Finance & Freedom Einheitliches Rentensystem: Muss die Sonderstellung der Beamten fallen?

Einheitliches Rentensystem: Muss die Sonderstellung der Beamten fallen?

90 Milliarden Euro Pensionskosten vs. klamme Rentenkassen: Kann ein einheitliches Rentensystem die Gerechtigkeitslücke schließen? Experten sehen schwarz für die Reform – und nennen überraschende Gründe.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 3.240 Euro durchschnittliche Beamtenpension gegenüber deutlich niedrigeren Renten für Angestellte. Rund 90 Milliarden Euro kostete das Pensionssystem den Steuerzahler allein im Jahr 2024. Kein Wunder, dass die Debatte um ein einheitliches Rentensystem regelmäßig aufflammt. Doch was auf den ersten Blick nach mehr Gerechtigkeit klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als wirtschaftspolitisches Minenfeld.

Das Zwei-Klassen-System in Zahlen

Die Kluft zwischen Beamten und Angestellten wird besonders dort sichtbar, wo beide Systeme parallel existieren. Ein verbeamteter Lehrer in Nordrhein-Westfalen erhält nach 35 Dienstjahren eine Pension von rund 3.500 Euro, wie „tagesschau.de“ berichtet. Sein angestellter Kollege mit identischer Berufserfahrung muss sich mit etwa 2.000 Euro Rente begnügen – plus einige hundert Euro Betriebsrente.

Die Diskrepanz bleibt trotzdem erheblich. Hinter dem Pensionssystem steht allerdings eine wirtschaftliche Logik: Beamte verdienen während ihres Berufslebens oft weniger als vergleichbare Angestellte in der Privatwirtschaft. Die höhere Altersversorgung dient als Ausgleich für diesen Gehaltsverzicht und die Verpflichtung zur Staatstreue.

Die Rentenkassen-Illusion

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas fordert regelmäßig, Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einzugliedern. „Wir müssen die Einnahmen verbessern“, begründet sie laut „tagesschau.de“ ihren Vorstoß. Doch Wirtschaftsexperten winken ab. Die kurzfristigen Mehreinnahmen durch neue Beitragszahler würden durch massive Folgekosten zunichte gemacht.

Die öffentlichen Arbeitgeber müssten plötzlich Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteile zur Rentenversicherung übernehmen. Zudem leben Beamte statistisch länger, was die Rentenkasse zusätzlich belasten würde. „Wenn wir zwei Alterssicherungssysteme zusammenführen, die beide nicht ordentlich vorfinanziert sind, dann kommt da nirgendwo zusätzliches Geld ins Spiel“, erklärt Sozialökonom Martin Werding laut „tagesschau.de“.

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