wichtig für dein Geschäftsmodell?
Karl Matthäus: Provisionen sind ein zentrales Problem in der Finanzbranche, weil sie Interessenkonflikte erzeugen. Wenn Berater:innen an Produkten verdienen, besteht die Gefahr, dass nicht das beste Produkt für den Kunden, sondern das profitabelste Produkt für den Berater ausgewählt wird. Quirin verzichtet bewusst auf solche Provisionen; wir arbeiten auf Honorarbasis. Das gibt uns die Freiheit, das anzubieten, was wirklich sinnvoll ist – nicht, was am meisten Marge bringt.

Carsten: Das klingt idealistisch, aber auch schwierig umzusetzen. Wie hast du diesen Spagat geschafft?
Karl Matthäus: Wir haben das schrittweise aufgebaut. Zuerst war da die Quirin Bank, dann haben wir quirion gegründet. Wir investieren stark in Technologie, damit Beratung digital skalierbar wird, aber wir bleiben gleichzeitig nah an der Kundschaft – mit realen Berater:innen, nicht nur online. Außerdem ist es uns wichtig, den Kund:innen zu erklären, was sie tun: Warum bestimmte Portfolios sinnvoll sind, wie Risiko funktioniert, wie man Entnahmepläne für den Ruhestand macht.

Carsten: Apropos Entnahmepläne: die Fragen vieler Menschen ist, ob ihr angespartes Vermögen im Alter reicht. Was sind typische Szenarien, und wie plant ihr bei Quirin hier mit?
Karl Matthäus: Ganz häufig reicht schon die Frage: „Kann ich mir mein Geld jetzt entnehmen und trotzdem etwas vererben?“ Wir rechnen solche Szenarien durch. Zum Beispiel können wir modellieren, dass jemand bei einem bestimmten Vermögen über Jahre monatlich Entnahmen tätigt, dabei aber das Kapital erhalten bleibt oder eben verzehrt wird – je nach Wunsch. Es ist eine Balance aus Lebensstandard, Absicherung und langfristiger Planung.
So entsteht ein Plan, der nicht nur auf Rendite zielt, sondern auch auf Lebensqualität.

Carsten: Du hast mal gesagt, dass du mit Quirin nicht nur die Vermögensverwaltung neu denkst, sondern auch das Mindset vieler Menschen. Welche Rolle spielt Bildung dabei?
Karl Matthäus: Eine sehr große. Ich sehe es als Teil unserer Mission, Finanzwissen in die Breite zu tragen. Nicht jeder will ein Finanzprofi sein – aber jeder sollte verstehen, was mit seinem Geld passiert. Deshalb betreiben wir nicht nur die Bank, sondern auch Bildungsplattformen, Webinare und Inhalte, die erklären, wie Kapitalmärkte funktionieren. Ein Beispiel dafür ist auch mein Buch „Geld im Glück“, in dem ich zeige, wie finanzielle Entscheidungen und persönliches Wohlbefinden zusammenhängen. Wir wollen Barrieren abbauen.

Carsten: Blick in die Zukunft: Wo soll Quirin in fünf bis zehn Jahren stehen?
Karl Matthäus: Wir wollen weiterwachsen, aber nicht um jeden Preis. Das Ziel ist, noch mehr Menschen zu erreichen, dabei aber unsere Unabhängigkeit und Qualitätsstandards zu wahren. Gleichzeitig sehen wir Potenzial bei digitalen Tools: Wir wollen noch smartere Modelle entwickeln, um Risiko, Liquidität und Lebensplanung optimal zu managen. Und wir wollen Vorbild sein – eine Bank, die finanziellen Mehrwert für die Gesellschaft schafft, nicht nur Profit.

Carsten: Zum Schluss: Welche Botschaft hast du für junge Menschen, die heute anfangen, Vermögen aufzubauen?
Karl Matthäus: Fang so früh wie möglich an – mit dem, was du hast. Nutze den Zinseszinseffekt, aber vergiss nie, wofür du investierst: nicht einfach, um reich zu sein, sondern um Optionen zu schaffen. Langfristiges Investieren ist mehr als ein Finanzmittel, es ist ein Werkzeug für Freiheit. Und hol dir Unterstützung: Finanzwissen macht stark. Wer sein Geld klug einsetzt, hat ein mächtiges Instrument.

Danke, Karl Matthäus, für Einblicke, die Geldanlage endlich verständlich machen.