Krankenversicherung vor dem Kollaps: Experten warnen vor massivem Beitragsanstieg bis 2027
Gesetzlichen Krankenkassen droht bis 2027 ein Finanzloch von über 12 Milliarden Euro. Ohne radikale Reformen könnten die Beiträge auf 18,3 Prozent steigen. Experten fordern jetzt strukturelle Veränderungen und staatliche Entlastung.
Die gesetzliche Krankenversicherung steuert auf ein finanzielles Desaster zu. Bis 2027 könnte den Kassen ein Defizit von mehr als 12 Milliarden Euro drohen. Die Konsequenz wäre ein Anstieg der Beitragssätze von aktuell durchschnittlich 17,5 auf voraussichtlich 18,3 Prozent. Eine Entwicklung, die Versicherte und Unternehmen gleichermaßen belasten würde. Nach der „Bild“-Enthüllung dieser alarmierenden Zahlen entbrannte eine intensive Debatte unter Gesundheitsexperten und Politikern über notwendige Gegenmaßnahmen.
Bürgergeld-Finanzierung als Hauptkritikpunkt
Führende Kassenvertreter identifizieren die Finanzierung von Bürgergeld-Empfängern als zentrales Problem. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, richtet via „Bild.de“ einen klaren Appell an die Politik: „Unsere Versicherten und ihre Arbeitgeber müssen jedes Jahr alleine schon 10 Mrd. Euro für die Versicherung von Bürgergeld-Empfängern aufbringen.“ Diese Aufgabe gehöre eindeutig in die Verantwortung des Finanzministeriums und müsse aus Steuergeldern finanziert werden.
In die gleiche Kerbe schlägt bei „Bild.de“ Andreas Storm, Chef der DAK-Gesundheit. Er bezeichnet die prognostizierten Zahlen als „erschreckend“ und fordert eine „auskömmliche Finanzierung der Ausgaben für Bürgergeldempfänger“ durch den Staat. Die aktuelle Praxis belaste die Beitragszahler mit rund 10 Milliarden Euro jährlich.
Radikale Strukturreform des Kassensystems
Ein weiterer Lösungsansatz zielt auf die Reduzierung der Verwaltungskosten durch eine drastische Verringerung der Kassenanzahl. Stephan Pilsinger, stellvertretender Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Bundestag, sieht vor allem ein „Effizienzproblem“ und fordert Einsparungen bei den Verwaltungskosten.
Bayerns CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek wird gegenüber „Bild“ noch deutlicher: „Es kann nicht sein, dass wir über Milliardendefizite reden, aber gleichzeitig fast 100 gesetzliche Krankenkassen mitfinanzieren.“ Auch Jochen Ott, SPD-Fraktionsvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, unterstützt diesen Ansatz und plädiert für „weniger Kassen und weniger unnötige Untersuchungen“.