Finance & Freedom Bauzinsen-Paradox: Warum trotz EZB-Senkung Immobilienfinanzierung teurer wird

Bauzinsen-Paradox: Warum trotz EZB-Senkung Immobilienfinanzierung teurer wird

Die EZB senkt den Leitzins auf 2 Prozent, doch Baufinanzierungen werden teurer statt günstiger. Wie dieser Widerspruch zustande kommt und was Immobilienkäufer jetzt wissen müssen.

Der Finanzmarkt zeigt sich von seiner widersprüchlichen Seite: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag zum achten Mal in Folge die Leitzinsen gesenkt – auf nun 2,0 Prozent. Doch wer auf günstigere Immobilienfinanzierungen hofft, erlebt eine Überraschung. Während Tagesgeld- und Festgeldzinsen erwartungsgemäß fallen, bewegen sich die Bauzinsen in die entgegengesetzte Richtung. Ein Phänomen, das Immobilienkäufer vor neue Herausforderungen stellt und Finanzexperten aufhorchen lässt.

Die Zinswende, die keine ist

Die Entwicklung ist bemerkenswert: Seit Jahresbeginn sind die Bauzinsen für zehnjährige Darlehen von 3,2 auf aktuell 3,6 Prozent gestiegen – zeitweise wurden sogar 3,7 Prozent erreicht. Und das, obwohl die EZB im gleichen Zeitraum die Leitzinsen kontinuierlich senkte. Dieses Auseinanderdriften hat einen entscheidenden Grund: Bauzinsen orientieren sich nicht primär am EZB-Leitzins, sondern an der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen.

„Die Baufinanzierungszinsen orientieren sich vorwiegend an der Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe“, erklärt Florian Pfaffinger vom Kreditvermittler Dr. Klein gegenüber „Bild“. Banken refinanzieren ihre Immobiliendarlehen am Pfandbriefmarkt, wo die Konditionen eng mit den Staatsanleihen korrelieren. Diese wiederum reagieren sensibel auf wirtschaftliche Perspektiven, Inflationserwartungen und geopolitische Entwicklungen.

Expertenprognose: Vier Prozent in Sichtweite

Die Aussichten für Immobilienfinanzierer bleiben herausfordernd. Das aktuelle Bankenpanel des Baufinanzierungsberaters Interhyp zeigt ein geteiltes Meinungsbild: Die Hälfte der befragten Experten rechnet mit stabilen Zinsen, die andere Hälfte prognostiziert einen weiteren Anstieg – möglicherweise in Richtung vier Prozent für zehnjährige Darlehen.

Ein Experte aus dem Panel bringt es auf den Punkt: „Auf mittlere Sicht spricht die absehbare Ausweitung der öffentlichen Fiskalausgaben in der Euro-Zone für höheres Wachstum, höhere Inflation und somit auch höhere Kreditzinsen.“ Diese Einschätzung unterstreicht, dass die Märkte bereits über den aktuellen Zinszyklus hinausblicken.

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