Finance & Freedom Kriegsaktien-Boom: Die neuen Tech-Stars an der Börse?

Kriegsaktien-Boom: Die neuen Tech-Stars an der Börse?

Analysten setzen auf weitere Kursgewinne

JPMorgan-Experte David Perry sieht trotz der bereits massiven Kursanstiege weiteres Potenzial. Viele Rüstungswerte hätten zwar seine Kursziele bereits überrundet, doch angesichts der „extrem dynamischen Nachrichtenlage“ will er seine Schätzungen nach oben anpassen. Die Logik dahinter: Solange Russland den Ukraine-Krieg weiter eskaliert, statt auf Verhandlungen einzugehen, dürfte die Nachfrage nach Verteidigungsgütern nicht abreißen.

Besonders bemerkenswert: Das Handelsvolumen bei Rheinmetall bleibt hoch. Allein anderthalb Stunden vor Handelsende wurden am Dienstag fast 190.000 Aktien gehandelt. Ein Zeichen dafür, dass immer neue Investoren auf den fahrenden Zug aufspringen – trotz eines 52-Wochen-Hochs von 1.882,50 Euro, das mehr als viermal so hoch liegt wie das 52-Wochen-Tief von 435,30 Euro.

Die neue Normalität der Verteidigungsinvestitionen

Was wir erleben, ist nichts weniger als eine Zeitenwende an den Kapitalmärkten. Rüstungsaktien, die jahrelang als ethisch bedenkliche Investments galten und von vielen institutionellen Anlegern gemieden wurden, sind plötzlich Mainstream. ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) werden neu interpretiert – mit dem Argument, dass Verteidigung zur Sicherung von Frieden und Demokratie beiträgt.

Die Zahlen von Rheinmetall unterstreichen diese Entwicklung: Im letzten abgeschlossenen Geschäftsjahr erzielte der Konzern mit seinen knapp 30.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 6,4 Milliarden Euro und einen Gewinn von 750 Millionen Euro. Tendenz: stark steigend. Analysten erwarten, dass sich diese Kennzahlen in den kommenden Jahren deutlich verbessern werden.

Die Rüstungsrallye dürfte weitergehen – zumindest so lange die geopolitischen Spannungen anhalten. Was wir erleben, ist eine fundamentale Neubewertung des Verteidigungssektors, der von einem Nischenmarkt zum Mainstream avanciert. Die Fünf-Prozent-Ziele der NATO würden die Verteidigungsbudgets in Europa mehr als verdoppeln – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Auftragslage der Rüstungskonzerne.

Doch Anleger sollten wachsam bleiben: Wie bei jedem Boom besteht die Gefahr einer Überhitzung. Sollte sich die geopolitische Lage entspannen oder die Haushaltsdisziplin die ambitionierten Aufrüstungspläne bremsen, könnte die Luft schnell dünn werden. Für den Moment aber gilt: Kriegsaktien sind die neuen Tech-Stars – ein Phänomen, das mehr über unsere geopolitische Realität aussagt als jede sicherheitspolitische Analyse.

Quellen: Welt, Börse Online

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