Finance & Freedom Lehrer-Lotterie: Gleiche Arbeit, 900 Euro Renten-Gap zwischen Beamte und Angestellte

Lehrer-Lotterie: Gleiche Arbeit, 900 Euro Renten-Gap zwischen Beamte und Angestellte

Deutschlands Bildungssystem pflegt eine finanzielle Zweiklassengesellschaft: Angestellte Lehrer erhalten trotz identischer Arbeit fast 900 Euro weniger Rente als verbeamtete Kollegen. Die Reformdebatte zeigt Deutschlands wirtschaftspolitisches Dilemma.

Die Zahlen sind brutal: 1.731 Euro Rente für angestellte Lehrer versus 3.214 Euro Pension für verbeamtete Kollegen – bei identischer Qualifikation und Arbeitsleistung. Dieses finanzielle Apartheidsystem im deutschen Bildungswesen offenbart eine der größten Ungerechtigkeiten im Arbeitsmarkt.

Von den rund 1,7 Millionen Lehrkräften in Deutschland sind laut „Bild“ etwa zwei Drittel verbeamtet – während das restliche Drittel trotz gleicher Leistung massiv benachteiligt wird.

Systembedingte Ungleichheit: Zwei Welten im Klassenzimmer

Die Diskrepanz beginnt nicht erst im Ruhestand. Bereits während des aktiven Berufslebens öffnet sich die Schere. Angestellte Lehrkräfte verdienen durchschnittlich 600 Euro weniger als ihre verbeamteten Kollegen, wie „Merkur“ berichtet. Besonders krass wird es bei Familienzuschlägen: Verbeamtete verheiratete Lehrer in NRW kassieren 169 Euro extra, plus bis zu 730 Euro pro Kind zusätzlich zum regulären Kindergeld.

In Baden-Württemberg sind es für das dritte Kind sogar fast 990 Euro extra, wie aus den Daten von „Merkur“ hervorgeht. Das Ergebnis: Bis zu 1.700 Euro monatliche Zusatzbezüge für Beamte, die angestellten Lehrern komplett verwehrt bleiben. Diese systematische Ungleichbehandlung wirkt sich doppelt negativ aus: Weniger Einkommen bedeutet auch weniger Möglichkeiten zur privaten Altersvorsorge.

Rentensystem-Reform: Österreichisches Modell als Ausweg?

Die wirtschaftspolitische Debatte um eine grundlegende Reform des deutschen Rentensystems nimmt Fahrt auf. Arbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas will laut „Bild“ künftig auch Beamte in die Rentenversicherung einbeziehen – nach österreichischem Vorbild. Dort zahlen seit 2005 auch Beamte, Politiker und Selbstständige in ein gemeinsames System ein.

Der Kontrast zwischen den Systemen ist frappierend: Während verbeamtete Lehrer in Deutschland über 70 Prozent ihrer letzten Bezüge als Pension erhalten, müssen sich angestellte Kollegen mit einem Rentenniveau von unter 50 Prozent begnügen, wie „Merkur“ dokumentiert. Nach Berechnungen des Sozialverbands VdK würde ein angestellter Lehrer mit zuletzt 5.900 Euro Bruttogehalt nach 42 Dienstjahren gerade einmal 2.311 Euro (1.731 Euro gesetzliche Rente plus 580 Euro Zusatzversorgung) netto erhalten.

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