Finance & Freedom Globale Verantwortung: Family Offices als Brücke zwischen Märkten und Generationen

Globale Verantwortung: Family Offices als Brücke zwischen Märkten und Generationen

Family Offices werden immer wichtiger – nicht nur als Hüter großer Vermögen, sondern als Gestalter von Zukunftsmärkten. In Bildung, Gesundheit und Infrastruktur in Emerging Markets können sie weit mehr bewegen als klassische Investoren.

In den letzten Jahren beobachte ich eine tiefgreifende Verschiebung: Vermögensverwalter und institutionelle Investoren – aber besonders Family Offices – bewegen sich zunehmend jenseits bloßer Renditezahlen. Sie wollen ihr Kapital nicht nur als Mittel zur Profitsicherung einsetzen, sondern als Hebel, um Märkte und Gesellschaften mitzugestalten. Dabei bieten sich gerade in sogenannten Emerging Markets enorme Chancen – vor allem in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Infrastruktur. Doch dieselben Märkte bergen auch Risiken. Für Family Offices ergibt sich daraus eine besondere Verantwortung – und eine seltene Freiheit. Family Offices entwickeln sich zunehmend zu einem entscheidenden Motor privater Märkte. Anders als institutionelle Investoren, die oft an kurzfristige Kennzahlen gebunden sind, können sie ihren Blick freier auf langfristige Chancen richten

Warum Emerging Markets?

Die Wachstumsdynamik in Ländern mit mittlerem Einkommen oder niedrigem Entwicklungsstand ist seit Jahren ungebrochen. Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, Digitalisierung und steigende Nachfrage nach Gesundheits-, Bildungs- und Mobilitätsinfrastrukturen schaffen enorme Investitionspotenziale. Laut einer aktuellen Umfrage von BlackRock planen Family Offices, ihre Allokation in Infrastruktur im kommenden Jahr weiter zu erhöhen. Vor allem Infrastrukturprojekte bieten stabile Cashflows, Diversifizierungschancen und oftmals Schutz gegenüber Inflation. Zielrenditen von 12-16 % sind dabei als Zielgröße im Markt realistisch. Solche Projekte profitieren oft von langfristigen Verträgen, regulierten Einnahmeströmen und Einnahmesicherung (z. B. durch staatliche Garantien oder Zuschüsse). Der Risikoaufschlag durch politische oder Währungsrisiken muss jedoch eingepreist werden.

Die Rolle von Family Offices: Kapitalschutz und Zukunftsbau zugleich

Family Offices stehen oft zwischen zwei Polen: Sie tragen die Verantwortung für das Erbe und Vermögen über Generationen – und haben gleichzeitig die Freiheit, mutiger zu investieren, als es klassische institutionelle Strukturen oft erlauben. Diese Doppelrolle macht sie zu idealen Akteuren in Märkten, in denen Geduld, Verständnis und Kontinuität nötig sind.

Einige Aspekte, die ich besonders relevant finde:

  • Langfristiger Horizont: Projekte in Bildung oder Infrastruktur entfalten Wirkung oft erst über Jahre, Jahrzehnte. Ein Family Office kann solche Zyklen durchhalten, während viele Fonds schon Ausstiegsdruck verspüren.
  • Ethik als Leitlinie: Sie können aktiv entscheiden, mit welchen Partnern sie kooperieren – nach Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) oder Impact-Standards.
  • Ko-Investitionen und Allianzen: In herausfordernden Märkten lassen sich Risiken senken, wenn man mit anderen Family Offices, multilateralen Institutionen oder Impact-Investoren zusammenarbeitet.
  • Kapazitätsaufbau vor Ort: Oft reicht Kapital nicht allein. Lokale Netzwerke, Managementunterstützung, Wissenstransfer sind genauso entscheidend.

Risiken – und wie man ihnen begegnet

Kein Weg ist risikolos. Wer in Emerging Markets investiert, muss sich mit politischer Instabilität, regulatorischen Unsicherheiten, Währungsrisiken, Governance-Problemen oder Infrastrukturdefiziten auseinandersetzen. Aber es gibt Gegenstrategien:

  1. Gründliche Due Diligence – besonders bei Governance-Strukturen lokaler Partner und Transparenz im Projektmanagement.
  2. Diversifikation – nicht alles in ein Land, eine Region oder einen Sektor stecken.
  3. Lokale Allianzen – mit NGOs, Regierungen oder multilateralen Institutionen zusammenarbeiten, um Risiken zu teilen.
  4. Flexible Strukturen – Investments so gestalten, dass Anpassungen möglich sind (z. B. Phaseninvestitionen, Meilensteinfinanzierung).
  5. Kapazitätsaufbau & Monitoring – nicht nur Kapital zuschießen, sondern Governance, Reporting, Audit und Controlling lokal stärken.

Venture Philanthropy: Kapital mit Wirkung

Viele Family Offices suchen jedoch nicht nur eine Renditechance, sondern völlig zurecht eine Rolle als Gestalter. Sie haben die Möglichkeit, längerfristig zu denken, nicht nur Quartalsergebnisse zu liefern – und damit auch ethische Standards höher zu setzen.

Family Offices und Familienstiftungen können durch nachhaltiges Invest weit mehr leisten als über klassische Spenden. Mit Venture Philanthropy übertragen sie Prinzipien der Wagnisfinanzierung auf den gemeinnützigen Bereich: Mehrjährige Partnerschaften, gezielte Finanzierung und strategische Begleitung. Die Canopus Foundation etwa investiert in ländliche Elektrifizierung, Bildung und nachhaltige Infrastruktur. Die Zuellig Family Foundation auf den Philippinen stärkt lokale Führungskräfte im Gesundheitswesen, um dauerhafte Strukturen aufzubauen. So wird Kapital nicht nur bewahrt, sondern gezielt eingesetzt, um gesellschaftliche Wirkung und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Für mich scheint das der bessere und vor allem nachhaltigere Weg als das eigene Vermögen an einem „Bürgerrat für Rückverteilungzur Verfügung zu stellen, damit dieser über die Verteilung an gemeinnützige Organisationen entscheidet.

Kapital global einsetzen heißt Gesellschaft gestalten

Wer Kapital global einsetzt, setzt nicht nur Märkte in Bewegung – er gestaltet Gesellschaften.
Family Offices tragen aus meiner Sicht dabei eine doppelte Verantwortung: Sie bewahren Werte für kommende Generationen und übernehmen zugleich die Rolle eines aktiven Möglichmachers in Entwicklungsökonomien. Wer mit Bedacht, Ethik und Mut in Gesundheitssysteme, Bildungseinrichtungen oder urbane Infrastrukturprojekte investiert, wird nicht nur Renditen erzielen. Er wird Brücken schlagen: zwischen Ländern, Generationen und sozialen Schichten. Ich sehe in dieser Aufgabe kein Widerspruch, sondern ein Privileg: mit Kapital Widerstandskraft zu bauen – und neben Marktwachstum auch gesellschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen.

Wenn Sie Lust haben, tiefer in einzelne Märkte oder Sektoren einzusteigen, oder konkrete Projektideen skizzieren möchten – schreiben Sie mir gerne direkt.

Carsten Puschmann