Kein Geld, kein Problem – wie Daniel Stammler ohne VC zum Exit-Boss wurde
Venture Capital Expertin, Angel Investorin und Mentorin für Startups Sherin Maruhn im Gespräch mit Daniel Stammler. Daniel Stammler hat Kolibri Games mit Null Euro Wagniskapital aufgebaut – und für 120 Millionen an Ubisoft verkauft. Heute investiert er über sein Family Office BLN Capital in Start-ups und weiß genau, warum der größte Exit nicht immer der beste ist. In „How to Invest“ spricht er über profitable Gründung ohne Glamour, harte Learnings beim Exit und warum zwei Tage Probearbeiten oft mehr bringen als jedes Bewerbungsgespräch.
Sherin: Hi Daniel, willkommen bei How to Invest. Schön, dass du da bist! Wie war dein Morgen?
Daniel: Hi Sherin! Erstmal: Kaffee – schwarz, keine Milch. Mir geht’s super, danke. Ich bin gerade aus Mallorca zurück – traumhaftes Wetter, perfekte Mischung aus Sonne und Perspektivwechsel.
Klingt gut! Bevor wir in die Investment-Welt eintauchen, lass uns kurz über deinen Unternehmer-Weg sprechen. Ihr habt Kolibri Games ohne Venture Capital auf über 100 Mio. Downloads und mehr als 50 Mio. Euro Umsatz gebracht – bis hin zum Exit. Warum habt ihr euch gegen VC-Geld entschieden?
Daniel: Ganz ehrlich? Am Anfang wollte uns fünf Studenten niemand finanzieren – kein Netzwerk, keine Connections. Also blieb uns nur: profitabel sein. Im Nachhinein war das ein Segen. Wir konnten alles selbst bestimmen: Tempo, Team, Exit-Timing. Und der Umsatz hat sich schneller entwickelt, als wir je gedacht hätten – ganz ohne VC.
Dann kam Ubisoft mit einem 120-Millionen-Deal für 75 % der Anteile. Was war dein wichtigstes Learning aus diesem Prozess?
Definitiv: Hol dir einen M&A-Profi oder eine Investmentbank an die Seite. Die verhandeln den Preis, während du dich darum kümmerst, dass die KPIs weiter steigen. Käufer zahlen lieber für stabiles Wachstum – und so ein Prozess dauert Monate. Da muss der Laden laufen, als wär nichts.
Nach dem Exit habt ihr euer Family Office BLN Capital gegründet. Wie managt man plötzlich ein neunstelliges Vermögen?
Erstens: Struktur vor Strategie. Wir haben erst die richtige Gesellschaftsform aufgesetzt, Liquiditätsbedarfe geplant – und erst dann das Kapital auf verschiedene Anlageklassen verteilt.
Zweitens: Einen Profi-CIO einstellen – jemanden, der jeder Bauchentscheidung eines optimistischen Gründerteams eine knallharte Excel-Prüfung verpasst.
Ihr seid anfangs mit 300–400k pro Startup rein und investiert jetzt eher Tickets zwischen 50k und 150k. Was steckt hinter dieser Veränderung?
Deutsche Exits sind selten Milliarden-Storys. Warum also auf den großen Moonshot hoffen, wenn ein 10x in der Seed-Phase realistischer – und oft rentabler – ist? Wir investieren lieber früh, legen selten nach. Fokus statt FOMO.
Viele Gründer feiern Gründer‑Investoren. Aus Investorensicht sind sie jedoch oft die schlechteren Geldgeber. Wie siehst du das?
Wir Founder verlieben uns in Gründer‑Stories, weil sie unsere eigene spiegeln. Aber ein guter Investor liebt kalte, harte Fakten. Deshalb lassen wir jedes Deck vom CFO auseinandernehmen – damit Emotionen nicht ungefiltert in die Cap Table rutschen.
Euer Recruiting‑Geheimnis?
Zwei‑Tage‑Trial‑Days. Kandidat*innen arbeiten im Team, wir zahlen Hotel & Flug. Danach wissen beide Seiten, ob es wirklich passt. Ist günstiger als sechs Monate Fehlbesetzung.
Und persönlich: Wie fühlt sich das Leben nach einem neunstelligen Exit an?
Erstmal überraschend leer. Slack ist still, keiner braucht dich mehr. Die geplante Weltreise hat Corona verhindert. Als wir Kolibri dann ganz verlassen haben, hab ich mir eine neue Mission gesucht: dem Ökosystem etwas zurückzugeben – und anderen Gründern zu helfen, bessere Investoren zu finden. Oder einfach bessere Zahlen.
Zum Abschluss: Drei Take-aways für Gründerinnen und Investorinnen?
- Kleinere Tickets = oft größerer Return.
- Banker = unverzichtbarer Bodyguard beim Exit.
- Hire slow, fire rarely: Trial statt Smalltalk.
Danke, Daniel – klare Worte und viele Insights!
Danke dir. Hat Spaß gemacht!